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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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sprach der Priester laut genug, um von allen gehört zu werden.
    „Heute wird eine Priesterin Balderias den ehrenvollen
Namen Lilldaye erhalten und wir alle hoffen, dass sie das Ansehen ihrer
Göttin besser vertreten wird, als die Verräterin, die nun ihre
gerechte Strafe erhalten wird. Ihr alle, die ihr hier versammelt seid, sollt
erkennen, dass der Wunsch Balderias es ist, an der Seite ihres Bruders
Anthalions die göttliche Stadt zu führen. Die meisten von euch dienen
Balderia, so erkennt die Wahrheit und findet zurück zu dem richtigen Pfad.
Die hier…“ Der Priester deutete erneut auf die klägliche Gestalt
Lilldayes. „…die es wagte den Hexern zu trauen, wird gleich im Reich Anthalions
ihren Fehler erkennen. Priester Balderias, lasst euch von ihren fehlgeleiteten
Worten nicht länger vergiften und trocknet eure Tränen. Sie ergeben
keinen Sinn! Freut euch, zum Pfad der Götter zurückzukehren. Seht nun
genau her, denn ich beweise euch, wie Balderia die Verräterin Anthalias
verlassen hat.“
    Der Priester riss Lilldaye das verschmutzte Kleid vom
Leibe und offenbarte einen Körper, der einem atmenden Skelett glich. Ein
Raunen des Entsetzens ging durch die Menge und das Schluchzen wurde noch
lauter. Mayendrik konnte kaum noch atmen, als drohe seine Liebe ihn zu
ersticken. Der neu ernannte Hohepriester hatte schon bei der Urteilssuche in
Anthalions Palast bewiesen, welch abnormen Fantasien er hatte, doch sie hatten
sich damals darauf geeinigt, Lilldaye in Würde sterben zu lassen, um
niemanden zu provozieren.
    Nun verstieß Anthalions Hohepriester gegen ihrer
aller Entscheidung, doch Mayendrik konnte im Augenwinkel erkennen, dass er
selbst von allen Hohepriestern der einzige war, der so dachte. Es entfuhr ihm
ein Gebet. „Iridien, ich bitte dich, lass das nicht zu!“
    Er spürte, wie er fast gegen seinen eigenen Willen
durch sein Gebet Macht von seinem Gott erhielt…
    In diesem Augenblick ging alles plötzlich sehr
schnell, schneller als Mayendriks Verstand es begreifen konnte.
    Ein Gardist ließ Lilldaye knien und wollte ihren
Kopf auf dem Richtblock zurechtlegen, als ein Wurfmesser sich in seine Kehle
bohrte. Er sank mit weit aufgerissenen Augen gurgelnd in die Knie, während
ein junger Wächter der Stadt auf das Schafott sprang und mit seinem
Schwert die Brust des zweiten Gardisten durchbohrte.
    Mayendrik ließ sich von seinem Instinkt leiten und
entlud die Kraft Iridiens auf den Hohepriester Anthalions, der gerade nach dem
Richtbeil gegriffen hatte. Die Machtwelle Iridiens stieß ihn zu Boden.
Als hätten alle Anwesenden nur auf ein Zeichen gewartet, stürzten sie
in einem unüberschaubaren Chaos aufeinander.
    Mayendrik ließ sich jedoch nicht beiirren. Er
beendete sein Werk, indem er nach den Dolch an seinem Gurt griff und nach vorn
hechtete, um den auf dem Boden liegenden Priester in das Reich seines Gottes zu
befördern. Anthalions Priester rang nach Luft, doch seine aufgeschlitzte
Kehle verwehrte sie ihm.
    „Komm mit!“, rief ihm der junge Wächter zu. Er
stützte mit einem Arm die wankende Gestalt Lilldayes und hielt in der Hand
sein blutgetränktes Schwert.
    Mayendrik sprang zu ihm, sein Alter und seine
Schwerfälligkeit vergessend. Er übernahm es, die federleichte Lilldaye
zu tragen. „Kämpf uns den Weg frei!“, brüllte er in seiner Hektik,
was der junge Krieger auch ohne diesen Befehl längst tat.
    Stadtwachen gegen Stadtwachen, Gardisten gegen Priester,
Priester gegen Priester… Ein unüberschaubares Schlachtfeld tränkte
den Garten vor Balderias Tempel mit Blut, doch Mayendrik hatte keine Zeit sich
danach umzusehen. Einer seiner vier Leibwächter hatte sich an seine Seite
gestellt und zusammen mit dem jungen Wächter, schlugen sie Kraft ihrer
Schwerter den Weg frei, um ihre Flucht aus der Tempelanlage zu ermöglichen.
     
    In einem kleinen nahe gelegenen Park machten sie Halt und
Mayendrik legte vorsichtig Lilldaye auf das Gras. Sie war bewusstlos, doch am
Leben. Gebüsche versperrten ihnen die Sicht, doch schützten sie auch
vor den Blicken der Wachen, die sie vorbeilaufen hörten. Mayendrik konnte
kaum fassen, was er gerade getan hatte und doch war er sich sicher, richtig
gehandelt zu haben, denn Iridien hatte ihm die Macht dazu gegeben. Er sah zu
dem jungen Wächter hoch, dessen Gewand war voller Blut und Mayendrik
runzelte die Stirn.
    „Es ist nicht mein Blut, Herr.“
    „Wer bist du?“
    „Mein Name ist Terian. Ich diene Balderia.“
    „..und Anthalia… Du trägst das

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