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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Pferdebox, in der beide Flüchtlinge ihr Versteck gefunden
hatten. Gedanklich fluchten beide Baseff, doch sie lagen gut genug unter dem
Stroh versteckt, um nicht entdeckt zu werden. Ein Stallbursche führte das
Pferd aus der Box heraus und ließ die Tür offen. Ethira konnte
schemenhaft erkennen, wie er in dem Gang das Pferd anband und es sattelte.
Einer von Sihldans Männern wartete, bis der Sklave mit seiner Arbeit
fertig war. Er lehnte dabei gegen die Box und blickte betrübt zu seinen
Kumpanen hinüber.
    Wie gerne hätte Ethira seine Gedanken lesen
können, um zu erfahren was genau passiert war, doch die Nomaden waren
allesamt keine Telepathen, ihre Gedanken für Ethira daher verschlossen.
    ‚Mach dir vorerst lieber Gedanken über unser
Schicksal.’, ermahnte Krial telepathisch seine Frau.
    Als alle Pferde gesattelt und hinausgeführt worden
waren, kehrte endlich wieder Ruhe in den Stallungen ein. Die Baseff atmeten auf
und eilten zum Fenster. Sie ahnten, die Sklaven würden gleich
zurückkehren, um die leeren Boxen zu putzen. Es war ihre letzte Chance,
unbemerkt zu fliehen.
    Kaum waren sie aus dem Fenster gekrochen, herrschte
tatsächlich wieder Hochbetrieb im Stall. Krial wirkte zufrieden, er war
fest von ihrem Glück überzeugt. Rasch gingen Beide bis an die Ecke
des Gebäudes und konnten noch sehen, wie Isentiens Clan davon ritt. Ethira
hätte fast Mitleid mit ihnen haben können, so bedrückt wirkten
sie, doch ihre eigene Situation war um einiges schlimmer, wie Krial ihr vor
Augen gehalten hatte. Sie zogen sich in den Schutz der Mauer zurück und
berieten sich lautlos, wie es nur Telepathen konnten.
    Die Sonne hing bereits tief am Himmel, es würde bald
Nacht sein, so entschieden sie gemeinsam, erst im Schutz der Dunkelheit zu fliehen.
Der Park hinter den Stallungen wirkte recht ungepflegt. Bäume und
Sträucher wucherten bis an die Mauer und spendeten ausreichend
Blickschutz, um es Ethira und Krial zu erlauben, in aller Ruhe und Gelassenheit
zu warten.
    *
    Sihldan fluchte, als er mit seinen Männern die Stadt
verließ. Noch nie war er so gedemütigt worden. Anthalion hatte nicht
nur Isentiens Männer als Verlierer des Turniers deklariert und ihnen das
sumpfige Küstengebiet im Westen zugeteilt, sondern er hatte sie auch wegen
des doppelten Vergehens Leathans, die Anwendung von Magie und den Angriff auf
einen gegnerischen Clan, für das darauf folgende Jahr gesperrt. Sein Volk
würde zwei Jahre lang in den salzigen Sümpfen leben müssen, wo
sie täglich auf der Suche nach Essbarem verzweifeln würden und nur
bei Ebbe vor Seeungeheuern sicher sein würden. In die Berge zu fliehen war
die einzige Lösung, doch die dortige Kälte war bekanntermaßen
kaum erträglich und es gab auch dort nur wenig Nahrung.
    Zwei Jahre in diesem Gebiet würden vielen seiner
Leute zum Verhängnis werden. Isentien hatte eine schwere Entscheidung zu
treffen. Er würde seine Leute retten können, indem er sie unter den
Schutz eines anderen Clans stellen würde, wie zum Beispiel dem von
Sulidian, der seine Hilfe angeboten hatte. Allerdings würde das das Ende
von Isentien als eigenständiger Clan bedeuten. Das war der Preis für
das Überleben seiner Leute und die einzige Alternative zu den
Sümpfen.
    Sihldan fluchte wieder vor sich hin. Es war ihm fast
gleichgültig, dass er, als Schuldiger dieses Fiaskos, den Zorn seines
Vaters zu spüren bekommen würde. Vielleicht würde Isentien ihn
sogar für diese Schmach töten, doch dieser Gedanke erschien ihm in
diesem Augenblick fast wie ein Lichtblick zu sein. So leicht würde es sein
Vater vermutlich nicht machen.
    Die Pferde trabten den Weg entlang des Wasserfalls
hinauf. Keiner seiner Krieger blickte zu Anthalia zurück. Vermutlich
wollten sie sich nicht unnötig mit Sehnsüchten quälen, denn die
Stadt ihres Gottes war für sie gesperrt. Zwei Jahre lang durfte keiner aus
ihrem Clan ihre Tore passieren und daher auch nicht die Reichtümer, die
sie besaßen, gegen Nahrung eintauschen. Disqualifikation beinhaltete eine
weitaus größere Strafe, als nur der Verlierer zu sein.
    Sie passierten eines der angrenzenden Dörfer, wo
einige erstaunte Bauern sie musterten. Die Neuigkeiten verbreiteten sich
außerhalb Anthalias nur schleppend, so wusste hier noch niemand, was
passiert war. Die Anwesenheit Isentiens Clans nach nur zwei Turniertagen, war
jedoch Botschaft genug, um darauf hinzuweisen, wie unangebracht es gewesen
wäre, jetzt zu jubeln. Stille Blicke begleiteten sie daher durch

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