Die pure Versuchung
die beste Medizin gegen deine Beschwerden. Du wirst erstaunt sein, wie viel besser du dich fühlst, wenn du etwas Vernünftiges im Magen hast.“
Er rieb sich die Stirn, hinter der es noch immer pochte. Einem Streit war er jetzt auf keinen Fall gewachsen. Er hob seine Kaffeetasse und trank einen Schluck.
Ja, das half.
Er zwang sich, der Frau, die ihm gegenübersaß, in die Augen zu sehen. Ihre Größe, Form und Farbe faszinierten ihn. Sie waren groß, dunkel und leicht mandelförmig, was der Fremden ein exotisches Aussehen verlieh. Er schüttelte rasch den Kopf. Was spielte es für eine Rolle, wie ihre Augen aussahen?
„Meine Erinnerung an letzte Nacht ist ein wenig verschwommen“, gestand er schließlich.
Auf ihrem Gesicht erschien ein strahlendes Lächeln. „Oh, es gibt absolut nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest, Dan. Du warst wundervoll! Das werde ich nie vergessen.“
Er lehnte sich zurück und sah sie verwirrt an. „Wundervoll?“
Sie nickte begeistert und begann zu essen.
„Was genau habe ich denn getan, das so wundervoll war?“
Sie kaute zu Ende und trank einen Schluck Saft. „Na ja“, meinte sie zögernd. „Ich könnte gar nicht benennen, was es im Einzelnen war.“
„Versuchen Sie es“, drängte er sie und beschloss, den Toast und den Speck zu probieren. Nach dem ersten Bissen stellte er erleichtert fest, dass es nicht nur sehr gut schmeckte, sondern auch in seinem Magen bleiben würde. Er schöpfte neuen Mut.
„Nun, du hast mich einfach umgehauen. Ich konnte dir nicht widerstehen. Ich …“ Sie hielt inne. „Du glaubst mir nicht, oder?“
„Kein Wort“, bestätigte er und aß ein Stück Ei mit Speck.
„Aha.“
„Also, was soll das Ganze? Wer sind Sie, und was machen Sie hier?“
Sie betrachtete ihn eine Weile. Dann seufzte sie und sagte: „Du erinnerst dich wirklich nicht an mich, nicht wahr?“
Er aß den letzten Bissen Ei und nahm sich noch eine Scheibe Toast. „Ich erinnere mich gut genug, um zu wissen, dass ich weder unwiderstehlich noch umwerfend gewesen bin. Ich hatte Mühe genug, mich nicht selbst umzuwerfen.“
Sie lachte, und es überraschte Dan. Sie hatte ein fröhliches, heiseres Lachen, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Er richtete sich auf und griff nach der nächsten Toastscheibe.
Shannon stand auf und schenkte ihnen beiden Kaffee nach. Als sie wieder saß, stützte sie das Kinn in die Hände und fragte: „Kannst du dich an Buddy Doyle erinnern?“
Er starrte sie an und überlegte zum ersten Mal, ob sie möglicherweise eine Geisteskranke war. Wenn ja, musste er sehr behutsam mit ihr umgehen.
„Buddy Doyle?“, wiederholte er.
„Ja.“
„Der einzige Buddy Doyle, den ich kenne, war ein Kerl auf der Highschool. Er war drei Jahre lang einer der besten Verteidiger in unserem Footballteam.“
Sie lächelte, als hätte er ihr eine Freude gemacht. „Das ist Buddy. Ich bin seine jüngere Schwester, Shannon.“
„Buddy Doyle ist Ihr Bruder?“
„Ja.“
„Und was hat Buddy Doyle damit zu tun, dass Sie hier bei mir sind?“
„Absolut nichts.“
„Ich verstehe.“ Er wünschte, es wäre so. Diese Geschichte wurde mit jeder Minute bizarrer.
„Ich war ein paar Klassen unter dir“, erklärte sie.
„Stammen Sie aus Wimberley?“
„Dort bin ich zur Schule gegangen. Wir hatten eine Ranch südlich davon.“
Dans Ranch lag nördlich von Wimberley. Er konnte sich nicht an Shannon erinnern. Aber wenn sie zusammen zur Schule gegangen wären, würde er das noch wissen. Sie gehörte nicht zu der Sorte Frau, die ein Mann so rasch wieder vergaß.
„Was machen Sie hier?“
„Ich bin vor Kurzem wieder nach Texas zurückgekehrt und suche einen Job. Ich habe mich auf eine Anzeige in einer Zeitung aus Austin beworben und dabei festgestellt, dass du der Besitzer des Unternehmens bist. Leider hörte ich, dass du Ferien machst. Und da ich selbst seit Jahren keinen Urlaub mehr gemacht habe, wollte ich für ein paar Tage auf die Insel kommen. Du kannst dir mein Erstaunen sicher vorstellen, als ich dich gestern Abend an der Bar entdeckte. Es war, als hätte das Schicksal uns zusammengeführt.“
Langsam ließ er das Besteck sinken und legte es auf seinem inzwischen leeren Teller zusammen. „Habe ich das richtig verstanden? Sie sind hier wegen eines Vorstellungsgesprächs?“
Sie lachte. „Oh nein. Ich will mich hier erholen. Ich werde warten, bis du wieder in Austin bist, und dann einen Termin für ein Bewerbungsgespräch
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