Die Quelle
Anthalia.“
„Ja, unbedingt… und wir brauchen auch Proviant.“,
fügte sie hinzu.
Achtlos stiegen sie über die Leiche des Mannes, die
genau vor der Tür lag und gingen die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Auch
dort lagen Leichen, doch die meisten der Diener hatten sie verschont. Sie
saßen gefesselt und geknebelt auf dem Boden, ihre Augen in Angst
geweitet. Ethira und Krial ignorierten sie, denn nun da sie alle außer
Gefecht gesetzt waren, stellten sie keine Bedrohung mehr dar.
Schon kurz nach ihrem Einbruch in die edle Villa hatten
sie das gesamte Haus inspiziert, so kannten sie sich inzwischen gut genug darin
aus, um zu wissen, wo sie nach Proviant zu suchen hatten.
Nach nur einer weiteren Stunde waren sie bereit, Anthalia
zu verlassen. Die Sonne zeigte sich bereits am Horizont, die Tore Anthalias,
die in der Nacht stets verschlossen blieben, würden bald wieder passierbar
sein. Sie gingen in das Wohnzimmer und befreiten zwei der Diener, einen den sie
im Haus gefunden hatten und einen, der im Stall seinen Dienst verrichtet hatte.
„Ihr kommt mit uns. Falls ihr vorhabt, irgendetwas gegen
uns zu unternehmen, werdet ihr auf der Stelle sterben. Falls wir eine der
Brücken oder das Tor nicht passieren können, werden wir zuerst euch
töten, dann erst die Wachen. Inzwischen wisst ihr ja, wie schnell wir
sind. Falls ihr uns jedoch helft, lebend aus Anthalia zu kommen, lassen wir
euch frei.“
Die beiden Diener nickten ängstlich. Sie hatten
sicherlich nicht vor etwas anderes zu tun, als ihr eigenes Leben zu retten und
dafür würden sie wohl ihr Bestes geben.
Nur wenig später nahmen beide Räuber Platz in
eine luxuriöse Kutsche, die zum Glück kein Verdeck hatte, was es ihnen
ermöglichte, ihre Begleiter im Auge zu behalten. Der Diener des Hauses
saß Ihnen gegenüber, während der aus dem Stall auf der vorderen
Bank Platz genommen hatte und gekonnt die Pferde in Richtung der Stadttore
lenkte. Beide Diener hatten ihren Entführern sogar noch Anweisungen
gegeben, wie sie echter aussehen würden. Sie hatten ihre Haare frisiert
und Ethira trug nun etwas Schminke, die ihre Haut reizte und ihrer Meinung nach
ziemlich streng roch. Beide Räuber vertrauten auf ihre Reisebegleiter,
nicht nur weil Angst oft Wunder bewirkte, sondern auch weil die beiden
unterwürfigen Diener so sehr daran gewöhnt waren zu gehorchen, dass
sie gar nicht in der Lage waren, Widerstand zu leisten.
*
In dieser ersten Nacht außerhalb Anthalias war
Sihldans Schlaf dermaßen unruhig, dass kaum einer seiner Männer zu
Ruhe kam. Er wälzte sich ständig hin und her, sprach ohne
Zusammenhang, manchmal schrie er sogar auf. Niemand wagte es, ihn zu wecken, so
behielten seine schlaflosen Männer ihn im Auge und fragten sich dabei, ob
ihr Freund und Anführer wohl gerade den Verstand verlor.
Als der Morgen graute, sprang Sihldan aus dem Schlaf auf,
als habe ein Albtraum ihn kampfbereit erwachen lassen. Unsicher und verwirrt,
die Hand auf den Knauf seines Schwertes, sah er für einige Augenblicke um
sich. Die meisten seiner Männer waren noch immer wach und sahen ihn
fassungslos an, als er sich plötzlich entspannte, zu lächeln begann
und sich mit leuchtenden Augen ans Lagerfeuer setzte, als seien all seine
Sorgen über Nacht einfach verflogen.
„Dieser verfluchte Gauner!“, entfuhr es ihm, sichtlich
zum Scherzen aufgelegt. Noch immer lächelnd bediente er sich an dem Tee,
den die Männer auf dem Lagerfeuer seit Stunden warm hielten. Als er davon
kostete, spuckte er die Brühe umgehend wieder aus.
„Was ist denn das! Von gestern?“
Wieder war es der eigentlich wortkarge Khalen, der sich
als erster traute, Sihldan anzusprechen.
„Vielleicht teilst du uns mit, was dich so belustigt,
während Irgiel einen frischen Tee macht.“
Dem indirekten Befehl von Khalen gehorchend, sprang
Irgiel auf, um die frischen, wertvollen Teeblätter zu holen, die er
sorgfältig in seiner Satteltasche behütete. Ohne es untereinander
besprochen zu haben, war jedem klar, dass Khalen als Ältester nun das
Sagen hatte, zumindest bis ihr rechtmäßiger Anführer wieder zur
Besinnung kommen würde. Sihldan brauchte offensichtlich etwas Zeit, ehe er
seine Geschichte erzählen konnte. Er schien darüber nachzudenken, wo
er anfangen sollte, doch als er endlich Khalens Frage beantwortete, hörten
ihm seine Männer trotz ihrer Müdigkeit aufmerksam zu. Sie waren sich
nicht sicher, ob sie seinen Worten Glauben schenken sollten, doch falls diese
aberwitzige Geschichte
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