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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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darauf vorbereitet, einen Außerirdischen zu sezieren, statt eine Frau zu operieren.
    »Wir sind hier nicht auf Besichtigungstour«, rief Fetisow, der im Türrahmen stand, und blickte dabei auf seine Armbanduhr. »Wir müssen Gas geben.«
    Busch warf einen letzten Blick in den Saal und drehte sich in Richtung der fast zehn Meter langen Wand am anderen Ende, die fast gänzlich aus dem großen Fenster bestand. Er sah nur sein Spielbild und war nicht in der Lage, in den abgedunkelten Raum zu schauen, der sich dahinter befand, als plötzlich die Lampen eingeschaltet wurden. Fetisow betrat den Zuschauerraum mit den roten Plüschsesseln, die auf unterschiedlich hohen Absätzen standen. Er sagte irgendetwas, denn seine Lippen bewegten sich, doch Busch konnte keinen Laut hören.
    Busch verließ den Saal, ging den kurzen Korridor hinunter und betrat den Zuschauerraum.
    »Helfen Sie mir mal?«, bat Fetisow und reichte Busch eine große Rolle mit beigefarbenem Dichtungskitt. Fetisow hielt das eine Ende, und Busch bewegte sich rückwärts, sodass sie den Kitt in ganzer Länge abrollten wie ein dünnes Seil. Fetisow und Busch knieten sich hin und machten sich daran, dieses Seil aus Kitt an der Wand entlang genau zwischen Teppichrand und Fußleiste zu stopfen. Es war eine formbare und dehnbare Masse, die Michael aus Kaliumnitrat, Zucker und Desfluran gemischt und um einen Magnesiumdraht gepackt hatte. Fetisow zog eine kleine Dose mit zwei Zacken aus der Hosentasche, ging in eine Ecke des Raums und schnappte sich einen kleinen künstlichen Farn samt Blumentopf. Er drückte die Zacken des Döschens in den Kitt, sodass sie ein kleines Stück herausragten, und stellte die künstliche Pflanze dann wieder an ihren Platz zurück.
    Ohne Vorwarnung erklang plötzlich der Glockenton des Fahrstuhls und erschreckte die beiden Männer. Fetisow schlug auf den Lichtschalter; dann gingen beide in die Hocke. Ohne ein Geräusch zu verursachen, ließ Busch die Tür in Richtung Schloss gleiten, nur um im nächsten Moment das Klicken der Schlosszunge zu hören, das wie ein Alarm dröhnte und von den Wänden des Zuschauerraums widerhallte. Langsam bewegten Fetisow und Busch sich die drei Treppenstufen hinauf und versteckten sich hinter der obersten Sitzreihe.
    Kurz darauf kam jemand in den Operationssaal. Er trug einen weißen Arztkittel und bewegte sich langsam, aber gezielt. Er schien zu horchen und schloss immer wieder kurz die Augen, während er bedächtige Schritte machte. Der spindeldürre Mann sah aus wie Mitte sechzig. Sein Gesicht war zerfurcht und von Aknenarben verunstaltet, und seine schwarzen Augenbrauen verliehen ihm ein strenges, autoritäres Aussehen. Er ging umher, berührte diese und jene Apparatur und inspizierte eine Schublade, in der chirurgische Instrumente lagen. Er wirkte wie ein Schauspieler, der Stunden vor dem Auftritt über die Bühne ging, um das innere Flattern loszuwerden und seine Nerven in den Griff zu bekommen. Doch die Augen des Mannes spiegelten Zuversicht, und seine Körperhaltung strotzte vor Selbstvertrauen. Es gab keinen Zweifel: Dies hier war der Mann, der die Operation vornehmen würde.
    Er drehte sich zum Fenster. Busch und Fetisow duckten sich aus einem Reflex heraus, denn der Mann konnte nicht in den abgedunkelten Raum hineinschauen. Er hob den Kopf und starrte sein Spiegelbild an, wie auch Busch es vor wenigen Minuten getan hatte. Er musterte sein Erscheinungsbild, zupfte am Kragen seines Hemds und zog sich die Krawatte gerade.
    »Das ist Skowokow«, flüsterte Fetisow. »Er ist ein arroganter Hurensohn.«
    Skowokow starrte auf das Glas und lächelte unmerklich – ein Grinsen, dass Busch fast das Blut in den Adern gefror. Dieser Mann war sichtlich verliebt in seine eigene Großartigkeit, denn auf die vernarbte Visage, die ihm entgegenstarrte, war er ganz bestimmt nicht stolz.
    Skowokow stand da, die rechte Hand in der Kitteltasche. Mit der linken kratzte er sich am Hinterkopf. Busch konnte den Schimmer eines Eherings sehen und fragte sich, wer um alles in der Welt einen solchen Mann lieben konnte.
    Ebenso plötzlich wie er hereingekommen war verließ Skowokow den Raum und schloss hinter sich die Tür.
    Busch und Fetisow warteten drei Minuten, ehe sie die Tür wieder öffneten. Draußen war es still, niemand war zu sehen. Fetisow wagte sich hinaus in den Korridor. Er konnte hören, wie das Geräusch des Fahrstuhls immer leiser wurde.
    »Er ist weg.«
    Fetisow folgte Busch den Gang hinunter und wartete,

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