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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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rufen lassen, um dir neuen Lebensmut zu geben.
Er hat mir ausrichten lassen, dass du mich brauchst und es scheint dir ja
wirklich besser zu gehen, als am ersten Tag. Ist das denn nicht ein Zeichen
dafür, dass es für Anthalia und Ker-Deijas einen gemeinsamen Weg
gibt?“
    „Du vergisst, wie grausam Anthalion auch sein kann. Er
hat es im Laufe seines Lebens oft genug bewiesen.“
    „Es liegt an uns, ihn nicht zu erzürnen.“,
versicherte sie und legte eine Hand auf die seine. Ihr Blick war der einer
Mutter, die Unverständnis für ein trotziges Kind zeigte. Nie war
Leathan so bewusst geworden, wie fanatisch sich Looderas Glauben entwickelte.
War dies Alientas Werk, oder nur der Einfluss Anthalias, wo jeder davon
träumte, Priester zu werden und seinem Gott zu begegnen? Noch immer
quälte ihn der Ansatz einer Vision, doch er würde sie nicht zulassen.
Nicht hier zumindest und nicht jetzt. Er brauchte Alienta, er musste die
Gedanken des ehemaligen Regenten und Visionärs genauer erforschen.
Vielleicht lag dort eine Antwort.
    „Siehst du Alienta noch ab und zu?“
    „Jeden Tag, jetzt wo ich den Palast betreten darf. Ist er
noch nie zu dir gekommen?“
    „Nein.“ Was eigentlich seltsam war. Möglicherweise
hatte er ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen? „Ich würde ihn aber
gerne treffen.“
    „Ich werde es ihm ausrichten…“
    Die Zwanglosigkeit ihrer heutigen Begegnung war
gebrochen, wohl aus diesem Grund stand Loodera auf und verabschiedete sich von
Leathan mit einer herzlichen Umarmung.
    „Bis morgen, Leathan. Und bis dahin, hör auf, dich
selbst zu quälen.“
    So zerbrechlich wirkte sie plötzlich… Ja, sie
brauchte es, zu glauben. Sie brauchte es, um ihre Machtlosigkeit zu vergessen,
die sie so lange gequält hatte.
    Leathans Zeit der Erholung war vorbei, nicht nur, weil
das Ende des Turniers nahte und Anthalion bald wieder Zeit für ihn finden
würde, sondern auch weil er nicht länger seine Entscheidungen vor
sich hinschieben konnte. Bald würde es zu spät sein, um zu handeln.
Zumindest so viel hatte er gesehen.
    Während Sulidians Clan seinem letzten Kampf
entgegensah, um endlich zu dem Ruhm zu gelangen, der ihm zustand, würde
Leathan seinen eigenen Kampf antreten müssen.
    *
    Noch vor Morgengrauen wurde Leathan aus dem Schlaf
gerissen. Er konnte Anthalions Nähe deutlich spüren, obwohl niemand
im Raum war. Nach nur wenigen Sekunden fiel er in tranceähnlichem Zustand
und begegnete Anthalion auf der geistigen Ebene, von der aus der Gott ihn
gerufen hatte. Diesmal übernahm Anthalion die Führung. Gemeinsam
wanderten sie am Rande der materiellen Ebene und ertasteten die Landschaften um
Anthalia. Die Sonne war im Begriff aufzugehen und den Feldern ihre Energie
zukommen zu lassen. Leathan bedauerte es, dieses Spektakel nicht mit seinen
Augen betrachten zu dürfen, doch auf solch intensive Weise die Energie der
Sonnenstrahlen zu spüren, entschädigte dafür.
    ‚Verständlich, dass Asildia sich als Gott der Sonne
bezeichnet. So viel Macht hätte er sicherlich gerne…’, bemerkte Anthalion,
als wisse er genau, was Leathan bei ihrer Erkundung empfand… Vermutlich war es
so, vermutlich erspürten sie die Welt auf dieselbe Art… Vertrauensvoll
schien Anthalion sich zeigen zu wollen... Doch weshalb? Wollte er sich mit ihm
verbrüdern, indem er einen anderen Gott verhöhnte? War das die Form
von Nähe, zu der er fähig war? Was wollte Anthalion von ihm? Es würde
ein weiterer, schöner, sonniger Tag werden, doch durch Anthalions
Nähe bedingt, wirkte er fast bedrohlich.
    Es dauerte nicht lang, bis Leathan erste Antworten auf
die Fragen bekam, die ihn beschäftigten. Er spürte, wie der Herrscher
ihm langsam näher kam, zögerlich, als bewege er sich in unbekanntem
Gebiet… Leathan bemühte sich Ausgeglichenheit auszustrahlen und wartete…
Schließlich verstand er, was den Gott-König beunruhigt hatte, denn
plötzlich öffnete er Leathan seinen Geist: Diesmal war es der Gott,
der sein Misstrauen überwand und das Risiko einging, seine Gedanken zu
offenbaren. Nur zögerlich nahm Leathan die Einladung an, doch er
verdrängte seinen Widerwillen und trat in die düstere Welt seines
Feindes ein. Den Vertrauensbeweis Anthalions nutzte er nicht aus, um weiter zu
erspähen, als es ihm gewährte wurde. Vorsichtig, bemüht seine
Privatsphäre nicht zu berühren, tastete sich Leathan durch den Pfad
der Visionen, die der Gott entgegengesetzt seiner Angewohnheiten, diesmal
gegangen war.
    Ja, Anthalion hatte

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