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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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einen
Trank gemischt, der ihn schwächt, doch ihn nicht tötet. Ein
endgültiges Urteil für seine Taten wurde noch nicht gesprochen.“
    Anthalions Aufmerksamkeit galt Loodera, und wie Lilldaye
erkannte, schenkte er ihr den Blick, der üblicherweise Schoßtieren
galt, die Gelerntes richtig wiedergaben.
    „Danke Loodera. Ich denke Lilldaye hat jetzt ihre
Antworten.“
    Loodera stand auf, verneigte sich kurz vor dem Herrscher
und ließ beide alleine zurück. Noch immer vermochte Lilldaye nicht
genau zu deuten, was Anthalion für Loodera empfand, doch vermutlich
wähnte sich die Novizin zu Recht in Sicherheit. Vorläufig zumindest.
Um Loodera musste sie sich nicht länger sorgen. Nur noch um sich selbst
und anscheinend auch um Leathan. Über eines war sie sich
bedauerlicherweise sicher: von Loodera würde sie keinerlei
Unterstützung erhalten. Sie hatte keinerlei Einfluss auf Anthalion, er war
es, der vermochte ihr sanftes Wesen zu verderben. Als die Türen wieder
zuschlugen hatte Lilldaye einen Kloß im Hals, doch sie sprach, ehe
Anthalion das Wort ergreifen konnte.
    „Ich habe noch nicht alles gesagt, mein Gebieter. Die
Botschaften Balderias, die wir erhielten, waren an dich gerichtet. Sie
möchte den Pfad der Rache nicht länger beschreiten. Sie wünscht
nicht länger die Vernichtung der Hexer… Sie…“
    Anthalion unterbrach mit einem lauten Lachen, doch es
klang wieder bösartig und bedrohlich.
    „Hörst du denn nicht, dass dies unmöglich
Balderias Worte sein können? Der Hexer hat eure Macht vergiftet!“
    Anthalions Hand krallte sich in den Samt, der die Lehne
des Thrones zierte, doch Lilldaye würde zu Ende ausführen, was sie zu
sagen hatte. Sterben würde sie ohnehin, warum also Anthalions schonen?
    „Nein Anthalion. Dies sind die Worte Balderias, denn ich
habe unsere Göttin gerufen, ich habe ihren Geist in mir gespürt, als
Leathan längst in deinen Kerkern war, mit Looderas Schlummertrank in
seinem Blut, wie ich jetzt weiß. Balderias Botschaft ist es, die du uns
vorenthalten wolltest! Ihre Botschaft des Friedens und der Vergebung. Das ist
ihre Botschaft an dich. Lies nun meine Gedanken, mein Gebieter und bitte
erhöre deine göttliche Schwester!“
    Anthalion war aufgestanden, doch seine Wut war so
mächtig, dass er erstarrt war. Lilldaye fragte sich, ob dies der
Augenblick war, der ihren Tod vorauseilte, doch als Anthalions Stimme
wutentbrannt durch den Saal hallte, galt seine Wut nicht ihr.
    „Balderia!“, schrie er, doch nur ein leises Echo seiner
eigenen verzerrten Stimme antwortete ihm. Die Göttin ignorierte ihn anscheinend.
Langsam wandte er sich Lilldaye zu. Seine Gedanken tauchten in die ihren... Sie
fühlte die Kälte seiner Seele in sich, doch wie sie zuvor versprochen
hatte, wehrte sie sich nicht gegen ihn. Sie ließ ihn in ihre Gedanken
wüten, den Gott, der über die Menschen herrschte, den Gott, dem sie
nicht länger folgte, den Gott, von dem sich sogar Balderia abgewandt
hatte. War Looderas Liebe ihr göttliches Abschiedsgeschenk an ihren
Bruder? Die Frage verblasste schon bald in Lilldayes Gedanken, so wie alles
verblasste und verwelkte, was von Anthalion berührt wurde… Jede Hoffnung
wich aus Lilldayes Geist, während Anthalion ihr Leben durchforstete und
offen legte. Ihre Wünsche, Ihre Hoffnungen, ihre Sehnsüchte… nichts
gehörte mehr ihr allein, nichts war mehr von Wert. Schließlich
wandte sich Anthalions von ihr ab, als miede auch er die Welt ihrer
verwüsteten Gedanken.
    Sie wusste, es war vorbei, alles war für sie vorbei.
Jetzt da Anthalion ihren Geist geschändet hatte, war sie in seinen Augen
bereits tot. Als sei das Leben um sie herum zu einem Echo mutiert, nahm sie nur
am Rande wahr, wie Histalien, der Befehlshaber seiner Gardisten herein kam.
    „In den Kerker mit ihr!“, befahl Anthalion ohne Wut, ohne
Zorn, doch mit eisiger Gleichgültigkeit. „Ruf die anderen Hohepriester.
Menschen sollen über Lilldayes Verrat richten.“

Kapitel 12
    Krial musterte die Ratsmitglieder von Ker-Deijas. Allesamt
sahen sie zu ihm, wie er in dem großen Amphitheater ähnlichen Saal
darauf wartete, dass wieder Stille einkehrte. Nach und nach waren während
seinen Ausführungen viele der Bewohner der Stadt dazugekommen, inzwischen
war auch der letzte Platz belegt. Wie ein Lehrer stand er neben einer
großen steinernen Landkarte, die von Mehana mit Hilfe von Magie in die
Mauer so präzise eingraviert worden war, dass jeder Hügel zu erkennen
war.
    Bestimmt und selbstsicher erhob

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