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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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gleichen Weg, den sie gekommen waren, zum Wagen, wo der Hüne den beiden leichte Betäubungsspritzen verpasste, die sie bis zur Ankunft am Treffpunkt ruhigstellen sollten.
    Alles klappte wie am Schnürchen. Der Stromausfall machte ihren Einsatz noch leichter. Ungehindert fuhren sie durch die dunklen Straßen zum wenige Kilometer entfernten Wiecker Hafen, wo das Boot lag.
    Als Ferrand auf See plötzlich die Motoren drosselte, wunderte sich Duvall. Er sah keine Positionslichter, nur graue Dunkelheit.
    »Das ist der Treffpunkt.« Ferrand zwängte das Boot in eine sanfte Linkskurve.
    »Was ist das, verdammt noch mal?« Plötzlich blinkte seitlich von ihnen in der See ein Licht, etwa auf Wasserhöhe.
    Duvall starrte auf einen röhrenförmigen Rumpf, der ihn an eine riesenhafte, im Wasser treibende Zigarre erinnerte.
    Die dunkle Röhre maß gut zwanzig Meter und war damit fast doppelt so lang wie ihr Motorboot. Die Röhre war oben abgeflacht und lag tief im Wasser, sodass trotz der ruhigen See immer wieder Wellen über sie hinwegspülten.
    In der Mitte der Röhre ragte ein trapezförmiger Aufbau von knapp einem Meter aus dem Wasser, aus dem wiederum das Endstück eines Rohres ragte.
    Ein kleines Sehrohr, dachte Duvall. »Ein U-Boot.«
    Ferrand drosselte die Motoren weiter, bis die beiden Boote nebeneinander lagen.
    »Das ist ein Tauchboot«, sagte Ferrand anerkennend und hielt ihr Boot mit sanften Steuerbewegungen auf Position.
    »Du meinst ein Mini-U-Boot?« Duvall starrte weiter auf die Röhre mit dem trapezförmigen Aufbau in der Mitte.
    »Nein. Ein Tauchboot. Auch wenn ihr Name etwas anderes vermuten lässt, können sie nicht wie U-Boote tief tauchen. Sie haben keine Tauchzellen. Jedenfalls nicht die älteren Modelle. Tauchboote sinken nur dicht unter die Wasseroberfläche, liegen eher im Wasser. Deshalb auch die viel kleineren Aufbauten.«
    »Aha.«
    »Diese Tauchboote können fünftausend Kilometer und mehr fahren. Sind bis zu zehn Knoten schnell. Die Dinger sind nichts anderes als eine Stahlhaut mit zwei starken Dieselmotoren. Der Rest besteht aus Tanks, Stauraum und ein klein wenig Platz für ein paar Mann Besatzung. Sie sind von Überwasserbooten aus kaum zu entdecken, schon gar nicht nachts.«
    Duvall musterte den flachen, eckigen und mit kleinen Fenstern versehenen Aufbau oberhalb der Wasserlinie.
    »Genial. Ein paar kleine Wellen, und der Aufbau ist auch verschwunden.«
    »Das ist der Sinn der Dinger. Die neuesten Boote haben sogar kleine Tauchzellen. Damit schaffen sie es, ganz unter der Wasseroberfläche zu verschwinden. So werden sie auch für die Überwachung aus der Luft unsichtbar. Und sie haben den modernsten Navigationsschnickschnack an Bord.«
    »Du bist ja bestens informiert. Woher kennst du Tauchboote?«
    »Ich habe vor zwei Jahren bei einem Einsatz in Mittelamerika mitgemacht. Jagd auf Drogenbosse, angeblich im Auftrag der amerikanischen Regierung - aber so genau haben sie uns das nicht gesagt. Vielleicht war es auch die Konkurrenz. Da haben wir eines von den Dingern auf See aufgebracht.« Ferrand grinste. »Die Laderäume fassen zehn Tonnen Kokain.«
    Dann passte da auch das Goldstück hinein, dachte Duvall und beobachtete, wie sich eine Luke in dem trapezförmigen Aufbau öffnete und zwei Männer herauskrabbelten.
    Einer der beiden blieb neben dem Aufbau stehen und winkte. Der andere Mann balancierte mehrere Schritte Richtung Heck, um sich dann zwischen ein paar Metallverstrebungen zu hocken.
    Duvall konnte in der Dunkelheit nicht erkennen, was der Mann dort tat. Die zwei eingeschalteten Scheinwerfer beleuchteten den Aufbau des Tauchbootes.
    »Das ist doch ein Maschinengewehrstand«, sagte Duvall misstrauisch und starrte weiter auf die Metallkonstruktion.
    »Manchmal sind sie bewaffnet. Aber üblicherweise vermeiden sie jeden unnötigen Ballast. Maximale Transportkapazität. Wenn sie entdeckt werden, versenken sie das Boot einfach. Keine Beweise.«
    Duvall sah zum Heck ihres Bootes. Der Hüne stand mit dem jungen Wissenschaftler an der Reling und schrie ihm Anweisungen ins Ohr. Duvall verstand die Worte nicht, aber die Gesten des Hünen waren eindeutig.
    Ihr Goldstück sollte das Transportmittel wechseln.
    Der Hüne hielt ihm eine Rettungsweste hin. An der Weste wippte ein kleiner, wasserdichter Beutel, der mit einem reißfesten Plastikband an einer der Ösen der Rettungsweste befestigt war. In dem Beutel waren die persönlichen Sachen des jungen Wissenschaftlers. Duvall kannte den Inhalt, denn er

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