Die Quelle
sich zu einer neuen
Stichelei hinreißen lassen, ohne die er nicht auszukommen schien, dennoch
war Leathan voller Hoffnung, der Gott-König würde sich endlich
einsichtig zeigen. Wie sehr er sich irrte, musste er enttäuscht lernen,
als der Herrscher weiter sprach.
„...Ich wusste, dass wenn wir uns beide bekämpfen,
es der Welt der Sterblichen schaden würde. In diesem Ausmaß hatte
ich es nicht gesehen, weil ich, wie gesagt, Visionen nicht zu verfolgen pflege.
Eine nicht mehr bewohnbare Welt nützt auch uns Göttern nichts. Wir
können in einer toten Welt nicht lange überleben, da, wie du ja
weißt, das Universum uns einen Streich gespielt hat und wir dummerweise
Gebete brauchen, um zu überleben… Der Kernpunkt unseres Streites, nicht
wahr?“, fügte er ironisch hinzu. „…Aber betrachte deine Vision doch mal
anders, Kind. Wenn, was auch immer wir tun, die Welt zerstört wird,
brauchen wir uns nicht länger den Kopf darüber zu zerbrechen, oder?
Kämpfen wir einfach weiter, für was uns wichtig erscheint, und sehen,
was wann passiert!“
Das sollte seine Schlussfolgerung sein?
„Die Lösung hast du nicht gesehen, oder wolltest du
sie dir einfach nicht merken? Es gibt einen Weg, der nicht zur Zerstörung
führt. Einen Weg, den du in all den Möglichkeiten nie beschreiten
wolltest und doch liegt dort die Lösung, um die materielle Welt vor uns zu
retten! Wenn wir beide diese Welt jetzt verlassen, überlebt sie. Das musst
du doch erkannt haben!“
Anthalions eisiger Blick verriet seine Antwort noch ehe
er seine Stimme erhob.
„Das ist keine Option.“
Kapitel 25
Während der gesamten Turnierzeit bekam Leathan
Anthalion nicht mehr zu Gesicht. Dafür erhielt er täglich den Besuch
von Loodera. Gemeinsam gingen sie in den Gärten des Palastes spazieren und
besprachen sowohl die Neuigkeiten des Turniers als auch die Neuigkeiten
Anthalias. Für Loodera war es eine große Ehre im Palast ein-und
ausgehen zu dürfen. Sie genoss auch nicht zuletzt aus diesem Grund ihre
Treffen, doch ehrlich wie sie immer gewesen war, versuchte sie keineswegs dies
vor Leathan zu verbergen. Statt darunter zu leiden, bekräftigte es ihre
Freundschaft nur noch mehr, deren Basis Ehrlichkeit und auch Zwanglosigkeit zu
sein schien. Nach langem Zögern, entschloss sich Leathan schließlich
dafür, ihr nicht zu verraten, wie Anthalion sie als Druckmittel benutzt
hatte. Weshalb hätte er sie enttäuschen sollen, wo sie doch zum
ersten Mal in ihren Leben glücklich zu sein schien? Ohnehin mieden sie
beide leidige Themen, nie hatten sie zum Beispiel über Leathans Aufgabe
als Bote vom Volk der Wächter gesprochen. Vielmehr genoss Leathan einfach
Looderas Gegenwart und ihr erfrischendes Wesen, das wie einst in Ker-Deijas
seine Gedankenwelt wieder gerade rückte. Er fühlte sich wie ein
Rekonvaleszent, der seiner Genesung nahe war. Manchmal fragte er sich, wie ein
unmenschliches Wesen wie Anthalion hatte erspüren können, dass genau das
es war, was er gebraucht hatte.
Als eines Abends beide nach einem üppigen Mahl aus
den berühmten, geschliffenen Kristallgläsern von Anthalia ein Glas
Rotwein zu viel genossen hatten, nahmen jedoch die Gespräche ihren Lauf
und vertieften sich. Loodera berichtete voller Leidenschaft von ihren neuen
Aufgaben, die vor allem eine enge Zusammenarbeit mit dem Tempel Balderias
bedeuteten. Sie erzählte von Lilldaye, der Hohepriesterin Balderias.
Loodera wünschte sich eines Tages so ausgeglichen und bestimmt zu werden
wie sie. Leathan erfuhr, wie Balderias Priester zusehends an Macht und Einfluss
gewannen. Neben Anthalion wurde die Göttin der Liebe und der
Schönheit plötzlich als die wichtigste Gottheit angesehen. Begeistert
erklärte Loodera, wie sie die Priester in Kräuterkunde unterrichtete.
Leathan nahm all diese Informationen auf, doch Loodera schwieg plötzlich,
als sie bemerkte wie ernst er dabei wirkte.
„Was ist mit dir los, Leathan?“
„Ich weiß es nicht genau. Etwas von dem, was du
erzählt hast, scheint wichtig zu sein. Es hat etwas mit dem Schicksal von
Ker-Deijas zu tun aber… ich will keine Visionen zulassen, bei meinem letzten
Versuch ist einiges dabei schief gelaufen.“
„Weshalb überlässt du das Schicksal von
Ker-Deijas nicht Anthalion?“
„Meinst du das ernst? Hast du vergessen, von wem du
gerade sprichst?“
„Ich bin Mehanas Tochter und dennoch bin ich hier! Hast
du denn nicht zugehört? Anthalion ist nicht der grausame Gott, für
den wir gehalten haben. Er hat mich
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