Die Quelle
die
Hauptstraße des Dorfes und Sihldan spornte sein Pferd an, um sie nicht
noch länger ertragen zu müssen. Noch ehe sie das Dorf verlassen
hatten, traute sich Khalen, als der älteste seiner Krieger, ihn trotz
seiner üblen Laune aus seinen Gedanken zu reißen.
„Sihldan, warte! Ehe wir die Dorfgebiete verlassen,
sollten wir Salz und Fässer kaufen. Noch hat das Verbot, uns etwas zu verkaufen,
nicht die Runde gemacht.“
„Ich denke es wird genug Salz in den salzigen
Sümpfen geben!“, fauchte Sihldan seinen zweiten Mann an.
So schnell ließ sich jedoch Khalen nicht abspeisen.
„Wir haben zwei Wochen, um unser jetziges Gebiet zu verlassen. Wir sollten
diese Zeit nutzen, um zu jagen und so viel Fleisch wie möglich einzulegen.
Wenigstens werden wir die ersten Wochen nicht hungern.“, erklärte der
erfahrene Krieger ungeduldig seinem jungen Anführer. Sihldan nickte ihm
nun schuldbewusst zu und überließ es Khalen, alles weitere zu
organisieren. Er überließ es ebenfalls seinen Männern die beste
Route zu finden, um schon auf dem Weg zu ihrem Clan mit der Jagd zu beginnen.
Er selbst hatte kaum noch den Wunsch, sich als Anführer zu profilieren und
wohl auch nicht das Recht, wie er sich verbittert gedanklich selbst strafte.
Khalen gab das gesamte Geld aus, das sie dabei hatten, um
ein kräftiges Pferd, einen Karren, Salz und Fässer zu kaufen. Sihldan
wunderte sich kaum darüber, dass Khalen genau wusste, was es zu kaufen
galt. Er hatte bereits schwere Zeiten erlebt, als Isentiens Clan noch
ständig an der Front war und dort auch länger in kargeren Gebieten
ausharren musste… und war nicht auch Khalen erst als Kind von Isentiens Clan
aufgenommen worden? Khalen war einer der wenigen, der wusste, wie es sich
unabhängig von Anthalion lebte. Sein Clan war einst von Isentiens besiegt
worden, und doch erinnerte sich Khalen wohl noch, was es hieß, als freier
Nomade zu leben… Es gab inzwischen kaum noch Nomaden, die Anthalia nicht die
Treue geschworen hatten und Sihldan dachte an diese längst vergangenen
Zeiten zurück, die er nie selbst hatte erleben dürfen. Sehnsucht nach
einer Freiheit, die er nie gekannt hatte, plagte ihn plötzlich und es fiel
ihm schwer diese sinnlosen Träumereien von sich zu weisen.
Sie ritten bis spät in die Nacht, um so weit
entfernt wie möglich von Anthalia, der Stadt ihrer Schmach, ihre erste
Rast einzulegen.
Kapitel 23
Anthalion betrat den Thronsaal und schon an seinen
Schritten war zu erkennen, wie selbstzufrieden er war. Diesmal machte Leathan
keine Anstalten sich verbeugen oder gar niederknien zu wollen. Er sah den
Gott-König angewidert an und wusste dabei nicht wirklich, ob der Ekel sich
selbst oder ihm galt. Ohne sich die Zeit zu nehmen, ihn genauer anzusehen,
steuerte Anthalion direkt seinen Thron an. Erst als er es sich gemütlich
gemacht hatte, wandte er sich zu Leathan.
„Nun, Kind der Quelle, ich gratuliere! Du versteht es zu
töten!“
Anthalion strahlte regelrecht vor Freude, als er an
Leathans Gesichtsausdruck erkannte, dass er richtig geraten hatte… Ja, Leathan
war weitaus mehr als ein Sterblicher und Anthalion hatte es gewusst.
Natürlich. So leicht ließ sich ein Gott nicht täuschen und
Leathan hatte mehr als nur einmal seine wahre Natur durchscheinen lassen.
„Was ist? War es das erste Mal? Dein erster Toter? Hast
du seine Seele verfolgt, oder hast du dich beschämt von ihm abgewandt?“
Anthalion beugte sich ein wenig vor und seine stimme wurde leiser, vertrauter, als
würde er ein Geheimnis austauschen wollen. „Nun, Kind, wie fühlt es
sich an, die Unschuld zu verlieren?“
Plötzlich schaffte es Leathan sein Gewissen
auszuschalten. Was war das Leid, das er gebracht hatte, im Vergleich zu dem,
was er erreichen wollte? Sein Blick wurde kälter, als er seine Antwort
fand.
„Es fühlte sich wunderbar an. Ich danke dir
dafür, dass du meine Macht befreit hast.“
Genussvoll lehnte sich Anthalion zurück, seine
Augenlider halb geschlossen. Sein Gesicht entspannte sich, als würde eine
seltsame Droge auf ihn einwirken.
„Das freut mich für uns beide. Ich habe noch viel
mit dir vor.“
Leathan legte den Kopf zur Seite, fast amüsierte ihn
das Gespräch.
„Aber ich nicht mit dir.“, gab er trocken zurück,
„Ich übergebe dir nun meine Botschaft, dann werde ich dich verlassen, mit
oder ohne eine Antwort darauf.“
Anthalion winkte ungeduldig ab. „Vergiss die Botschaft!
Ker-Deijas ist verloren, das Volk der Wächter ausgelöscht und
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