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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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werden wir
gemeinsam versuchen, das Puzzle, wie du es nennst, zu lösen. OK?“
    Lisa lächelte glücklich, vermutlich, weil er
ihr geglaubt hatte. Weshalb auch sollte sie nicht das Gefühl
genießen, endlich mit jemandem zu sprechen, der Verständnis für
sie hatte und mit dem sie ein Team bilden konnte, um ihr Problem zu lösen?
Nun da er erzählen sollte, zögerte er jedoch.
    „Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll…“
    Daniel überlegte, wie er ihr die Wahrheit
erzählen konnte, ohne auf die Details ihrer Zeugung einzugehen. Es schien
ihm nicht richtig, dieses Erlebnis seiner Tochter zu erzählen.
Offensichtlich konnte Lisa nur schwer ein spöttisches Grinsen
unterdrücken. Ahnte sie womöglich, woher sein Zögern
herrührte?
    „Dir ist schon klar, dass ich zum Teil Gedanken lesen
kann?“, verkündete sie spielerisch.
    Er war von ihrer Frechheit beeindruckt und konnte
plötzlich erahnen, wie sich väterlicher Stolz anfühlte.
    „Ich erspare dir die Geschichte, wie ich deine Mutter
kennen gelernt habe, du stehst sicher nicht auf schnulzige Liebesgeschichten,
oder?“
    „Die Geschichte kenne ich schon von meiner Mutter, aber
leider weiß sie nicht mehr, wie es weiter geht. Was ist in der Nacht
geschehen, ehe sie vor dir geflohen ist?“
    Daniel seufzte. „Sie hat es verdrängt, nicht wahr?
Wahrscheinlich ist sie deshalb nie damit fertig geworden... Könntest du
bitte darauf verzichten, meine Gedanken zu lesen, während ich es dir
erzähle? Ich meine… Es gibt Dinge, die man über seine Eltern nicht
wissen sollte…“
    Lisa schmunzelte. „Schon klar: Eltern hatten nie Sex
miteinander!“
    Viel Schamgefühl hatte seine Tochter offensichtlich
nicht, doch das störte ihn kaum, viel mehr brachte es ihn dazu, sich zu
entspannen.
    „Genau das meine ich.“
    „Ich versuche es.“
     
    Im Gegensatz zu dem, was sie behauptet hatte, bemühte
sie sich, erneut den Weg zu seinen versperrten Gedanken zu finden, während
Daniel mit seiner Erzählung begann. Es widerstrebte ihr zwar, erneut in
diese Privatsphäre einzudringen, die sie nichts anging und die sie
sicherlich nicht sehen wollte, doch wie sonst hätte sie erkennen
können, ob er ihr die Wahrheit erzählte?
    „Ich habe deine Mutter wirklich geliebt. Wir waren in
ihrer Ferienwohnung und sind uns zum ersten Mal näher gekommen…“
    Lisa schaffte es, in seine Gedankenwelt einzudringen,
doch als sie das Schlafzimmer sah, wusste sie, dass sie nicht eine
Ferienwohnung erblickte, sondern ihr Heim… Dies war das Haus in dem sie mit
Giorgio gelebt hatte. Dies war das Haus, in welches sie einst gelebt hatte… ehe
sie gestorben war…
    „Nein!“
    Daniel sah sie entsetzt an.
    „Lisa, was ist los?“
    „Ich weiß es! Ich weiß es wieder!“
    „Was?“
    „Du hast einen Geist in dir! Er heißt Giorgio. Du
weißt es, nicht wahr?“
    „Ja ich weiß es…“, antworte er mit ernster Stimme.
    Erleichtert stellte Lisa fest, dass ihr Vater nicht mit
Angst reagierte.
    „Weißt du wer er war?“
    Nein, er wusste es nicht, ertappte sie seine Gedanken,
noch ehe er ihr antwortete.
    „Ich habe oft versucht mit ihm zu kommunizieren, aber ich
bekomme keine klaren Informationen. Was weiß du über ihn, Lisa?“
    Sie war einem Zusammenbruch nah, sie spürte Tränen
in den Augen, doch sie wollte Daniel ihre Geschichte erzählen. Sie hatte
endlich einen Verbündeten gefunden, sie hatte endlich zu sich selbst
gefunden und obwohl ihr nicht gefiel, was sie entdeckte, nahm sie die Wahrheit
an.
    „Einiges von dem was damals war, habe ich nie begriffen.
Sicher bin ich mir nur darüber, dass ich von der Welt nichts verstand. Ich
war leer, ich fühlte mich verloren, gestrandet… Bis ich Giorgio getroffen
habe… Das war in einem anderen Leben, noch ehe ich als Lisa geboren wurde… In Italien…“
    Sie spürte wie der Geist in Daniel sich regte, als
sie mit ihrer Erzählung begann. Giorgios Geist näherte sich ihren
Gedanken und trug seinen Teil zur Geschichte bei…

Kapitel 8
    …Als Giorgio Elena zum ersten Mal sah, war sie noch ein
Kind und er selbst nur wenige Jahre älter. Kaum jemand hatte sie jemals
gesehen, doch jeder im Dorf wusste, dass die Picones nicht nur fünf
Söhne hatten, sondern auch noch eine Tochter, die sie nur selten aus dem
Haus ließen.
    Das kleine dunkelhaarige Mädchen hockte in einem
abgetragenen Kleid barfuss am Bach, der auf Giorgios Nachhauseweg lag.
    Er hatte sich angewöhnt, nach der Schule dort vorbei
zugehen und die Füße ins Wasser baumeln

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