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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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vollständig auszulöschen. Sollten wir den Krieg nicht abwenden
können und auch noch verlieren, würde, falls wir eurer Bitte
entsprechen, das letzte unserer Kinder unter euch weilen und die gesamte
Aufmerksamkeit seines Zornes auf sich ziehen. Wollt ihr das wirklich
riskieren?“
    Ethira und Krial tauschten einen fast erschrockenen
Blick. Kaum zu glauben! Sie hatten solch einen perfekten Plan gehabt und nun,
so kurz vor dem Ziel, drohte er zu scheitern. Ethira betrachtete etwas
misstrauisch Mehana, doch die Regentin ließ ihre Gedanken weit offen und
so wurde deutlich, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Ethira erkannte sogar
mehr. Die Regentin hätte nichts lieber getan, als ihnen ein Kind
mitzugeben und es somit vor Anthalion zu verstecken. Für Mehana wäre
es wie ein Trumpf im Ärmel, um das Überleben ihres Volkes und das
ihres Königs zu sichern, der dank der Erinnerung dieses einen Kindes
seines Volkes am Leben bleiben würde.
    „Verflucht!“ flüsterte Ethira ihrem Mann zu, zu
enttäuscht um nur telepathisch zu reagieren.
    „Nein. Das ist für uns zu riskant.“, antwortete er
laut. Die Bitterkeit seiner Enttäuschung versuchte er keineswegs zu
verbergen. Ethira hatte ebenfalls ihre Scham verloren, nun da sie erkannt
hatte, dass das Volk der Wächter genauso kalkuliert und
gefühlsbefreit überlegen konnte wie das Volk der Baseff.
    „Macht uns einen anderen Lösungsvorschlag, nun da
ihr unser Problem kennt.“, forderte Krail forsch.
    Mehana blickte in die Runde, doch niemandem fiel auf
Anhieb etwas ein. Sie wandte sich ihnen wieder zu.
    „Wir müssen erst darüber nachdenken, es ist
keine leichte Aufgabenstellung. Seid ihr dennoch gewillt uns Leathans Botschaft
jetzt zu überbringen? Wir versprechen euch selbstverständlich, unsere
Schuld bei euch zu begleichen und nach der bestmöglichen Lösung
für euer Problem zu suchen.“
    Krial wollte gerade verneinen, doch Ethira kam ihm zuvor.
Sie hatte weiterhin Mehanas Gedanken gelesen und war nicht nur maßlos
beeindruckt von der Denkweise der Wächter, sie vertraute auch der
Regentin.
    „Ich werde euch alles verraten. Meine Gedanken sind nun
frei.“
    Krial fluchte innerlich, doch es gab kein Zurück.
Das Volk der Wächter erfuhr alles, was Ethira mit Leathan erlebt hatte,
alles was Leathan ihr mitgeteilt hatte und vor allem erfuhren sie, dass Anthalion
plante, vom Meer aus das Gebiet um den See der Quelle zu erobern.

Kapitel 4
    Isentien blickte in die Ferne. Den Stirnreif, das
Attribut eines Clananführers, trug er nicht mehr. Er würde ihn nie
wieder tragen, denn sein eigenes Fleisch und Blut, sein Sohn Sihldan, hatte ihn
zum Versager gemacht. Er hatte einen Fehler gemacht, als er einst Sihldan
Histalien vorgezogen hatte, nun zahlte sein ganzer Clan einen teuren Preis
für diese Fehlentscheidung. Er fühlte, wie die Jahre schwer auf
seinen Schultern lasteten, als er den endlosen Sumpf vor sich liegen sah und
hinter sich die sorgenvollen Gedanken seines Clans regelrecht spüren
konnte.
    Die Landschaft war von trügerischer Schönheit.
Pflanzen, die er nicht kannte, bogen sich im Wind. Von weitem wirkten sie wie
die gefürchteten Wogen auf dem Meer. Allein schon dieser Anblick stellte
für Isentien ein eindeutiges Warnzeichen der Götter dar. Sie hatten
Anthalions Zorn auf sich gerufen, als sie den Hexer aufgenommen hatten, bald
würden sie spüren, wie die Kreaturen seiner Schwester Selimka die
Rache Anthalions vollstrecken würden. Davon war er überzeugt.
    Isentien wartete.
    Wie verabredet stellte sich ihr Priester und Heiler vor
seinen Clan und zum ersten Mal in seinem langen Leben betete der Priester der
Nomaden zur Meeresgöttin. Er wusch sich die Hände in einer Schale,
die er mit gesalzenem Wasser gefüllt hatte, danach streckte er seine Arme
aus, zeigte der weiten Landschaft seine salzigen Handflächen und sprach
sein improvisiertes Gebet.
    „Selimka, Göttin der Meere, Herrin der Untiere, ich
bitte Dich uns als Deine demütigen Diener in Deinem Schoß willkommen
zu heißen. Schütze unser Volk und bewahre uns vor Deinem Zorn.“
    Mit einem Wink befahl er seiner Gehilfin, die
gleichzeitig seine erste Ehefrau war, zu sich. Sie trug ein Zicklein, das
während der Zwangsumsiedlung ihres Clans geboren war. Unsanft ergriff der
Priester das Jungtier, nahm rasch seinen Krummdolch aus der Halterung seines
Waffengurtes heraus, um durch das flauschige Fell hindurch dem leise blökenden
Tier die Kehle zu durchtrennen. Während es stumm langsam

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