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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Erste, die den stolzen Nomadenkrieger zu erkennen
glaubte, der in etwa dreißig seiner Männer anführte.
    „Sihldan?“, flüsterte sie leise vor sich hin.
    Esseldan brauchte nicht lang, um in Ethiras erstaunten
Gedanken mehr über den Sohn Isentiens zu erfahren, denn sie bemühte
sich, dem Anführer der Armee von Ker-Deijas so viel Wissen zu vermitteln,
wie sie es diesem kurzen Augenblick konnte.
    ‚Wie sind sie bloß hergekommen?’, wunderte sich
Krial und musterte misstrauisch die Nomaden. Etwas störte ihn
offensichtlich an dem Anblick und bald schon sprach er seinen Gedanken laut
aus.
    „Warum sind sie ohne Pferde unterwegs?“
    *
    Laut klangen die unzähligen Hufe ihrer Pferde, wie sie
über den harten Prärieboden im leichten Trab den Nomaden entgegen
ritten. Esseldan versuchte sich vorzustellen, was für ein Gefühl es
sein konnte, zu dreißig Mann auf eine Armee zu warten, von der man nicht
wusste, ob sie einem freundlich gesonnen war. Nur kurz sah er sich um und
staunte selbst über den Anblick. Kalt wirkten die Krieger von Ker-Deijas,
als bereiteten sie sich bereits darauf vor zu töten ˗für die
meisten von ihnen bislang eine kaum vorstellbare Möglichkeit. Was
würde nur aus ihnen werden, wenn sie im Krieg ihre ersten Opfer
zählen würden? Esseldan plagte sich schon seit Tagen mit dieser
Frage. Natürlich waren sie alle Krieger, doch wie Krial längst
kritisch bemerkt hatte, waren Krieger vom Volk der Wächter nicht zum
Töten gedrillt worden. Ahnten die dreißig Nomaden, was Esseldan
längst auf den scheinbar kühlen Gesichtern seiner Gefolgsleute
entdeckt hatte? Ahnten sie, dass seine Leute sich vor den Dreißig
fürchteten, die das Töten fast von Kindheit an beherrschten? Ein
Gedanke floss plötzlich durch die Truppe, ein Gedanke, fremd, berechnend
und rücksichtslos… Krial und Ethira meldeten sich telepathisch,
stärkten den Willen seiner Krieger und wandelten den unerfahrene Armee aus
Ker-Deijas in Baseffgefolge. Esseldan war ihnen dankbar für ihre Hilfe,
dankbar, diesen Augenblick des Zögerns unter seinen Leuten heute schon
aufgedeckt zu haben, denn noch waren die Baseff an ihrer Seite, um ihnen zu
helfen. Bitter war die Erkenntnis, wie nötig sie diese Hilfe hatten.
    Erst als sie nur noch wenige Meter vor den Nomaden
standen, befahl Esseldan Stillstand. Es herrschte absolute Stille und Esseldan
wurde sich gewahr, wie gestärkt seine Leute durch den Eingriff der Baseff
waren. Um sie brauchte er sich nicht länger zu kümmern und so rief er
wie selbstverständlich etwas Macht in sich auf, um telepatisch die
Gedanken Sihldans zu erspähen.
    Esseldan entdeckte, dass Sihldan nicht weniger erstaunt
war, die Beiden Baseff hier anzutreffen, als Ethira es gewesen war, ihn zu
erkennen. Offensichtlich hatte der Nomade den beiden nie vertraut, denn
gedanklich bezeichnete er sie als Mörder. Die Wahl Leathans sie zu kaufen,
hatte Sihldan niemals nachvollziehen können. Angesichts der Überzahl
von Esseldans Kriegern hoffte er jedoch, sich in seiner Einschätzung
geirrt zu haben. Trotz seiner Bedenken, trat Sihldan furchtlos nach vorn und
entsprechend der Nomadensitte rammte er sein Schwert in den Boden, seinen Blick
stolz auf Esseldan gerichtet.
    Nur kurz dachte Esseldan darüber nach, wie er darauf
reagieren wollte. Er kannte die Nomadensitte, doch er war nicht bereit, sie in
dieser Form anzunehmen.
    „Sihldan, Sohn und Erbe Isentiens, Anführer seines
Clans, du und deine Krieger seid hier in unserem Gebiet und hier herrschen
andere Sitten als bei euch.“, verkündete Esseldan laut, „Mein Name ist
Esseldan, ich bin der Anführer der Armee von Ker-Deijas. Ich werde nicht
gegen dich antreten, es sei denn, du bist als Feind zu uns gekommen.“
    Während Esseldan vom Pferd sprang, behielt er
Sihldan in seinem Blickfeld. Der Nomade wirkte erleichtert und es war ein
Leichtes, dies telepathisch zu ergründen. Sihldan hatte erlebt, wie
Leathan die Macht der Quelle im Kampf genutzt hatte und er wusste auch,
Esseldan hatte es ihm beigebracht. Im Falle eines Duells räumte er sich
ehrlicherweise kaum Chancen auf einen Sieg ein.
    „Anführer der Armee von Ker-Deijas, in deinem Gebiet
herrschen deine Sitten, doch obwohl ich einige Zeit mit eurem Boten Leathan
verbracht habe, kenne ich sie nicht. Ich kann nur hoffen, keines eurer Gesetze
verletzt zu haben.“, erhob er nun auch seine Stimme.
    Esseldan näherte sich im ein wenig, bis er nur noch
wenige Schritte von Sihldans Schwert entfernt war. Er

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