Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
zugleich wäre ihm wesentlich
lieber! Er hatte so wenig Geld wie möglich ausgegeben und nur in ein Passiermedaillon
für das Händlerviertel investiert. Dort gab es viele Stellen, die er
kannte, an denen man gute Wetten abschließen konnte. Der Haken daran war,
dass er keine Möglichkeit hatte, zum Tempelviertel zurückzukehren, um
Leathans Sklaven abzuholen. Der Kauf eines Passiermedaillons für das
Tempelviertel war mehr Geld, als er bereit war zu verschwenden. Diese Summe
hatte er lieber seiner sicheren Wette gewidmet.
    Nun stand er da, mit Wettscheinen aus jedem
verfügbaren Wettbüro in seiner Tasche und er hatte nicht einmal genug
Geld übrig, um sich mit etwas Essen oder einem Bier das Warten zu
versüßen. Er hoffte, die Neuigkeiten aus der Arena würden bald
eintreffen. Allmählich machte sich das schlechte Gewissen in ihm breit. Er
hätte nur ungern sein Versprechen gegenüber Leathan gebrochen und die
Baseff in ihren Kerkern gelassen. Noch unliebsamer wäre es ihm jedoch
gewesen, mit zu wenig Geld in die Freiheit zu gehen. Hätte er mehr
Vertrauen zu den beiden Wilden gehabt, hätte er sie sicherlich mit sich
ins Händlerviertel genommen, doch wie hätte er das viele Geld vor
diesen beiden gewieften Dieben schützen können? Im Leben musste man
Prioritäten setzen und seine hatte er klar vor Augen.
    Als endlich ein Pferd angaloppiert kam und der Reiter
schwungvoll zu Boden sprang, um auf der Tribüne des Hauptplatzes die
Neuigkeiten aus der Arena zu verkünden, pochte Balsiks Herz.
Schließlich vernahm er den Satz, auf den er gewartet hatte.
    „Isentiens Clan, angeführt von seinem Erbe Sihldan,
wurde wegen Regelbruch disqualifiziert!“ Diese Verlautbarung wurde mit einem
lauten, verständnislosen Raunen von den Anwesenden empfangen. Viele warfen
wütend ihre Wettscheine zu Boden, während andere auf weitere
Neuigkeiten vom Turnier warteten.
    Balsiks Erwartung hatte sich erfüllt. Ohne einen
Gedanken an Sihldan oder Leathan zu verschwenden, rannte Balsik voller Freude
zu einem der Wettbüros, um seinen ersten Schein einzulösen. Er war so
glücklich über seinen Sieg, dass er nicht auf die Gestalt achtete,
die ihm nun folgte.
    Wie hätte er sie in seiner Euphorie auch bemerken
können?
    Mehrere Leute machten sich auf den Weg, ihren Gewinn zu
kassieren, doch Balsik war sich sicher, dass er als einziger auf die
Disqualifikation von Isentiens Clan gewettet hatte. Er hatte einen großen
Gewinn erzielt, wahrscheinlich den größten, den es je gegeben hatte.
    Er war schon in Sichtweite seines Ziels, als er
plötzlich lautlos und leblos zusammensackte.
    Ein Dolch hatte den Weg in sein Herz gefunden. Keiner der
Passanten im Wettfieber achtete auf ihn. Ein einziger Mensch hatte von weitem
die gesamte Szene beobachtet: Einer der Geschäftsmänner, der Balsiks
Wette angenommen hatte und über genügend kaufmännischen Instinkt
verfügte, um ihn augenblicklich beschatten zu lassen. Hatte der kleine
Mann ohne Leibgarde wirklich geglaubt, dass er bei einem Insidertipp mit dem
Leben davon kommen würde?
    Der Geschäftsmann, von seiner privaten Leibgarde
flankiert, zahlte in aller Ruhe die kleinen Gewinne aus, die übrig
geblieben waren. Er hatte sich gerade vor dem Bankrott gerettet und dabei hatte
er sich noch gnädig gezeigt. Er hatte den besten Mörder der Stadt
angeheuert, um den Tod des unbedeutenden, kleinen Mannes so rasch und
schmerzlos wie möglich von statten gehen zu lassen. Sein Gewissen war rein.
    *
    Leathan hatte nicht nur seine Waffe abgegeben, sondern
auch Sattel und Zaumzeug von seinem Pferd heruntergestreift. Er ritt nun wie er
es in Ker-Deijas gelernt hatte, sein Pferd telepathisch lenkend. Er wollte sich
ganz dem Volk der Wächter zugehörig fühlen, denn er war nun kein
Gastkrieger mehr, sondern nur noch der Bote von König Leathan... Von
Gardisten flankiert näherte er sich Anthalions Palast und dunkle
Vorahnungen erfassten seine Gedanken. Histalien ritt in seiner Nähe, doch
er hatte nur angewidert Blicke für ihn übrig, der seinen Clan
verraten hatte. Leathan ignorierte ihn. Fast wie in Trance passierte er die
Brücke zu Anthalions Palast und ließ sich zum Thronsaal führen.
    Langsam kam die Ernüchterung…
    Er hatte einen Menschen getötet.
    Er versuchte sich einzureden, dass er es nur getan hatte,
um andere zu retten, doch diese Ausrede erschien ihm fadenscheinig. Er hatte
beim Töten nicht einmal gezögert. Als er in seinem Geist das kalte
Metall des Dolches gespürt hatte und es tiefer

Weitere Kostenlose Bücher