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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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»die meine Frau mir gegeben hat. Ich glaube nicht, dass das Zufall ist.«
    Stephen blickte die Frau an. »Susan?«
    Sie schüttelte den Kopf und behielt Michael dabei fest im Auge. »Sind Sie von der Polizei?«
    Michael schüttelte den Kopf.
    »Ich habe deine Karte in letzter Zeit niemandem ausgehändigt«, erklärte Susan.
    »Da hören Sie es. Miss Newman und ich sind spät dran«, sagte Stephen in herablassendem Ton. Er legte die rechte Hand auf die Tür, bereit, sie jederzeit zu schließen und Michaels Besuch damit zu beenden.
    Michael schaute vom einen zum anderen, überrascht über diese Gefühlskälte.
    »Mir wurde gesagt, dass Sie mir vielleicht helfen können, meine Eltern ausfindig zu machen, aber das war wohl ein Fehler.« Michael drehte sich um und stieg die Treppe hinunter.
    Susan ging zurück ins Haus, sodass Stephen allein auf der Türschwelle zurückblieb und beobachtete, wie Michael davonging. Unvermittelt rief er ihm hinterher: »Michael? Warten Sie.«
    Michael saß in einer Bibliothek. Der Raum hatte eine warme, angenehme Atmosphäre. Dunkle Mahagoniwände, volle Bücherregale, ein beeindruckender Schreibtisch vor einem großen Erkerfenster mit schweren rotbraunen Vorhängen. Ein Gemälde, das einen majestätischen Löwen in den Ebenen Afrikas zeigte, hing über dem Kamin, der während der Sommermonate mit Blumen und Zweigen dekoriert war.
    »Es tut mir leid«, sagte Stephen, wies auf einen schweren ledernen Ohrensessel und bedeutete Michael, Platz zu nehmen.
    Michael starrte den Mann an. Er war immer noch wütend über dessen unhöfliches und herablassendes Benehmen.
    Stephen legte seine Anzugjacke ab und hängte sie über die Rückenlehne eines großen Schaukelstuhls aus Teakholz. Der Mann war größer, als Michael anfangs gedacht hatte. Er war über eins achtzig und wirkte ungemein fit. Seine Hosenträger waren farblich auf die blassblaue Krawatte abgestimmt; sein dunkles Haar mit den grauen Strähnen war makellos geschnitten. Alles an Kelley war präzise. Er wirkte in jeder Hinsicht perfekt und machte einen dominierenden Eindruck, als er Michael nun unverwandt ansah.
    Michael hatte es mit den Härtesten der Harten zu tun gehabt, ob im Gefängnis, in den Verhörzimmern der Polizei oder in der Unterwelt, aber noch nie war er einem Menschen mit einer so starken Persönlichkeit begegnet. Zum ersten Mal fühlte er sich ein wenig eingeschüchtert.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Oder möchten Sie frühstücken?«, fragte Stephen.
    »Weder noch, vielen Dank.«
    Stephen setzte sich auf die Couch, schlug die Beine übereinander und legte einen Arm auf die Rückenlehne. »Sie haben mich in einem ungünstigen Augenblick erwischt.«
    »Begrüßen Sie Besucher immer so?«
    »Hängt von meiner Tagesform ab.« Stephen schaute über Michaels Schulter hinweg. Sein Blick schien an Schärfe zu verlieren.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Michael. Er beobachtete das Gesicht des Mannes. Die Wut, die er zu Anfang darin gesehen hatte, war verschwunden. Traurigkeit war an ihre Stelle getreten.
    »Es tut mir leid, dass Mary gestorben ist«, sagte Stephen.
    Michael war fassungslos. Eine Beileidsbekundung zum Tod seiner Frau? Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
    Abrupt stand Stephen auf und ging zur Tür.
    »Haben Sie Mary gekannt?«, fragte Michael.
    Stephen blieb stehen, drehte sich um, schaute Michael an und kam mit langsamen Schritten zurück. Mit einem traurigen Lächeln blickte er auf Michael hinunter, bevor er wieder auf der Couch Platz nahm. »Ich weiß nicht genau, wie sie mich gefunden hat. Sie war krank, als ich ihre Bekanntschaft machte. Sie sagte mir, Sie wären damals geschäftlich unterwegs gewesen. Mary versuchte, den Aufenthaltsort Ihrer Eltern ausfindig zu machen.«
    »Wann war das?«
    »Vor ungefähr einem Jahr. Sie hat mit großer Liebe von Ihnen gesprochen.«
    Michael schaute weg.
    »Mein Beileid. Ich kann Ihren Schmerz sehr gut nachvollziehen … die Leere, die Verzweiflung.«
    Michael nickte. »Danke. Sie ist zu Ihnen gekommen, weil sie dachte, Sie könnten ihr vielleicht helfen … oder mir.«
    »Ja. Vor einem Jahr habe ich damit gerechnet, dass Sie herkommen würden. Ich hielt es für unangebracht, mit ihr über Ihre Eltern zu sprechen, wenn Sie nicht dabei waren.«
    »Sie wissen, wer meine Eltern sind?« Michael konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
    »Ihre Mutter«, antwortete Stephen. »Sie starb kurz nach Ihrer Geburt.«
    Michael wusste nicht, wie er reagieren sollte.

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