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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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und dennoch tödlich. Er konnte Absolution erteilen für Gebote, gegen die er selbst verstieß, ohne zu zögern. Niemand war effizienter und tödlicher als der Mann, den Busch nur unter dem Namen Simon kannte. Was er im Nahkampf mit bloßen Händen anrichten konnte, wurde nur noch von der Perfektion übertroffen, mit der er Handfeuerwaffen bediente. Simon war von der italienischen Armee ausgebildet worden und hatte Aufträge erledigt, die Busch sich nicht einmal vorstellen wollte.
    Doch so tödlich und unnahbar Simon auch sein mochte – er war ein Freund geworden. Und er war nicht nur Michaels Freund, sondern auch Buschs. Busch hatte größte Achtung vor diesem Mann. Obwohl Simon sein Leben Gott geweiht hatte, wusste Busch, dass seine Hingabe sich von der anderer Priester grundlegend unterschied. Bei Simon wurde mittwochs nicht Golf gespielt; es gab keine Familientreffen, und sonntags wurde nicht die Messe gelesen. Simons Berufung war anderer Natur: Er fühlte sich dorthin berufen, wo seine Fähigkeiten am besten zum Einsatz kamen – mit der Folge, dass er meist einsam und allein war.
    Sowohl Michael als auch Busch hatten verzweifelt versucht, Kontakt zu Simon zu halten, jedoch mit mäßigem Erfolg. Simon hatte sich in irgendein anderes Projekt vertieft und legte wieder sein altes, geheimniskrämerisches Verhalten an den Tag. Ein Jahr war inzwischen vergangen, seit ihre Wege sich getrennt hatten. Damals hatte Simon ihnen geholfen, einem deutschen Industriellen in Berlin zwei Schlüssel abzujagen, was sie alle um Haaresbreite das Leben gekostet hätte.
    Jedenfalls war Simon der einzige Mensch auf Erden, der einen Weg finden konnte, Michael zu retten.
    Busch hob die Armlehne, griff hinein, holte das Telefon heraus und wählte. Es läutete dreimal, bevor abgenommen wurde, und ein Mann mit leichtem italienischem Akzent sagte: »Archive.«
    »Father Simon, bitte«, sagte Busch.
    »Bedaure«, gab der Mann zur Antwort, »er ist auf Reisen.«
    »Kann man ihn irgendwie erreichen?«
    »Tut mir leid, er macht Ferien.«
    »Hier spricht sein Freund Paul Busch«, sagte Busch und hoffte, dass das Wort »Freund« die Zunge seines Gesprächspartners lösen würde. »Können Sie mir sagen, wo er ist?«
    Dem Mann in Italien schien irgendetwas aufzufallen; es war an seiner Stimme zu hören. »Ich glaube …« Der Mann stockte. »Ich glaube, er hat von Moskau gesprochen.«

48.
    E s waren drei qualvolle Stunden. Michael saß da und wartete, beobachtete die Bildschirme und verlor fast alle Hoffnung. Vielleicht hatte Raechen sich schon an Susan vergangen. Vielleicht war er schon dabei, sie innerlich zu zerbrechen, um ihr eine Antwort zu entreißen, die sie gar nicht kannte …
    Dann aber sah er auf einem der Monitore die Suburbans vorfahren. Raechen stieg aus dem ersten Fahrzeug. Michael wagte kaum zu atmen, als er darauf wartete, jeden Moment Susan zu sehen. Doch die SUVs spuckten bloß eine Gruppe Männer aus und fuhren dann wieder weg. Michael wusste nicht, ob er erleichtert oder verzweifelt sein sollte. Wo war Susan? Hatte Raechen sie gefunden? Hatte er sie bereits zerbrochen?
    Michael erwog, so schnell wie möglich zu verschwinden. Aber was, wenn man Susan in einem anderen Teil des Kremls gefangen hielt? Er würde keine Chance haben, sie zu finden. Er versuchte, die Bilder zu verscheuchen, die vor seinem geistigen Auge aufflackerten, und sperrte sich gegen den Gedanken, dass Susan tot war.
    Michael drückte auf einen Schalter der Videoanlage, sodass Susan und er wieder Bildschirm füllend auf jedem der Monitore zu sehen waren. Er setzte sich auf den Stuhl und befestigte die provisorischen Handschellen an seinen Gelenken. Dann erlaubte er sich, auf die vielen Bilder Susans zu starren. Je länger er sie ansah, desto mehr empfand er für sie. Wenn er sie hier rausbringen konnte, war er vielleicht so weit, ein neues Leben anzufangen.
    Während er wartete, kamen ihm die Sekunden vor wie Stunden. Das Heulen des Fahrstuhls dröhnte durch den leeren Korridor. Michael hoffte, dass Raechen nicht zuerst nach unten zu den Zellen fuhr und die toten Wachmänner fand. Er hörte, wie die Fahrstuhltür sich öffnete; dann folgten die Schritte einer einzelnen Person.
    Die Tür wurde geöffnet. Es war Raechen. Er war allein. Michael konnte den Zorn im Gesicht des Mannes sehen und bereitete sich auf einen erbitterten Kampf vor.
    Raechen kam ins Zimmer und warf seine Jacke, seine beiden Pistolen und die Holster auf die Ablage. Dann drehte er sich um,

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