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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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sich in den Sitz zurückfallen. Ihre Geisel lief ihnen doch nicht weg. Wie konnte Ferrand so auf einen Vorschlag anspringen?
    Ihre Blicke verhakten sich. Ferrands Blick verriet Duvall, dass sein Freund nur an eines dachte, statt daran, sich wegen des Ellbogenstoßes zu entschuldigen.
    »Ich habe ihn gefragt ...«
    »Du hast ihn provoziert. Absichtlich. Dabei hast du ihm fast den Hals umgedreht.«
    »Er ist eine kleine Sau. Schlau. Er will uns verunsichern. Reinlegen.« Die Hartnäckigkeit seines Freundes ging Duvall auf die Nerven. Konnte Ferrand ihm nicht zwei Minuten gönnen, bis er klar denken konnte?
    »Er hat irgendwie mitbekommen, dass wir unsere Leute nicht erreichen können.«
    »Sag ich doch. Er will uns verunsichern«, entgegnete Duvall und sah sich darin bestätigt, Kemper so hart angefasst zu haben. Dieser Kerl schien abgebrühter zu sein, als er angenommen hatte. Wenn Ferrand das nicht merkte, dann sprach das nicht unbedingt für ihn. Ferrands Reaktion auf sein Trinken zeigte Duvall nur, welch große Löcher im Nervenkostüm seines Freundes klafften.
    »In unserer Lage sollten wir froh sein über jeden Vorschlag, der uns einen Vorteil verschafft.«
    Stimmt, dachte Duvall. Nur so haben wir bisher überlebt.
    »Also gut - wenn du meinst, dass dein Näschen einen Batzen Geld gerochen hat ... Was will er?«
    »Er behauptet, das hier sei ein Spiel der Großen. Wir wären nur Laufburschen, Bauern, unerwünschte Mitwisser, überflüssige Zeugen, die man opfern wird nach so einer Pleite. Er meint, wenn der Coup gelungen und seine Entführung still und leise über die Bühne gegangen wäre, hätten sie alles mit dem berühmten Mantel des Schweigens zudecken können. Eine kleine Aktion im Dunkeln. Ein verschwundener Wissenschaftler. Nicht der Rede wert. Keiner würde wirklich danach fragen. Es verschwinden jedes Jahr so viele Menschen, einfach so.«
    »Jedenfalls geschickt eingeleitet«, sagte Duvall. »Ich bin auf den Rest des Märchens gespannt.« Er reckte den Hals, um die Steifheit in den Schultern zu vertreiben. »Mal sehen, wie er den Haken verpackt hat, den wir schlucken sollen.«
    »Er sagt, durch den Krach, den wir veranstaltet hätten, wäre die Situation nun eine ganz andere. Die Toten in der Ostsee, die Leiche des Professors, die Schießerei im Hafen. Die deutschen Behörden würden alles daran setzen müssen, den Vorfall aufzuklären.«
    »Hat er dir mit seinem Gerede Angst eingejagt?« Duvall schüttelte den Kopf. »Das ist hier nicht der Sudan oder Niger, wo hinter dem nächsten Busch ein Rebell mit einem blutverschmierten Messer auf dich wartet. Seit wann bist du so leicht aus der Bahn zu werfen?«
    Ferrand zündete sich eine Zigarette an.
    »Krieg wäre mir lieber als das hier. Klare Fronten. Ich würde Kempers Worte nicht einfach so abtun«, sagte Ferrand. »Denk mal daran, wie schnell wir unterwegs zurückbeordert wurden. Da ist doch jemand am Werk, der die Mittel hat, kurzfristig an so ziemlich jede notwendige Information zu kommen. Woher wussten die, dass Kemper auf dem Weg zurück in den Hafen nach Wieck war? Funkaufklärung? Abgehörter Polizeifunk? Informanten an den richtigen Stellen? Da steckt doch mehr dahinter als ein kleiner Auftraggeber in Hamburg, wie der Hüne immer behauptet hat.«
    Duvall lachte plötzlich nervös auf. Die gleichen Gedanken waren ihm auch schon durch den Kopf gegangen. Mehrfach. Wenn er Kempers Argumente unvoreingenommen bewertete, dann zielten sie in die gleiche Richtung.
    Duvall wusste nur zu gut, dass bei solchen Jobs genügend Zwischenkontakte eingeschaltet wurden, um den wahren Auftraggeber zu verschleiern. Der Kontakt des Hünen in Hamburg war daher mit Sicherheit das Ende einer Kette. Und wer die wirklichen Dunkelmänner dahinter waren, wusste der Kontaktmann vermutlich auch nicht.
    Und ihr Schicksal spielte mit Sicherheit die geringste Rolle. Kemper hatte das schon verdammt pfiffig durchdacht. Er war das Ziel. Ihn wollten sie. Für ihn bestand momentan die geringste Gefahr.
    »Warum sollte ausgerechnet er ein Ziel der Großen sein? Hat er das gesagt?«
    »Er hat eine große Entdeckung gemacht - behauptet er.«
    »Das glaubst du ihm?«
    Ferrand zuckte mit den Schultern. »Denk an den Aufwand. Ein Tauchboot, um ihn wegzubringen. Das macht niemand, der sich rächen will, weil Kemper seine Frau gebumst hat.«
    »Was hat unser Schlauberger vorgeschlagen?«, fragte Duvall möglichst neutral, weil es ihm widerstrebte zuzugeben, dass Kemper ihre Situation

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