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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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des Flusses sah fest genug aus. Für ihre
Pferde und sogar für den Karren, den sie im Dorf vor Anthalia gekauft
hatten, bot er einen praktikablen Weg. Sihldan setzte einen Fuß in den
Steigbügel seines Sattels und stieg zurück auf sein Pferd, um seinem
Vater zuzuwinken. Isentien wandte sich ab, doch gab endlich den Befehl, auf den
jeder gewartet hatte.
    Rasch kamen erste Reiter durch den Fluss. Sie
wählten verschiedene Wege durch das Wasser und fanden schließen
einen seichteren Übergang, als den, den Sihldan gewählt hatte. Hier
würden sie sogar den Karren und die wenigen Ziegen, die sie hatten,
problemlos ans andere Ufer bekommen. Dennoch spannten sie einige Seile
über den Fluss, damit die Kinder und die Frauen sich während der
Überquerung daran festhalten konnten. Während die Männer sich um
die Sicherheit des Clans kümmerten, erkundete Sihldan den weiteren Weg.
Entlang des Flusses, in Richtung der Berge, fand er Abdrücke von
Pferdehufen, die sicherlich schon einige Wochen alt waren. Er lächelte
blass. Er hatte es geschafft, trotz seines Vaters übler Laune, ihn davon
zu überzeugen, dass sie früh genug losreiten sollten, um ihre
Vorgänger von Mikdalis Clan noch anzutreffen. Sicherlich konnte ein Clan,
der über mehrere Jahre hier gelebt hatte, ihnen vieles beibringen. So
rasch hatten sie nach ihrer Entehrung Anthalia verlassen müssen, dass sie
keine Zeit gehabt hatten, dort mit Mikdalis Kriegern zu sprechen. Ohnehin hatte
er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal daran gedacht, sie auszufragen, zu
entsetzt war er über die Geschehnisse gewesen.
    Am frühen Nachmittag war Isentiens Clan heil am
anderen Ufer gelangt und konnte sich endlich auf den Weg zu den Bergen machen.
Wie Sihldan es sich erhofft hatte, kamen sie schnell genug voran, um
tatsächlich vor Sonnenuntergang anzukommen. Niemand trödelte
unterwegs, nicht einmal die Kinder. Jeder von Isentiens Clan wollte die
Sicherheit der kahlen Berge erreichen und die Salzsümpfe hinter sich
lassen. Erst als sie endlich den felsigen Boden unter den Füßen
spürten, entspannten sich die Nomaden. Plötzlich konnte man wieder
Kinder spielen und Mütter rufen hören. Die Last der Sümpfe war
vorerst gebannt.
    *
    Die Nomaden von Isentiens Clan gingen noch weiter die
Berge hinauf, um einen geeigneten Platz für ihr nächtliches Lager zu
finden, doch nirgends fanden sie Holz, um ein Feuer entfachen zu können.
Einige hatten vorgeschlagen, das Holz des Karrens zu verwenden, der ohnehin am
Fuße der Berge bleiben musste, doch Isentien hatte den Vorschlag abgetan.
Als die Dunkelheit schließlich über sie einfiel, gaben sie es auf,
den idealen Rastplatz finden zu wollen, den es ohnehin vermutlich nicht einmal
gab. Sie blieben einfach erschöpft und niedergeschlagen stehen. Trotz der
Erleichterung, vorerst kein Seeungeheuer getroffen zu haben, blieb Isentiens
Clan befremdend still und bedrückt. Sihldan setzte sich alleine etwas
abseits auf einen Felsen, seine Anwesenheit inmitten seines Clans war spürbar
nicht willkommen. Er war es leid, ständig feindselige Blicke auf sich zu
spüren.
    Er blickte in die Nacht hinaus, belauschte die fremden,
raschelnden Geräuschen des Schilfes im Wind. Er versuchte sich auszumalen,
wie weit wohl das Meer war und wie er einen Weg durch die Sümpfe finden
konnte, der zur Küste führte. Er versuchte sich selbst Mut
einzureden. Obwohl er sich jetzt wieder daran erinnern konnte, wie Leathan von
dem Ungeheuer angegriffen worden war und dank seiner Furchtlosigkeit den
Angriff überlebt hatte, wurde ihm übel allein beim Gedanken, dies
selbst zu tun. Dennoch musste auch er es schaffen. Furchtlosigkeit war der
Schlüssel, wie er wusste. Sihldan seufzte. Mochte er so tapfer sein, wie
er es von sich verlangte! Er musste seinem Clan Beweise für seine
Behauptungen liefern, denn zurzeit glaubten allein die Krieger an ihn, die am
Turnier teilgenommen hatten. Sie hatten Gelegenheit dazu gehabt, Leathan kennen
zu lernen und trotz ihres Grolls ihm gegenüber, vertrauten sie noch immer
seinen Fähigkeiten.
    Sihldan hörte leise Schritte hinter sich und drehte
sich um. Sein Sohn Selim sah ihn schüchtern an. In seiner Hand hielt er
ein Stück Bergkristall, das in der Dunkelheit etwas blaues Licht spendete.
    „Darf ich mich zu dir setzen?“
    Sihldan nickte und während Selim sich niedersetzte, betrachtete
er den leuchtenden Kristall, der ihn unweigerlich an Leathan erinnerte. Der
Junge versuchte offensichtlich erwachsen zu wirken. Wäre er

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