Die Quelle
Vereinbarung mit der deutschen Regierung. Die unterstützen das Experiment, bei dem Sie mich gestört haben. Die wissen, wie wertvoll ich bin!«
»Und worin besteht die ach so grandiose Entdeckung?« Duvalls Stimme ätzte vor Sarkasmus. »Das wenigstens sollten Sie mir verraten, falls ich Ihnen auch nur so viel glauben soll.« Duvall hatte die Hand ausgestreckt, Daumen und Zeigefinger berührten sich beinahe.
»Meine Erfindung stellt weltweit den Energiemarkt auf den Kopf. Nicht die Länder, die auf Vorräten von Öl, Gas, Kohle oder Uran sitzen, werden künftig den Energiemarkt bestimmen, sondern das Land, das meine Erfindung besitzt.«
Duvall lachte höhnisch auf.
»Sie leiden wahrhaftig nicht unter mangelndem Selbstvertrauen! Ich glaube eher, Sie leiden unter Größenwahn.«
»Sie haben einfach keine Ahnung.« Kemper keuchte wütend. »Wer meine Erfindung besitzt, ist die Weltmacht. Mit meiner Erfindung beherrscht man die Welt.«
Kapitel 19
GREIFSWALD
Benn drehte den Kopf, als der Geruch von brennendem Tabak in seine Nase stieg.
Zwei Männer hatten den Verhörraum betreten und näherten sich dem Tisch. Der vordere der beiden Männer war klein und hager. Selbst im Halbdunkeln konnte Benn erkennen, dass das Gesicht eine einzige Faltenlandschaft war. Der Mann hielt eine brennende Zigarette in der Hand, die noch so lang war, dass er sie sich gerade erst angezündet haben musste.
Seelenlos. Einfach nur seelenlos waren diese Augen, schoss es Benn durch den Kopf, als ihn die blassblauen Augen anstarrten.
Der andere Mann war elegant gekleidet. Sein Anzug saß zentimetergenau, und an den Hemdsärmeln trug er goldene Manschettenknöpfe. Die dunkelblaue Krawatte war dezent gemustert, und die gebräunte Gesichtshaut ließ Benn vermuten, dass sein Gegenüber soeben seinen sonnenreichen Urlaub unterbrochen hatte.
Der Elegante zupfte immer wieder an seinem Anzug, während der rauchende Unbekannte sich zum Staatsanwalt wandte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der Staatsanwalt wirkte für ein paar Sekunden sehr nachdenklich.
Benn meinte, dass der Anflug eines Lächelns über das Gesicht des Staatsanwaltes huschte, aber als ihre Blicke sich trafen, war nichts mehr davon zu sehen.
»Ich muss Sie noch über einen wichtigen Umstand aufklären!« Der Staatsanwalt sah Benn mit ernster Miene an.
»Nur zu, solange Sie nicht wieder mein Verhalten kritisieren wollen.« Benn lehnte sich demonstrativ zurück. Die Stimme des Staatsanwaltes klang so belehrend.
»Sie sollten sehr genau zuhören, anstatt Ihre Ohren auf Durchzug zu schalten. Ich vertrete hier das Gesetz, und was ich Ihnen zu sagen habe, ist ernst gemeint.« Moltkes rechter Zeigefinger tanzte vor Benns Gesicht. »Wenn Sie nachher hier rausgehen, dann sollten Sie immer daran denken, dass da draußen womöglich Hyänen auf Sie warten, vor denen Sie sich in Acht nehmen sollten.«
»Sie werden mir sicher genauer erklären, was Sie meinen«, entgegnete Benn.
»Ich rede von der Presse«, fuhr der Staatsanwalt fort. »Die haben nun mal die Gabe, spannende Geschichten auszubuddeln. Solche wie die hier. Die Entführung Ihrer Frau. Sie sollten kein Wort mit denen reden.«
»Sie wollen mir den Mund verbieten?«
»Ich meine es nur gut.« Staatsanwalt Moltke unterstrich seine Worte mit einem nachdenklichen Nicken. »Ich bewahre Sie vor einer Straftat.«
»Sie haben Nerven.« Benn lachte angespannt auf. Es wurde immer verrückter.
»Die Entführung Ihrer Frau und alles, was damit zusammenhängt, unterliegt der Geheimhaltung. Staatsgeheimnis. Sie dürfen mit niemandem darüber reden!« In den Worten des Staatsanwaltes schwang ein drohender Ton mit, der von einem Hauch Genugtuung begleitet wurde.
Benn krauste verwirrt die Stirn. Seine Frau war entführt worden. Was hatte das mit einem Staatsgeheimnis zu tun? Was war das überhaupt? Mit diesem Schwachsinn wollten sie ihn beeindrucken? Aber warum?
»Hat es mit den beiden unbekannten Herren zu tun? Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Benn zurück und ärgerte sich, dass der Mann mit der Zigarette so überlegen grinste. »Wenn Sie meinen, damit würden Sie mich beeindrucken ...« Die Entführung seiner Frau konnte niemals ein Staatsgeheimnis sein! »Was ist das überhaupt - ein Staatsgeheimnis?«
»Staatsgeheimnis?« Moltke ließ das Wort nachhallen, dann konzentrierte er sich voll auf Benn. »Das sind Tatsachen, Erkenntnisse oder Gegenstände, die nur einem begrenzten Kreis von Personen zugänglich sind und vor einer
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