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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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würde.
    »Wir wissen alles über dich! Bei der Bank fünfzehntausend Euro Schulden. Vorliebe: hübsche Studentinnen. Kleines Muttermal auf der rechten Arschbacke, ziemlich weit oben. Soll ich weitermachen? Willst du wissen, wie lange du beim Wichsen brauchst?«
    Duvall stieß Kemper die Faust vor die Brust, der nach hinten gegen den Heizkörper krachte. Dann griff er ihm mit der rechten Hand an den Hals und drückte zu. Kemper lief mit einem Schlag rot im Gesicht an. Sein Mund öffnete sich, er streckte die Zunge heraus wie beim Arzt. Ein tiefes, unnatürliches Stöhnen drang aus seiner Brust. Schließlich begann sein Körper unkontrolliert zu zucken.
    »Aufhören!«, kreischte die Frau.
    Das ärgerte Duvall. Er drückte weiter.

Kapitel 17
    GREIFSWALD
     
    Der fensterlose Verhörraum war kahl, lediglich mit einem Tisch und zwei Stühlen ausgestattet. An der rechten Stirnwand war eine Spiegelfläche angebracht, so, wie es Benn oft genug in Filmen gesehen hatte.
    »Ich bin Oberstaatsanwalt Moltke. Setzen Sie sich bitte - dort!«
    Der Staatsanwalt saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl und wies mit einer energischen Geste auf den Platz an der anderen Seite des Tisches.
    Benn wunderte sich über den strengen Ton des korpulenten Mannes, der eine Kombination aus hellgrauer Hose und dunkelgrauem Jackett trug, dessen zu lange Ärmel beinahe die Handwurzeln überdeckten. Das Gesicht wurde von einer schweren, mächtigen Brille mit schwarzem Gestell beherrscht.
    Die Kommissarin hatte Benn gut eine Stunde warten lassen. Zunächst war er unentwegt im Zimmer herumgelaufen, doch irgendwann war seine Ungeduld wie Wasser im Wüstensand versickert. Die dumpfe, hilflose Leere, die ihn erfasst hatte, schützte ihn vor den Emotionen, die ihm so viel von seiner Kraft raubten.
    Benn drehte sich fragend zur Kommissarin um, die hinter ihm neben der Tür stand. Sie nickte ihm zu.
    »Können Sie das Licht anders drehen? Es blendet mich!«
    Zwei mannshohe Stehlampen standen an den Stirnseiten des Tisches. Am oberen Teil der Ständer war jeweils eine Taschenlampe mit Klebeband befestigt, deren Lichtkegel auf ihn ausgerichtet waren.
    »Wir sind froh, überhaupt Licht zu haben.«
    Der Oberstaatsanwalt machte eine unwirsche Handbewegung, und die Kommissarin richtete daraufhin die Lichtkegel so aus, dass Benn nicht mehr geblendet wurde.
    »Wird unser Gespräch aufgenommen?«, fragte Benn und deutete auf die beiden Mikrofone auf dem Tisch.
    »Ohne Strom?« Der Staatsanwalt blätterte in den Notizen der Kommissarin, in denen er mit einem roten Stift Textpassagen und einzelne Worte eingekreist hatte. »Sie haben bei den bisherigen Befragungen gesagt, dieser Kemper habe Ihnen zu Anfang etwas zugeflüstert: ›Sie bringen alle um.‹«
    »Richtig. Aber warum fragen Sie das schon wieder? Wie oft denn noch?«, erwiderte Benn und war überrascht, wie barsch seine Stimme plötzlich klang.
    Er hatte gehofft, dass sie ihm etwas Neues mitteilen würden, anstatt erneut die gleichen Fragen zu stellen. Die Enttäuschung war wie ein böiger Wind, der die Glut seiner Emotionen erneut anfachte.
    »Ihr Ton ist verständlich.« Der Staatsanwalt nickte. »Alle sind nervös. Sie. Ich auch. Nichts funktioniert, doch jeder will Ergebnisse. Hier herrscht Ausnahmezustand. Die öffentliche Ordnung ist praktisch außer Kraft.
    Aber noch einmal zu der Äußerung. Die war doch eigenartig, finden Sie nicht?«
    »Ich kürze das jetzt mal ab«, sagte Benn noch eine Spur ungeduldiger, da der Staatsanwalt ebenso barsch wie er selbst klang. »Dann kommen wir hoffentlich schnell zu dem, was Sie womöglich wissen wollen. Er hat später noch gesagt, dass es manchmal ganz gut ist, wenn man etwas nicht weiß. Und im Hafen hat er mir dann noch zugerufen, ich solle niemandem vertrauen.«
    »Das beziehen Sie hoffentlich nicht auf uns!« Der Staatsanwalt bleckte die Zähne, ohne die Ruhe zu verlieren. »Und Sie haben nicht gebohrt?«
    »Es ergab sich keine weitere Gelegenheit dazu.«
    »Keine Gelegenheit? Sie waren stundenlang mit ihm auf einem kleinen Boot.«
    »Ich wollte meine Frau nicht beunruhigen. Sie wusste nichts von der Bemerkung, und ich wollte in ihrem Beisein nicht weiter nachfragen.«
    »Hat er vielleicht von einem Institut und einem Professor gesprochen? Und vielleicht auch einen Namen genannt?«
    »Nein«, sagte Benn. »Erst die Kommissarin hat mir gesagt, dass er an einem Institut hier in Greifswald arbeitet.« Er durfte sich nicht ablenken, nicht durch die Fragen von seinem

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