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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Wie Michael dem LexisNexis-Bericht entnehmen konnte, beruhte Stephens Wohlstand auf Talent und harter Arbeit.
    »Willst du, dass ich mitkomme?«, fragte Busch, als er um die Ecke bog und den Wagen in eine Parklücke lenkte.
    »Nichts für ungut, aber du hast so was Einschüchterndes an dir.«
    »Was?« Busch war ehrlich schockiert.
    »Also, wenn ich einen Hünen von eins fünfundneunzig vor meiner Tür sähe – ich weiß nicht, wie bereitwillig ich seine Fragen beantworten würde.«
    »Ich habe nichts Einschüchterndes an mir«, widersprach Busch.
    Michael lächelte und blickte auf den Bär von einem Mann, der hinter dem Steuer der Corvette saß. Der Sitz war so weit nach hinten geschoben wie eben möglich, und Buschs riesige Hände umklammerten das Lenkrad wie ein Spielzeug. »He, dein freundliches Wesen scheint immer durch. Es ist nur der erste Eindruck, der die Leute abschreckt. Ich weiß nur nicht, ob ich bei diesem Typen hier eine zweite Chance kriege.«
    »Mach bloß, dass du aus meinem Auto rauskommst!« Busch schüttelte den Kopf, lehnte den Sitz nach hinten und schloss die Augen. »Und ruf mich, wenn du mich brauchst, um jemanden einzuschüchtern.«
    Michael grinste, bog um die Ecke und ging die Straße hinunter, auf der ein palastartiges Anwesen neben dem anderen stand. Busch war sein engster Freund; Michael bezweifelte nicht, dass er ihm sofort zu Hilfe eilen würde, wie er es in der Vergangenheit auch jedes Mal getan hatte. Aber es war nicht damit zu rechnen, dass Michael mit einem achtundfünfzigjährigen Rechtsanwalt Schwierigkeiten bekommen würde.
    Michael erklomm die fünf Steinstufen und stand auf dem Treppenabsatz vor der großen glänzenden Haustür aus Mahagoni. Der Türklopfer aus Messing besaß die Gestalt eines Löwen; die Sonne des frühen Morgens schimmerte auf der goldenen Mähne. Eine Zeitlang stand Michael einfach nur da; er zog die Visitenkarte heraus und den Bericht über den Besitzer des Hauses Franklin Street 22. Noch einmal schaute er auf die Adresse und nahm sich einen Moment Zeit, um seine Gedanken dahingehend zu ordnen, wie er diesem Stephen Kelley gegenübertreten wollte. Dann gab er sich einen Ruck und betätigte den Türklopfer. Das Geräusch hallte laut durch eine offenbar große Eingangshalle.
    Michael wartete. Nichts tat sich. Er hob den Türklopfer an, um es noch einmal zu versuchen, als die Tür unvermittelt geöffnet wurde. Michael erschrak. Nicht, weil die Tür so plötzlich aufging, sondern wegen des Menschen, der plötzlich vor ihm stand.
    Sie war ungefähr eins siebzig groß. Ihr schwarzes Haar war lang und frisiert für einen Arbeitstag im Büro und für Privates am Abend. Sie konnte nicht älter als dreißig sein, trug einen Blazer mit Nadelstreifen und einen dazu passenden Rock, beides maßgeschneidert, sodass die Sachen perfekt saßen. Sie wirkte fit und geschäftsmäßig, strahlte aber auch Sinnlichkeit aus.
    Doch es waren vor allem ihre Augen, die Michael die Sprache verschlugen. Sie waren groß und dunkelbraun und erlaubten ihm für einen kurzen Moment einen Blick in ihre Seele.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte die Frau.
    »Ich bin auf der Suche nach Stephen Kelley«, erwiderte Michael.
    »Haben Sie einen Termin?« Ihre Stimme klang fest und ließ Michael vergessen, dass er sich gerade erst vor Augen geführt hatte, wie reizvoll sie war.
    »Nein. Mein Name ist Michael …«
    Plötzlich erschien ein Mann. Er war schätzungsweise eins achtzig groß. Sein dunkles Haar mit den weißen Strähnen war nach hinten gekämmt. Behutsam legte er die linke Hand auf die Schulter der Frau.
    »Wer sind Sie?« Die Stimme des Mannes war tief, sein Tonfall fordernd.
    »Mein Name ist Michael St. Pierre«, antwortete Michael, ein wenig ungehalten über die unhöfliche Begrüßung dieses Paares in Nadelstreifen.
    Der Mann sah Michael eine Weile an, studierte schweigend seine Gesichtszüge.
    »Und?«, drängte die Frau.
    »Meine Frau hat mir Ihre Adresse gegeben«, sagte Michael.
    Stephen schaute auf die Visitenkarte in Michaels Hand. »Darf ich?«
    Michael reichte ihm die Karte. Stephen hob sie in Augenhöhe, drehte und wendete sie, als enthielte sie die Antwort auf irgendeine nicht gestellte Frage. Dann blickte er Michael wieder an, schüttelte den Kopf und gab ihm die Karte zurück. »Das ist meine private Visitenkarte. Wer hat Ihnen die gegeben?«
    »Sie wurde in einer Handtasche gefunden. Aber die Adresse darauf deckt sich mit der«, Michael zeigte auf die Haustür,

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