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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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ihr nach. Sie fühlte sich unwohl, plötzlich allein mit einem
Fremden zu sein und sie verstand nicht, was hier vor sich ging.
    Dr. Adameczki näherte sich ihrem Bett, sein
Lächeln wirkte bemüht.
    „Frau Koller, ich bin Dr. Adameczki, wie fühlen Sie
sich?“
    Sandra schluckte, doch wie bereits zuvor, schaffte sie es
nicht zu sprechen.
    Dr. Adameczki winkte ab. „Überanstrengen Sie sich
nicht, ist schon gut. Versuchen wir es anders: Haben sie Schmerzen?“
    Sandra nickte und fragte sich gleichzeitig, weshalb er
ihr denn nicht verriet, was hier vor sich ging.
    „Ich werde Ihnen ein Mittel dagegen geben, in Ordnung?“
    Sandra nickte wieder und schloss für einen kurzen
Augenblick die Augen, während sie tief durchatmete. Das Gefühl der
Kälte in ihrer Brust wurde wieder stärker, es schnürte ihr
plötzlich die Kehle zu. Ein dunkler Schleier legte sich vor ihren Augen,
während sie plötzlich von Krämpfen geschüttelt wurde und
Schmerzen kalten Schweiß aus jeder ihrer Poren trieben.
    Dr. Adameczki hatte bereits die Nottaste gedrückt,
als Sandra zu schreien begann. Es erlöste sie zu schreien, als wurde
dadurch der Schmerz gelindert.
    Sie nahm kaum noch wahr, wie die Krankenschwester in den
Raum stürmte. Erschöpft fiel sie in ihr Bett zurück und schloss
die Augen. Sandra spürte, wie jemand an ihrem Handgelenk nach ihrem Puls
suchte.
    „Sie wird gleich einschlafen.“, war das letzte, was sie
von dem Arzt hörte.
    Nein, er irrte sich… Sie schlief nicht... Sandra
hörte noch wie aus einem fernen Echo heraus, was um sie herum geschah,
doch sie war zu beschäftigt, um auf ihre Umwelt einzugehen. Sie hatte
einen Kampf zu führen, einen Kampf gegen sich selbst, gegen die Kälte
in ihr, die von ihrer Brust ausgegangen war, um ihren gesamten Körper zu
erfassen. Diesmal war es jedoch anders, diesmal war kein Orkan in Sicht...
Diesmal war sie stärker und der Krampf in ihrem Körper löste sich,
machte wieder Platz für Wärme, für Leben. Erst dann war sie
bereit, sich endlich in einem erholsamen Schlaf hinein gleiten zu lassen.
    *
    Seit mehr als einer halben Stunde war Sandra wach und
starrte in eine Ecke des Zimmers. Sie war alleine, fühlte sich einsam und
etwas benebelt, als Dr. Sellart ihr Zimmer betrat. Ganz anders als Dr.
Adameczki, strahlte er Ruhe und Offenheit aus. Als er mit ihr sprach, erkannte
sie seine tiefe, warme Stimme obwohl sie es sich nicht erklären konnte.
    „Hallo Sandra! Ich bin Dr. Sellart. Es ist so schön,
dich endlich wach zu sehen!“
    Er nahm einen Stuhl und setzte sich an ihre Seite. „Ich
hoffe, es stört dich nicht, wenn ich dich duze?“
    Seine Freundlichkeit wirkte ansteckend und Sandra
lächelte ihn an, während sie den Kopf schüttelte. Gerne
hätte sie ihm Fragen gestellt, doch ihre Kehle fühlte sich derartig
belegt an, dass sie daran zweifelte, sprechen zu können. Sie versuchte die
Stimmbänder frei zu bekommen, indem sie sich räusperte, doch auch das
schien nur eine geringe Wirkung zu zeigen. Fast behutsam wirkte Dr. Sellart,
als er sich zum Nachttisch beugte, um ein Glas Wasser zu nehmen und es Sandra
in die Hand zu drücken. Er beobachtete sie und wirkte zufrieden, als sie
langsam trank, als wäre es eine besondere Leistung. Ihren neugierigen,
fragenden Blick hatte er sicherlich bemerkt, doch statt etwas zu sagen, wartete
er still, als wolle er sie dazu zwingen zu sprechen. Nun da sie ihn
beobachtete, kam Sandra sein rundes, lächelndes Gesicht genauso bekannt vor
wie zuvor seine Stimme. Noch einmal räusperte sie sich, ehe sie vorsichtig
ihre Frage zu stellen wagte.
    „Kennen wir uns?“, sagte sie leise und war erstaunt, wie
klar ihre Stimme klang.
    „Ja, wir haben uns vor ungefähr neun Monaten kennen
gelernt.“, antworte er schlicht.
    Sandra nickte bedächtig, um sich selbst Zeit zum
Überlegen zu gewähren. Sie war über ihre eigene, sachliche
Reaktion erstaunt, doch der lange Zeitraum, den sie offensichtlich
versäumt hatte, schien ihr irrelevant. Sie war vielmehr erleichtert darüber,
sich wieder halbwegs wohl zu fühlen und nicht in einer Albtraumwelt
wandern zu müssen. Es weckte in ihr nur den Wunsch, mehr zu erfahren, doch
sie hatte es anscheinend nicht mit einem sehr gesprächigen Mensch zu
tun... Welche Fragen sollte sie als erste stellen? Neun Monate waren eine lange
Zeit… Was war das letzte, an das sie sich erinnern konnte? Es wollte ihr nicht
einfallen. Sie versuchte ihre Gedanken zu sortieren, blätterte darin, als
bestünde ihr Gedächtnis

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