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Die putzende Lottofee

Die putzende Lottofee

Titel: Die putzende Lottofee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Pasadena
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Der von links kommende Motorradfahrer würde nicht mehr rechtzeitig bremsen können. In seinem früheren Leben wäre Lenny zu diesem Zeitpunkt von der Bushaltestelle gekommen. Woher genau er kam, wusste er selbst nicht mehr genau. Der Krankenwagen fiel ihm als allererstes auf. Zwar kam Frau Schindler immer ohne Blessuren aus ihrer Einfahrt heraus, aber 200 Meter weiter an der Kreuzung, sollte sie dieses Mal auf die Schippe, oder besser gesagt, auf die Lenksäule genommen werden. Der Motorradfahrer wäre noch gute 50 Meter weitergefahren, mit Frau Schindler auf den Unterarmen versteht sich, dann aber im Gebüsch neben dem Kindergarten eingeschlagen. 
    Es kam wie ein Blitz in Lennys Erinnerung. Immer gegen 15 Uhr steuerte sie ihr „Turmberg-R ad“ in Richtung St. Augustinus Kirche, um sich dort um den Blumenschmuck auf dem Altar zu kümmern und sich dabei wichtiger als der Papst vorzukommen.
    „Was sollen wir nur machen?!“, fragte Michi. „ Mir ist heute langweiliger als sonst!“ sagte er und schaute Lenny dabei vorwurfsvoll an, als sein Lenny für Michis persönliche Belustigung zuständig.
    Lenny schaute auf seine Uhr.
    „Gleich!“, sagte Lenny und schnaufte dabei tief durch.
    „Was gleich!?“, fragte Michi und wollte die Antwort eigentlich gar nicht wissen.
    „Frau Schindler müsste in den nächsten fünf Minuten von einem Motorrad über den Haufen gefahren werden. Besser gesagt, ins Gebüsch katapultiert werden“, sagte Lenny und schrieb einige Vokabeln auf ein Karteikärtchen.
    „Ac h ja! Stimmt, du hast mir in Thailand so was in der Richtung erzählt. Die Olle aus der Nachbarschaft“, grummelte Michi und fuhr sich dabei durchs Gesicht. „Renn doch zu ihr hin und halte sie auf“, sagte er und begab sich an Lennys Rechner. Er schaltete den Knopf ein und wartete bis auf dem Bildschirm das Logo des Softwareherstellers aufleuchtete.
    „Nein… Mitch… nei n“, flüsterte Lenny vor sich hin und verzog das Gesicht.
    Er stand auf und begab sich zum Fenster.
    „Du weißt ja… oder ich sag’s mal so rum… ich hab dir schon öfters gesagt, dass man da nicht so radikal eingreifen darf. Sonst könnten gewisse Dinge aus den Fugen geraten“, sagte Lenny und schien nervös zu sein.
    „Du meinst wohl, dass ich dir das mal zu Beginn erzählt habe“, gab Michi zurück. „Seit einiger Zeit meinst du aber, dass du diese Patentlösung für dich gepachtet hast!“ Michi blaffte fast schon. Er klickte sich durch das Menü mit den Musikdateien und kommentierte die einzelnen Ordner mit Worten wie „gut“, „scheiße“, „noch schlimmer“, „genial“ oder „katastrophal“. Lenny juckten diese Anspielungen nicht. Immer wenn Michi langweilig war, benahm er sich wie ein pubertierender Teenager.
    „Oh je… sie belädt schon ihren Gepäckträger!“, sagte Lenny und drehte sich ruckartig zu Michi um.
    „Dann lass uns zusehen, was passiert!“, sagte Michi und checkte nun, dass mit Langweile vielleicht gleich Schluss sein könnte. „Wir filmen es und stellen es ins Internet“, sagte er und grinste dabei hämisch.
    „Hast du noch alle Tassen im Schrank!“, fuhr Lenny Michi an.
    „Wieso… soweit du mir das damals am Strand richtig erzählt hast, war sie ein paar Tage im Krankenhaus und kam an einem Stück wieder nach Hause. Du hast gesagt, dass sie Jahre später noch diesen Assi aus der Nachbarschaft, wie hieß er noch mal….“, Michi grübelte und fuhr dann mit breitem Lächeln fort: „…Ach ja… Eddy! Den hat sie doch mit dem Besen vom Grundstück gejagt, oder? Ziemlich lebendig, wie mir scheint“, scherzte Michi und schien es mit dem Vorschlag des Unfallvideos todernst zu meinen.
    Lenny hatte keine Zeit mehr, um auf Michis nervige Kommentare und Ratschläge zu reagieren.
    „Lass uns runter ans Hoftor gehen. Wir müssen sie nur für einen kurzen Moment ablenken, dann verfehlt der Motorradfahrer sie vielleicht; Oder umgekehrt, sie verfehlt ihn“, brüllte Lenny und schnippte dabei mit den Fingern, als hätte er in diesem Moment die Lösung für alle Probleme dieser Welt gefunden.
    Lenny packte Michi an der Schulter, als wolle er ihn hinter sich herschleifen; koste es, was es wolle. Fast so, als wolle Lenny Michi bei diesem die Geschichte verändernden Moment dabei haben. Vielleicht aber auch nur deshalb, weil er für das nun Geschehende, nicht alleine die Verantwortung tragen wollte.
    Beide stürmten durch den Gang das Treppenhaus hinunter. Die alten Holztreppen knarrten und bogen sich

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