Die Quelle
erliegt!“
Lilldaye zuckte zusammen, als sie hörte, wie der
Priester über seinen Gott sprach, doch die Priester Iridiens hatten die
besondere Eigenschaft, Respekt nicht durch Worte auszudrücken.
„Ich wollte heute Abend Iridien unseren Dank
übermitteln und in seinem Tempel mit euch beten. Ich habe auch eine
Opfergabe dabei.“
„Es wäre uns allen eine große Freude!“
„Ich dachte, da unsere Götter sich anscheinend gut
verstehen, könnten wir ihrem Beispiel folgen… Was hältst du davon,
morgen mit deinem Vertrautenkreis zu uns zu kommen? Wir würden gemeinsam
zu Balderia und Iridien beten und unsere Freundschaft könnte der ihrer
folgen.“
Der Hohepriester wurde plötzlich verlegen. Obwohl er
noch nie an einer Zeremonie in Balderias Tempel teilgenommen hatte, wusste er
nur zu gut, wie diese abliefen. Er wusste auch, dass die jüngeren Priester
es ihm wohl nie verzeihen würden, sollte er dieses Angebot ausschlagen.
„…und du meinst wirklich… Wir zwei sind ja nun die
Hohepriester…“
Lilldaye lächelte und nun war sie es, die eine Hand
auf Mayendriks Knie legte.
„Wir würden unsere Götter durch unsere
Körper ehren... Ja, ich glaube wirklich, dass unsere Vereinigung sowohl
von Balderia als auch von Iridien gewünscht wird.“
Der Hohepriester musste mehrfach schlucken und er wusste,
er brauchte dringend etwas Wasser. Er schaffte es seiner Stimme einen halbwegs
ruhigen Klang zu vermitteln, als er antwortete.
„Wir sollten unsere Götter natürlich nicht
enttäuschen…“
Lilldaye sah diskret weg, um ihren Kollegen nicht noch
weiter in Verlegenheit zu bringen. Sie holte behutsam aus einer Tasche ihres
Gewandes etwas heraus und ließ sich damit Zeit, um dem aufgewühlten
Mann genug Aufschub zu gewähren, seine Fassung wieder zu gewinnen.
„Mayendrik, sieh her.“
Lilldaye hielt einen Diamanten in der Hand. Er funkelte,
als würde er das Licht der Sterne widerspiegeln und schlagartig war der
Hohepriester von seinen lüsternen Gedanken befreit, denn sie wurden von
Habgier ersetzt.
„Wunderschön, makellos und von überragender
Größe! Wahrlich das Herz Iridiens!“
Lilldaye schloss ihre Hand um den Stein und rief
Balderias Macht in sich auf. Mayendrik konnte eine leise Melodie in seinen
Gedanken spüren, sie hallte in ihm nach und er sehnte sich danach, diese
Gabe, das göttliche Geschenk an ihre Priester, wieder nutzen zu
können. Bald… Bald schon würde Iridien wieder an seiner Seite sein,
möglicherweise dank Balderias Hilfe. Als Lilldaye ihre Handfläche wieder
öffnete, leuchtete der Stein in einem intensiven Blau.
„Das ist unsere Opfergabe an Iridien… Das Symbol seines
Herzens, von Balderias Segen berührt…“
„Ein wahrlich göttliches Geschenk… Komm Lilldaye,
die Zeremonie soll sogleich beginnen.“
Sie folgte den Hohepriester Iridiens in Richtung des
Tempels. Sie wusste, sie würde heute schon den ersten Schritt zu einem
starken Bündnis setzten, morgen würde ihre Allianz unumkehrbar
werden.
Kapitel 9
Esseldan und Galtiria hatten sich mit Ethira und Krial
auf der Außenmauer der Stadt verabredet. Dem Rat war wohl eine
Lösung eingefallen, die es nun zu besprechen galt. Dankbar nahm Krial zur
Kenntnis, dass gemäß der Baseffsitten sich Esseldan nur an ihn
wandte, während Galtiria mit Ethira einige Schritte weiter ging und
vermutlich nur Belangloses besprach. Basefffrauen waren zwar am Ende
diejenigen, die Entscheidungen trafen, doch erst nachdem die Männer alle
nötigen Informationen erhalten hatten und diese an ihre Frauen
weitergaben. So vermied das Volk der Baseff, die Zeit ihrer Frauen unnötig
zu verschwenden, da sie ohnehin schon mehr zu tun hatten. Natürlich
nutzten viele Männer diese Gelegenheit, um Teile der Wahrheit zu
verschleiern und so ihre eigenen Ansichten in ein besseres Licht zu
rücken. Doch das hätte Krial nie getan.
Stattdessen hielt er jetzt sogar telepathischen Kontakt
zu Ethira, da er wusste, wie sehr Neugierde sie zu quälen vermochte. Beide
fanden es gleichermaßen angenehm festzustellen, wie sich ihre Gastgeber
bemühten, ihre Sitten zu respektieren.
Esseldan schien es schwer zu fallen, zu formulieren, was
er zu sagen hatte.
„Unser Volk lebt anders als die meisten Völker. Wir
sind als Volk eine Einheit, doch wir bilden keine kleinen Einheiten, wie
Familien oder Ähnliches. Bei euch ist das anders. So weit ich es erkannt
habe, ist Ethira deine Frau und darf keine Kinder mit anderen Männern
zeugen. Ist das
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