Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
verließen die Männer den Hangar, und Martin wandte sich wieder Busch zu.
»Ich habe uns gerade im wahrsten Sinne des Wortes ein bisschen Zeit gekauft.«
Busch blickte ihn fragend an.
»Wenn ich recht verstanden habe, was Sie mir erzählt haben, wird man nach Ihnen suchen – und nach dem Flugzeug, mit dem wir alle hergekommen sind. Für die Leute hat unser Flugzeug nun gerade das Land verlassen. So wird es zumindest aus allen Flugbucheintragungen hervorgehen.«
»Wie?«
»Auf dieser Welt hat alles seinen Preis, in Russland ganz besonders.«
»Ich muss herausfinden, wo sie Michael gefangen halten«, sagte Busch.
»Bitte verstehen Sie mich richtig, aber mir ist in erster Linie an Susan und Stephen gelegen.« Martin drehte sich um und ging zu einem Tisch, der in der Mitte des Hangars stand und übersät war mit Papieren und Landkarten. »In welche Richtung sind sie mit Susan gefahren?«
Busch verstand. Sie hatten beide einen Freund, der vermisst wurde. Für Martin hatte Susan Vorrang. »Ich nehme an, dass sie nicht mehr im Land ist«, antwortete Busch und trat an den Tisch. »Fetisow wird Zivera alles zusammen liefern – die Schatulle, Genevieve und Susan.«
Martin blickte von der Landkarte auf. »Woher wollen Sie das wissen? Mit Susan können die überhaupt nichts anfangen, vielleicht ist sie schon tot«, sagte er ohne jede Gefühlsregung.
»Das bezweifle ich. Wenn man sie hätte töten wollen, wäre das bereits im Hotel geschehen. Warum hätten sie sich die Mühe machen sollen, sie wegzuschleppen, wenn sie keinen Wert für sie hat?«
»Und welchen Wert sollte sie für die Leute haben?«, fragte Martin.
»Das weiß ich nicht. Sie ist wie eine Rückversicherung, würde ich sagen.« Busch drehte sich um und schaute auf den Jet. Die Maschine war betankt und startklar, hatte aber nichts und niemanden zu transportieren. »Die wollten bestimmt so schnell wie eben möglich hier raus. Kann man irgendwie feststellen, welche Flugzeuge das Land verlassen haben?«
»Das ist nicht so einfach. Wenn sie Russland mit Fetisow verlassen haben, könnten sie von einem Militärflugplatz gestartet sein.«
»Das glaube ich nicht. Sie haben Susan nicht mit einem Militärfahrzeug abgeholt – es sei denn, die russische Regierung lässt ihre Leute mit sauteuren Range Rovers durch die Gegend fahren.«
Martin starrte Busch an. Schließlich wandte er sich wieder seinen Männern zu. »Jason!« Der größte der vier kam sofort zu ihnen, stand da und wartete auf seine Anweisungen. Martin zog sein Handy hervor und wandte sich wieder an Busch. »Ich werde sehen, was ich herausfinden kann. Warum besorgen Sie sich in der Zeit nicht einen Happen zu essen?«
Busch stieg die Gangway hinauf und verschwand im Jet. Er ließ sich in einen der breiten Ledersessel sinken und konzentrierte sich gedanklich wieder auf Michael. Im Moment hatte er so viele Probleme, dass es beinahe überwältigend war. Er wusste, dass man diese Probleme unmöglich alle auf einmal lösen konnte, sondern einzeln in Angriff nehmen musste. Zwei Dinge bereiteten Busch die größten Sorgen: Michael und die Schatulle. Susan hatte keine Ahnung, was sie da mit sich herumschleppte. Und da er schon mal dabei war: er selbst auch nicht. Genevieves düstere Warnung versetzte ihn in Angst und Schrecken, denn sie hatte wirklich unheilvoll geklungen und war von Herzen gekommen. Trotzdem konnte er ihre Bedeutung nicht erfassen. Er hatte kein Zeit gehabt, ins Detail zu gehen, weil man ihm die Frau einfach weggeschnappt hatte.
Fetisow hatte Busch überrumpelt. Busch war wütend auf sich selbst, weil er so vertrauensselig gewesen war und dabei hatte zusehen müssen, wie Fetisow dieses Vertrauen missbrauchte. Er hatte den Russen falsch eingeschätzt. Aber von einer Sache war Busch überzeugt: Fetisow blieb keinen Augenblick länger in Russland als unbedingt nötig. Er war sicher schon unterwegs, um alles an Zivera zu liefern. Und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Zivera die Schatulle öffnete und deren Inhalt auf die nichtsahnende Welt losließ.
Obwohl Busch früher Polizist gewesen war, mit Waffen umgehen konnte und sich darauf verstand, Indizien zu einer Theorie zusammenzufügen, würden ihm seine Fähigkeiten nichts nützen, wenn es darum ging, Michael zu retten. Er brauchte einen Verbündeten, jemanden, der Fähigkeiten auf all jenen Gebieten besaß, auf denen sie ihm selbst fehlten.
Nur eine einzige Person fiel ihm ein.
Der Mann war der Inbegriff des Widerspruchs, fromm
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