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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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mythisches, gottgewolltes Armageddon? Mach halblang!«
    »Nur damit du für die Zukunft weißt, was diese großen Worte bedeuten, mit denen dein kleiner Geist da um sich wirft«, entgegnete Simon. »Apokalypse bedeutet so viel wie ›Offenbarung‹. Das, was enthüllt wird. Es ist ein griechisches Wort, das wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie ›den Deckel von etwas abnehmen‹.«
    »Wir haben also nicht viele Möglichkeiten«, sagte Michael und hoffte, dass die beiden Streithähne endlich Ruhe gaben. Er saß da, mit unstetem Blick, und versuchte, verstandesmäßig zu erfassen, womit er es aufnehmen musste, bekam aber immer mehr das Gefühl, als wäre die Realität eine Eispiste, auf der er wegrutschte. Sie mussten gegen einen Mann antreten, der im wahrsten Sinne des Wortes seine Familie getötet hatte, die Menschen, die ihm am nächsten standen – seine Frau und seinen Schwiegervater –, um an die Spitze zu rücken und ihre Kirche und deren Milliarden zu erben. Ein Mann, der Gott aus persönlicher Gier ausschlachtete, der predigte und auf heuchlerische Weise im Widerspruch zu jeder seiner Predigten lebte.
    Michael setzte sich aufrecht in seinen Sessel und beugte sich vor. »Es gibt keine Chance, dass er auch nur einen von ihnen gehen lässt«, sagte er resigniert.
    »So ein Mann kann sich nicht erlauben, dass jemand von seinen Gräueltaten erfährt«, entgegnete Simon. »Das könnte sein Imperium in Schutt und Asche legen. Er wird deinen Vater töten, Michael. Und er wird Susan und Genevieve töten.«
    »Ich würde sagen, wir schnappen uns Susan und deinen Dad«, meinte Busch, »und dann geben wir Gas, damit wir so weit von dem Knaben wegkommen, wie wir können.«
    »Wenn es doch nur so einfach wäre«, sagte Simon. »Er wird vor nichts zurückschrecken, um seinen Hals zu retten. Seine frommen Worte sind bloß Heuchelei. Damit maskiert er seine Bosheit und seine perverse Natur. Julian ist das personifizierte Böse. Und jetzt, mit der Schatulle in Händen und der Macht, die er damit besitzt, ohne sich dessen bewusst zu sein … das ist so, als würde man den Teufel anrufen und ihm sämtliche Bomben in die Hand drücken, die es auf der Welt gibt.«
    Michael blickte auf das Meer elf Kilometer unter ihnen und bewunderte die Schönheit des Mondlichts, das sich auf dem Wasser spiegelte und von den Untiefen ablenkte, von deren Geheimnissen und den Gefahren. Es erinnerte ihn an die Schatulle, unter deren Schönheit und Reiz sich der Tod verbarg. Er fühlte sich wie unter Wasser, als säße er in der Falle und würde vergeblich nach Luft ringen.
    »Eines darfst du nie vergessen, Michael«, sagte Simon, beugte sich vor und schaute seinen Freund ungewöhnlich mitfühlend an. »Selbst in den dunkelsten Augenblicken gibt es Hoffnung.«
    Michael hörte Simons Worte, konnte sich aber nicht vorstellen, wie er jemals wieder Hoffnung schöpfen sollte. Sein Leben hatte seit Marys Tod keine Richtung mehr. Und jetzt würden bald zwei weitere Menschen sterben: ein Vater, den er nie kennengelernt hatte, und eine Frau, die ihm ins Herz geblickt hatte. Er fühlte sich machtlos.
    Martin kam aus dem Cockpit und griff nach dem schnurlosen Telefon, das an der vorderen Kabinenwand des Jets hing. Mit leiser Stimme stellte er jede Menge Fragen, machte sich Notizen und nickte dabei immer wieder mit dem Kopf. Das erregte Michaels Aufmerksamkeit und beendete ihre Unterhaltung.
    Eine ganze Minute verging. Dann ging Martin auf Michael zu und hielt ihm das Telefon hin.
    Fragend sah Michael ihn an. »Für mich?« Er schaute sich um; die einzigen Menschen, die wirklich seine Freunde waren, befanden sich in diesem Flugzug. »Wer ist dran?«
    Martin starrte ihn an. »Ihr Vater.«
    Das Flugzeug landete auf einer kurzen, reparaturbedürftigen Asphaltbahn, die noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammte. Aber wenn man von den Privatmaschinen absah, die hin und wieder die Reichen und Berühmten an die korsische Küste beförderten, wurde der Flugplatz nur selten benutzt. Um das Flugfeld herum standen Wellblechbaracken und Hangars, die aussahen, als würden sie bei der leichtesten Sommerbrise umkippen. Regelmäßig besucht wurde der Flughafen von einem kleinen Team von Doppeldecker-Akrobaten und den Schülern einer Flugschule, die mit fünf einmotorigen Piper Cubs aus den Sechzigerjahren aufwarten konnte. Der Fluglotse operierte aus seinem Wohnzimmer heraus, war außerdem verantwortlich für das Treibstofflager und fungierte dreimal die Woche als

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