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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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schon gar nicht mehr an den Hünen, als eines Tages der Anruf kam, der Duvall und Ferrand nach Hamburg lockte. Genau in dem Moment, in dem er wieder einmal dringend Geld brauchte.
     
    »Weißt du eigentlich, dass unsere Dilettanten vor ein paar Wochen schon einmal versucht haben, diesen Kemper einzufangen, und die Aktion abgeblasen haben, weil unser Goldstück sie entdeckt hat?«
    »Woher weißt du das?«, fragte Duvall überrascht.
    »Unser Kleiner hat es mir erzählt.« Ferrand lachte böse auf. »Erst danach hat dein Freund dich angerufen, weil zwei seiner ›Helden‹ ausgestiegen sind. Der Youngster sagte auch, dass der Hüne, dein lieber Franz, am liebsten einen Rückzieher gemacht hätte. Skrupel. Aber er konnte nicht. So viel zu deinem Freund! Ich könnte jetzt zufrieden in meinem Haus am Mittelmeer sitzen und bequem überwintern.«
    »Jetzt bin ich schuld, ja?«, brüllte Duvall. »Du warst es doch, der rumgejammert hat. Ohne das Geld bist du doch so gut wie blank. Nicht einmal für euren billigen Atomstrom wird es reichen, mit dem ihr fast alle heizt. Du wirst mit kaltem Arsch dasitzen, weil sie dir den Saft abdrehen.«
    Duvall beugte sich zu Ferrand hinüber. Urplötzlich überkam ihn die Lust, seinem Freund so richtig eine zu verpassen. Als kleine Rache für dessen Ermahnungen, er solle nicht so viel saufen.
    »Und das Mädchen, das dir den Winter über den Kleinen polieren soll, wird dir was husten, wenn du nicht mit der Kohle winkst.«
    Er grinste zufrieden. Das Schweigen zeigte ihm, dass sein Schlag saß.
    Ferrand riss den rechten Arm nach oben und stieß mit dem angewinkelten Ellenbogen zu.
     
    »Glotz nicht so!«
    Die Frau sah ihn forschend an, was Duvall ohnehin nicht leiden konnte. Und jetzt schon gar nicht. Ferrands Ellbogenstoß hatte sein linkes Auge getroffen. Er spürte die von Minute zu Minute wachsende Schwellung und wusste, wie das enden würde. Mit einem Veilchen, mit dem er zwei Wochen lang überall auffallen würde.
    Die Knochen rund um das Auge schmerzten höllisch. Daran änderte auch der Wodka nichts, den er zur Betäubung getrunken hatte.
    »Kann ich etwas Wasser haben? Ich habe Durst.«
    »Wir sind hier nicht im Hotel!«
    Duvall trat mit mürrischer Miene zum Fenster und sah hinaus. Ferrand war mit Kemper schon Ewigkeiten unter den Bäumen.
    »Nur einen Schluck Wasser!«
    »Du hörst schlecht, was?« Duvall bleckte die Zähne. »Mit Essen und Trinken sieht es schlecht aus. Also jammert mir nicht die Ohren voll, wie durstig oder hungrig ihr seid.«
    »Was wollen Sie von mir? Ich bin doch nur eine Last für Sie!« Die Stimme der Frau nahm bei jedem Wort an Eindringlichkeit zu. »Sie sollten mich freilassen!«
    »Freilassen? Das würde ich auch sagen.« Es amüsierte ihn, wie sie voller Hoffnung nickte. »Du bist Verhandlungsmasse. Und jetzt halt endlich den Mund, sonst ...«
    Duvall sah zur Tür. Kemper stolperte in den Raum, gefolgt von Ferrand, der ihm einen Stoß in den Rücken gab. Kemper stürzte mit seinen vor dem Bauch gefesselten Händen hilflos neben der Frau zu Boden.
    »Wo seid ihr denn so lange gewesen?«, fragte Duvall.
    »Das ist vielleicht ein Früchtchen!« Ferrand stellte sich mit verschränkten Unterarmen an die Tür und grinste. »Hat nicht mal genug Mumm in den Knochen, um mit einem Spaten eine vernünftige Grube auszuheben. War nie beim Militär. Aber als er dann drüberhockt, besitzt er doch die Frechheit, mir ein Angebot zu machen.«
    »Was für ein Angebot?«
    »Frag ihn selbst!«, sagte Ferrand.
    »Was für ein Angebot?«, wiederholte Duvall an Kemper gerichtet, dessen wütende Blicke Ferrand durchbohrten.
    »Ihr Schlauberger! Habt ihr es immer noch nicht begriffen?«
    Was sollte das?, überlegte Duvall. Kempers Stimme triefte vor Ungeduld. Und das in seiner Situation.
    Duvall ging in die Hocke und näherte sich Kemper, bis ihre Gesichter sich fast berührten.
    »Sei bloß nicht so großkotzig!«, schnauzte Duvall.
    »Ich bin der Juwel, den ihr nach Hause bringen sollt.«
    War dieser junge Wissenschaftler tatsächlich so von sich überzeugt, oder überspielte er auf diese Weise seine Angst? Duvall hatte schon die seltsamsten Reaktionen unter Stress erlebt. Scheinbar starke Charaktere waren zusammengebrochen und Schwächlinge über sich hinausgewachsen.
    »Du meinst, du kannst es dir erlauben, frech zu sein?«
    Duvall genoss die Leichtigkeit, den der Wodka inzwischen in seinen Adern verströmte. Er freute sich auf die Abreibung, die er dem Kerl verpassen

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