Die Quelle
sind wir Nomaden keine Mörder.“
Esseldan bemerkte, wie Krial eine warnende Botschaft
Ethiras empfing und sich zum Glück die Antwort verkniff, die ihm auf der
Zunge gelegen hatte. Es war an der Zeit, den Verlauf des Gespräches
ungezwungener werden zu lassen, vor allem, um die Baseff und Sihldan nicht
länger zu nahe beieinander zu lassen und eine Eskalation zu riskieren.
„Ich denke, wir sind uns darüber einig, dass wir
nichts voneinander zu befürchten haben.“, warf Esseldan ein und lenkte
somit Sihldans Aufmerksamkeit wieder auch sich, „Beide Baseffkrieger sind
unsere Verbündeten und auch von ihnen habt ihr nichts zu befürchten.
Darauf kann ich euch mein Wort geben. Lasst uns ein Lager aufschlagen und die
Situation in Ruhe weiter besprechen.“
„Wir haben bereits ein Lager in der Nähe
aufgeschlagen. Ihr könntet unsere Gäste sein und die Kochkünste
unserer Frauen genießen.“, schlug Sihldan vor und warf dabei einen
vorwurfsvollen Blick auf die Kriegerfrauen von Ker-Deijas, von denen einige
Esseldans Armee begeleiten. Natürlich machte keine von ihnen Anstalten,
sich beschämt abzuwenden, als Sihldan sie geringschätzig musterte.
Esseldan nahm rasch die Einladung Sihldans an und versuchte Galtirias
aufkeimenden Zorn telepathisch zu besänftigen. Leicht würde es wohl
nicht werden, ihre beiden Völker zueinander zu führen.
*
Einige wenige bunte Nomadenzelte waren im Kreis
aufgebaut, Planen dienten als Überdachung für diejenigen, die noch
kein Zelt hatten. Mehrere Lagerfeuer loderten bereits und spendeten Licht in
der abendlichen Dunkelheit. Es roch auch schon verlockend nach garendem Fleisch.
Esseldan betrachtete die Kinder, die ihnen neugierig und furchtlos entgegen
rannten, während die Frauen sie mit einer Spur von Besorgnis musterten. Das
gesamte Lager wirkte gemütlich, warmherzig, und Esseldan erinnerte sich
zum ersten Mal seit Jahren, weshalb es ihm so schwer gefallen war, in seine
Heimat zurückzukehren, nachdem er einige Jahre in Kaluwik verbracht hatte.
Menschliche Nähe vermochte ein Gefühl der Geborgenheit zu erzeugen,
das kaum jemand in Ker-Deijas kannte. Das Volk der Wächter fühlte
sich sicher in seiner Heimat, bewunderte ihre Pracht und bemühte sich, sie
zu erhalten. Geborgenheit bedeutete jedoch mehr als nur das.
Während eine betörend schöne Frau sich ihm
näherte, wurde sich Esseldan darüber bewusst, wie viele seiner Leute
seine Gedanken erspäht hatten und dadurch das Lager mit anderen Augen
betrachteten. Entgegen seiner Angewohnheiten brach er die telepathische
Verbindung ab. Er würde seinen Geist erst wieder öffnen, wenn er
diese aufkeimenden Gefühle in sich überwunden hatte. Sie in seine
Seele sacken zu lassen, bis sie zu einer blassen, belanglosen Erinnerung
wurden, war eine leichte Übung... Schon als Esseldan von seinem Pferd
stieg, waren seine Gedanken wieder ungeschützt. Er nickte der Frau zurückhalten;
fast gleichgültig zu, die ihn willkommen hieß.
„Sei gegrüßt, fremder Krieger, Gast meines
Mannes. Wir bitten dich und deine Gefolgsleute unsere Gastfreundschaft
anzunehmen.“, betonte die dunkelhäutige Gemahlin Sihldans die Einladung
mit einem schüchternen Augenaufschlag und erweckte in mehr als einem
Krieger Esseldans einen Beschützerinstinkt, den keiner von ihnen zuvor
gekannt hatte.
*
Sihldan und Esseldan saßen um ein Lagerfeuer vor
Sihldans Zelt. Den Frauen des Clans war es gelungen die unerwarteten
hundertfünfzig Gäste zu bewirten und obwohl sie erschöpft
wirkten, konnte Esseldan in ihren Gedanken lesen, wie stolz sie über ihre
eigene Leistung waren. Er ließ den Blick über die verschiedenen
Gruppen streifen, die sich um die vielen Lagerfeuer gebildet hatten. Krieger
des Clans hatten sich mit den Kriegern von Ker-Deijas vermischt und tauschten
sich aus. Die beiden Völker kamen sich näher. Kurz wagte es Esseldan
Blickkontakt zu Galtiria zu suchen, die mit Ethira und den anderen Kriegerinnen
von Ker-Deijas etwas abseits der Geschehnisse saß. Er wusste, wie schwer
es den Frauen seiner Truppe gefallen war, seinen Befehlen zu befolgen, nur die
Frauen des Clans anzusprechen und die Augen zu senken, sobald sich ein Mann
ihnen näherte. Fast schon hatte er sich gewundert, dass keine der
Kriegerinnen seine ungewöhnlichen Befehle missachtet hatte. Ein Wort der
Anerkennung war sicherlich angebracht, so nahm er telepathischen Kontakt zu
ihnen auf und ließ dabei das Gefühl der Dankbarkeit mitschwingen.
‚Mit der Zeit werden auch die
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