Die Quelle
meiner
Göttin.“
„Nun, Lilldaye. Hier sehe ich noch keinen Verrat, doch
ich will diese erste deiner Sorgen beantworten, ehe ich mich, laut deinen
eigenen Vermutungen, an dir räche, für was auch immer du berichten
wirst.“
Hatte Anthalion gerade einen Scherz gemacht? Sie wusste
nicht recht, wie sie darauf eingehen sollte, so nutzte sie wie so oft zuvor,
ihre weibliche Eigenschaft. Sie lächelte, senkte den Blick und ließ
ihre Worte sanft erklingen.
„Ich danke dir dafür, mein Gebieter.“
Anthalion lachte leise.
„Lass das, Lilldaye. Ich bin kein Mensch, den du
betören kannst.“
Die breiten Türen des Thronsaals schlugen auf und
Loodera trat ein. Lilldaye hätte sie fast nicht erkannt. Noch nie war ihr
aufgefallen, wie schön Loodera eigentlich war. Nicht das Kleid oder die
offenen, glatt gekämmten Haare, ließen ihre Schönheit zu Tage
kommen… Nein, etwas anderes hatte Anthalions Novizin verändert und als
Loodera, statt auf dem Boden demütig niederzuknien, Anthalion nur per
Kopfnicken begrüßte, sah sich Lilldayes Vermutung bestärkt.
Loodera schenkte Lilldaye ein Lächeln zur
Begrüßung, ehe sie sich Anthalions Geste befolgend, auf die oberste
Stufe setzte. Lilldaye erlaubte es sich, über ihren Fehler zu
lächeln.
„Verzeih, mein Gebieter, ich wusste nicht, dass Balderia
dir bei ihrer Rückkehr ihre Gunst erwiesen hat.“
Anthalion zuckte zusammen, als er Lilldayes Worte
hörte. Rückkehr? Er hatte noch nicht Balderias Anwesenheit
gespürt… Vielleicht aber sprach Lilldaye nur von dem Kind, das sich als
Balderia ausgegeben hatte. Er musste es wissen. Er musste Lilldayes Gedanken
erkunden. Er verspürte wieder die Ungeduld, die er geglaubt hatte,
abgelegt zu haben.
„Nun Lilldaye, fahr fort und fass dich bitte kurz.“
„Es geht um Leathan, mein Gebieter...“
Allein den Namen zu hören ließ sein Blut durch
seine Adern schnellen.
Anthalion unterbrach sie. Lilldaye spürte, dass
seine Laune umgeschlagen war, doch sie wusste nicht weshalb. Lag es an Looderas
Anwesenheit? Looderas Blick war voller Liebe, doch wie war es mit Anthalion?
War er überhaupt der Liebe fähig?
„Wenn du von Leathan sprichst, so sprichst du von dem
Hexer, der nach meinem Leben trachtete. Nimm dich also in Acht ob deiner
Worte!“
„Ja, mein Gebieter… es ist mir bewusst, was er dir
angetan hat. Er ist jedoch auch derjenige, der den Geist Balderias in sich
empfing, um uns eine weitere Botschaft zukommen zu lassen.“
Anthalion seufzte, was ihn fast menschlich wirken
ließ.
„Ist euch nie in den Sinn gekommen, dass er als Hexer
auch ein Meister der Lügen ist? Weshalb seid ihr so sicher, dass das
Gesicht, welches er euch zeigte, das Balderias war? Er hat euch betrogen,
Lilldaye.“
„Doch hat er uns einen Pfad gezeigt, der von Balderias
Macht erfüllt ist und von ihr gesegnet wurde. Sollte das, was wir sahen,
ein Trugbild gewesen sein, so kann dennoch die Botschaft nur von Balderia
stammen.“
Anthalion sah zu Loodera und sie war es, die antwortete,
auf die sanfte und ruhige Art, die schon immer die ihre gewesen war.
„Lilldaye. Ich kenne Leathan sehr gut. Ich habe ihn in
Ker-Deijas kennen gelernt, als ich noch dort lebte. Seine Macht ist groß
und wenn jemand es vermag, durch Magie zu betrügen, dann ist er es. Die
Magie, die mein Volk verwendet, ähnelt der Macht, die die Götter
gewähren. Dennoch ist sie von den Göttern nicht gesegnet und vermag
nur Schlechtes zu erzeugen.“
„Ist das der Grund, weshalb du dich in der Kräuterkunst
belehrt und den magischen Kräften entsagt hast?“
Eine leichte Spannung in Looderas Körper, eine
leichte Verkrampfung ihres Unterkiefers verrieten Lilldaye, dass sie diesen
Satz besser nicht ausgesprochen hätte.
„Nein, wahrscheinlich hätte ich die Macht verwendet,
wenn ich über die Fähigkeit verfügt hätte. Damals wusste
ich noch nicht, dass dies den Göttern missfallen hätte…“
Bitterkeit und Neid. Diese Gesichter erkannte Lilldaye
sofort, wenn sie sie sah. Loodera war nicht stark genug, um die Nähe Anthalions
unversehrt zu überstehen. Looderas Seele hatte bereits Schaden erlitten,
oder war ihr Leid schon immer da gewesen? Anthalions Geliebte sprach weiter,
sie versuchte durch ihre Worte Gelassenheit zu vermitteln, doch es gelang ihr
nicht mehr.
„…Da nun Leathans Verbleib dir Sorgen bereitet,
möchte ich dich dennoch darüber aufklären. Er ist ein Gefangener
Anthalias. Damit er seine Macht nicht länger missbraucht, habe ich
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