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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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nicht, sich ihr zu nähern; die drei Männer tauchten plötzlich auf und warfen sich sofort auf ihn. Er versuchte, sich aus ihrer Mitte herauszuboxen, wurde aber von einem Schlag auf den Hinterkopf niedergestreckt. Er krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden, als die Männer ihm auch schon eine schwarze Kapuze über den Kopf stülpten. Obwohl er benommen war, trat er um sich und schlug wild mit den Armen, wobei er einen seiner Angreifer im Gesicht erwischte, dass das Blut spritzte. Doch verlor er den Kampf endgültig, als die Männer ihn fesselten. Während des gesamten Unternehmens wurde kein Wort gesprochen, geschrien oder gerufen. Die Männer teilten sich ihre Bewegungen genau ein und wirkten völlig ungerührt.
    Obwohl Stephen Kelley über eins achtzig groß war und gut zweihundert Pfund wog, warf der mittlere Mann ihn sich mühelos über die Schulter. Stephen hatte nicht mehr die Kraft, sich zu wehren, und die drei Männer stürmten mit ihrer Beute aus der Haustür und warfen Stephen draußen in eine bereitstehende schwarze Limousine.
    Michael saß in dem Ohrensessel, und sein Herz raste, als er den großgewachsenen Mann durch die Bibliothek kommen sah. Er legte die schwarze Ledermappe auf einen Stuhl, zog den Reißverschluss auf und nahm einen Manila-Ordner heraus.
    »Mein Name ist Julian.« Die Stimme mit dem italienischen Akzent gehörte einem Mann, der aussah, als wäre er Anfang dreißig. Er trug einen dunkelblauen Armani-Blazer über einem blassgelben Hemd. Der Mann wirkte gebildet und kultiviert. Sein Haar war blond und reichte ihm bis zum Kragen. In seinen eisblauen Augen lag kein Gefühl, was die falsche Aufrichtigkeit seines Lächelns entlarvte. Sein Gesicht, das fast schon zu hübsch war, kam Michael irgendwie bekannt vor. Er versuchte sich zu erinnern, konnte es im Moment aber nirgends unterbringen.
    Kurz blickte er hinüber zu dem Bodyguard, der sich nicht rührte und keinen Laut von sich gab, während sein Schützling durchs Zimmer ging und Michael inspizierte, als hätte er vor, das Haus zu kaufen. »Was wollen Sie?«, fragte Michael und stand abrupt auf.
    »Das Gleiche wollte ich Sie gerade fragen«, erwiderte Julian und öffnete das Barfach. »Scotch? Bier? Wasser?« Der Mann führte sich auf, als wäre er hier zu Hause.
    »Warum versperrt Ihr Freund die Tür?«, wollte Michael wissen.
    Julian bedeutete seinem Bodyguard mit einer Handbewegung, sich zu entfernen.
    Michael beobachtete, wie der große, schwere Mann verschwand. »Wo ist Kelley?«, fragte er dann. »Ist das eines seiner Spiele?«
    »Das ist kein Spiel«, erwiderte der Mann mit einem Lächeln, »jedenfalls nicht für mich. Warum setzen Sie sich nicht wieder, damit wir uns ein wenig unterhalten können?«
    Michael blieb stehen und starrte den Mann an. Nur Menschen mit viel Macht oder übersteigertem Selbstwertgefühl reisten mit Bodyguards – und dieser Mann sah nicht so aus, als würde er sich auf glückliche Fügungen verlassen. »Wo ist Kelley?«, fragte Michael noch einmal.
    »Unerreichbar für Sie.« Julian reichte Michael die Manila-Akte. Michael legte sie auf einen der Beistelltische, ohne sich die Mühe zu machen, einen Blick darauf zu werfen.
    Julian beobachtete Michael und stellte seinen Drink auf den Beistelltisch. Dann setzte er sich in einen der Ohrensessel und bedeutete Michael, es ihm gleichzutun. Widerwillig gab Michael nach, wobei er den Mann anstarrte. Einen Moment schätzten sie einander ab; dann wurde Julians Gesicht angespannt, und er holte tief Luft. »Ich liebe meine Kunst«, sagte er. »Ich habe Jahre darauf verwendet, die ganze Welt zu bereisen, um einige der großartigsten Werke zu erwerben und Meisterwerke wiederzufinden, von denen man glaubte, sie seien auf ewig verloren. Manchmal dauerte es Jahre, bis ich herausfand, wo sie sich befanden. Ich musste mich auf obskure Quellen verlassen, auf bezahlte Informanten.« Julian warf Michael einen wissenden Blick zu. »Und auf Diebe. Doch egal, was erforderlich war, um meine Sehnsucht zu stillen: Ich war immer bereit zu zahlen und zu warten. In einem Fall sieben Jahre lang.« Julian lehnte sich in den Sessel zurück.
    »Sieben Jahre?«, fragte Michael.
    »So lange hat es gedauert, bis ich erfuhr, wo sich ›Das Vermächtnis‹ befand.«
    Michael versuchte, sich einen Reim auf diesen Mann zu machen und erkannte, dass er in eine Art von Schachspiel verwickelt wurde. »Das Vermächtnis?«, wiederholte er.
    »Oh, entschuldigen Sie. Vielleicht haben Sie es vergessen.

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