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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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vielleicht besser erfasst hatte als er selbst.
    »Wir sollen ihn an die deutsche Regierung übergeben anstatt an unsere Auftraggeber. Gegen ein saftiges Lösegeld.«
     
    Duvall starrte nachdenklich auf den jungen Wissenschaftler, der mit gefesselten Händen vor ihm im Transporter saß.
    »Warum sollte die deutsche Regierung das tun? Für Sie ein Lösegeld zahlen! Die können ihre Steuergelder deutlich besser anlegen. Warum ausgerechnet für Sie? Nennen Sie mir einen Grund, den Grund, der die deutsche Regierung dazu veranlassen sollte.«
    »Ich habe eine Erfindung gemacht, die die Welt verändern wird.«
    »Größer geht es nicht, was?« Heiser lachend schüttelte Duvall den Kopf. »Der Ballon platzt gleich. Das nehme ich Ihnen nicht ab. Sie wollen mit uns spielen.« Nach einem erneuten Lachen drehte er sich zu Ferrand um. Wie konnte sein Freund auf solch einen Unsinn hereinfallen?
    Die ernste Miene, mit der Ferrand ihn und Kemper beobachtete, ließ Duvalls Stimmung umschlagen. Ferrand schien noch immer nicht seiner Meinung zu sein. Kempers Gift breitete sich weiter aus.
    »Bei dem Spiel können Sie sich viel mehr als nur die Finger verbrennen. Verstehen Sie mich?« Duvall musterte Kemper, der mit zerzausten Haaren vor ihm saß und dessen Augen feurig funkelten. »Sie hätten es kleiner machen sollen. Verkauft sich besser.«
    »Warum soll ich lügen? Es ist so, wie ich sage. Ich bin Wissenschaftler. Und wissenschaftliche Erfindungen verändern nun mal den Lauf der Welt.« Betont langsam hob Kemper die Hände. »Die Fesseln schneiden mir ins Fleisch. Können Sie die nicht etwas lockern?«
    »Sie vergessen, dass ich Ihnen vorhin beinahe die Gurgel zerquetscht habe. Hat das nicht gereicht?«
    »Sie haben mir bewiesen, dass Sie der Chef im Ring sind.« Kemper nickte. »Das habe ich wohl verstanden. Ich will doch nur aus der Situation das Beste machen. Für uns alle das Beste machen.«
    »Und was sollte das sein?« Duvall verzog das Gesicht unwillkürlich zu einem spöttischen Grinsen, spürte ein Kribbeln an der Kopfhaut. Er musste es nur weiter vorantreiben, dann würde er wenigstens mit einem boshaften Spaß entschädigt werden. Er war gespannt, was Kemper als Nächstes aus seinem Hut zaubern würde. »Ihre Vorstellung, was für Sie das Beste sein soll, wird sich kaum mit meiner decken.«
    »Sie wollen Geld. Ich will meine Erfindung vermarkten und die Anerkennung der Welt, die mir zusteht!«
    Kempers ernsthafte Stimme irritierte Duvall immer mehr. Die Begründung war kurz und präzise, klar und überzeugend. Sein Blick wanderte forschend über Kempers lächelndes Gesicht.
    Der Mann war intelligent. Er musste seine Situation doch genau durchdacht haben. So verrückt konnte der junge Wissenschaftler nicht sein, dass er glaubte, mit einer Lüge durchzukommen.
    »Sie gehen mir zu abgeklärt mit der Situation um.«
    »Meinen Sie!« Kemper räusperte sich mehrmals. »Vielleicht wirke ich so. Aber in mir sieht es ganz anders aus.«
    Als Duvall nicht antwortete, begann Kemper mit eindringlicher Stimme zu reden.
    »Innerlich zittere ich. Vor Angst. Vor Aufregung. Vor Wut. Aber ich reiße mich zusammen. Denn ich weiß, was ich entdeckt habe. Und ich glaube daran. Es ist epochal. Und niemand wird mir meine Erfindung stehlen. Denn darum geht es, darum sollen Sie mich entführen. Die, die das bezahlen, wollen meine Erfindung. Und die ist hier.«
    Kemper tippte mit dem Zeigefinger an seine Stirn.
    »Sie machen Ihren Job für Geld. Viel Geld? Mehr als ein Brosamen kann das nicht sein. Das Stück von meinem Kuchen wäre größer. Viel größer.«
    Nur mit Mühe unterdrückte Duvall seinen erneut aufflammenden Zorn. Kemper war ein arrogantes Früchtchen, frech und so unverfroren, dass er ihn fast dafür bewunderte.
    Duvall war nahe daran, seinem Zorn freien Lauf zu lassen, als er es sich anders überlegte. Sollte dieser Hochstapler sich doch erst drehen und winden, sich in seinem Lügennetz verfangen. Dann würde auch Ferrand endlich wieder zur Vernunft kommen. Danach war immer noch Zeit, Kemper mit der richtigen Antwort seine Arroganz auszutreiben.
    »Und das soll ich glauben?«, höhnte Duvall mit überlauter Stimme. »Die deutsche Regierung! Was wissen die denn von Ihnen und Ihrer Erfindung?«
    »Was glauben Sie, wer Ihnen in Wieck dazwischengefunkt hat? Meinen Sie, das war Zufall? Ich habe die Hilfe organisiert. Über die deutsche Regierung. Meinen Sie, da kann jeder einfach anrufen, und dann springen die los? Ich habe eine

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