Die Quelle
Krieger der Nomaden unsere
Sitten akzeptieren können. Für heute wäre es jedoch zu viel
verlangt gewesen.’
‚Deine Dankbarkeit solltest du an Ethira richten, wir
hätten es ohne ihr Zureden nicht erdulden können.’, nahm er Galtirias
mürrische Antwort zur Kenntnis. Ihr zorniger Blick war wohl auch Sihldan
nicht entgangen.
„Wer ist diese Frau, die es wagt, dich mit ihrem Blick zu
beleidigen?“
„Nicht sie beleidigt mich. Mein Befehl ist für all
unsere Frauen schwer zu akzeptieren. Sie ist nur die einzige, die es wagt unser
Gebot zu missachten, Gefühle stets zu unterdrücken. Ihr Name ist
Galtiria, sie ist einer unserer besten Krieger und außerdem Mitglied des
Rates... Ihre Fähigkeit sich der Macht der Quelle zu bedienen ist
außerdem bemerkenswert ausgeprägt...“
„…und abegesehen von all ihren Talenten, gehorcht sie nicht
gerne.“, fügte Sihldan hinzu und brachte Esseldan dadurch zum
lächeln.
„Das stimmt, ja… Das war schon immer ihre Schwäche.
Sie gehorcht nicht gerne… aber sie gehorcht.“
„Ruf sie zu uns. Ich möchte mit ihr sprechen.“
Galtiria durchquerte stolzen Blickes das Lager, doch als
sie vor Sihldan stand, hielt sie sich an den Befehl. Sie schwieg und senkte den
Blick. Esseldan beobachtete, wie Sihldan sie anscheinend absichtlich lange
warten ließ, ehe er die Stille brach.
„Galtiria, Ratsmitglied von Ker-Deijas, Kriegerin vom
Volk der Wächter, Esseldan berichtete mir, wie schwer es für euch
Frauen ist, unsere Sitten zu akzeptieren. Umso mehr achte ich den Respekt, den
ihr uns zollt. Eines Tages werden wir euch vielleicht in eurer Stadt besuchen.
An diesem Tag werden wir es sein, die euch den Respekt erweisen werden, uns
euren Sitten anzupassen. Mögen wir die Prüfung ebenso bestehen wie
ihr.“
Zögerlich hob Galtiria den Blick und sah fragend zu
Sihldan, der ihr durch ein Lächeln und ein Kopfnicken bestätigte,
dass sie antworten durfte.
„Sihldan, Anführer deines Clans, nun verstehe ich,
weshalb Leathan dich als seinen Freund auserkoren hat. Ich werde deine Worte an
die anderen Frauen weitergeben.“
„Hast du es denn noch nicht getan?“, schien Sihldan sie
necken zu wollen.
„Nein. Hättest du mich jetzt beleidigt, hätte
ich es ihnen erst zu einem späteren Zeitpunkt verraten, um die Lage nicht
noch zu erschweren.“
„Ich hätte nicht vermutet, dass du auch Weisheit
zeigen kannst. Es hat mich gefreut, dich kennen zu lernen.“
Erst als Galtiria außerhalb der Hörweite war,
sprach Sihldan erneut Esseldan an.
„Hast du meine Gedanken gelesen?“
„Nein, diesmal nicht. Hätte ich sollen?“
„Natürlich nicht. Auch von Leathan habe ich mir stets
gewünscht, er würde es nicht tun. Ich denke, er hat sich sogar
meistens daran gehalten. Vertrauen ist wichtig. Vertrauen ist die Bedingung,
für eine gemeinsame Zukunft.“
„Dem stimme ich zu.“
„Lass mich dir erklären, weshalb ich Galtiria kennen
lernen wollte. Ich wollte wissen, ob ich es mir vorstellen könnte, an
ihrer Seite zu kämpfen… Das ist es doch, was uns bevorsteht, oder? Indem
ich meinen Vater verlassen habe und fast alle Krieger Isentiens mir dabei
gefolgt sind, habe ich Anthalion verraten. Ob wir es wollen oder nicht, haben wir
also einen gemeinsamen Feind.“
Esseldan nickte nachdenklich. „So ist es wohl. Auch ohne
den Rat zu befragen, kann ich dir versichern, dass wir uns über deine
Hilfe freuen würden. Unsere Chancen stehen etwas besser, seit wir die
Hilfe der Baseffkrieger angenommen haben. Mit euch an unserer Seite, verbessern
sich unsere Chancen auf einen Sieg wieder um einiges. Ich hoffe jedoch, dass
dir dabei bewusst ist, dass trotz allem viele von uns sterben werden.“
„So ist es immer, wenn man in den Krieg zieht...
Außerdem habe ich Anthalions Armee gesehen. Auch wenn er mit nur einem
Bruchteil seiner Soldaten herkommt, ist seine Armee noch immer weit in der
Überzahl. Mehr Sorgen mache ich mir jedoch darüber, dass ihr den zwei
Baseffsklaven vertraut. Sie sind nichts weiter als Mörder.“
Esseldan wusste um den schlechten Ruf der Baseff, doch er
war bereit sich für sie zu verbürgen.
„Sie sind es gewöhnt, mit Wenigen gegen Viele zu
siegen. Sie haben uns geholfen, eine gute Strategie zu entwickeln. Was ihre
Vergangenheit angeht, kann ich nur sagen, dass wir sie nicht zu fürchten
brauchen. Sie töten vor allem für Nahrung. Wir schenken ihnen
Nahrung, und Reichtümer haben wir nicht. Weshalb sollten sie uns dann
töten wollen?“
Sihldan
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