Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
noch immer am Eingang. Da sie nicht
verstehen konnte, was gerade passiert war, schien sie sich allein darauf konzentrieren
zu wollen, Daniel feindselig zu zu mustern, um ihn auf Distanz zu halten. Auf
der oberen Etage knallte eine Tür zu, vermutlich die von Sandras Zimmer.
Erst als Daniels Aufmerksamkeit allein ihr zu gelten schien, kam Lisa langsam
die Treppe herunter Ein Hollywoodauftritt hätte nicht besser inszeniert
sein können, zumindest war seine junge Tochter offensichtlich dessen
überzeugt. Daniel betrachtete die fünfzehnjährige
Selbstdarstellerin und war gespannt, wie sie nun ihre Szene weiterspielen
wollte. Eine sehr skurrile Situation, bei der er auf der Hut bleiben wollte.
Lisa, ganz im Gegenteil zu ihrer Mutter, war ein verschlossenes Buch.
     
    Zu anstrengend war es für Lisa, die Gedanken Daniels
zu lesen und gleichzeitig ihre Gefühlswelt zu beherrschen. Sie verspürte
in seiner Nähe eine Vertrautheit, nach der sie sich ein Leben lang gesehnt
hatte. Dieses fremde Gefühl irritierte sie dermaßen, dass sie es
bevorzugte, zwei Meter vor ihm stehen zu bleiben. Sie wollte unbedingt allein
mit ihm sein, um zu erforschen, was sie beide so stark verband, dafür
musste sie zunächst ihre Großmutter fortschicken.
    „Oma, du solltest zu ihr gehen. Sag ihr, sie muss dagegen
ankämpfen und zu uns ins Wohnzimmer kommen, wenn sie soweit ist.“
    Es war Lisa bewusst, wie viel Autorität sie in
diesem Augenblick ausstrahlte, und sie hoffte diese richtig zu lenken, um ihre
Großmutter zu beeinflussen. Veronikas Antwort bewies ihr, dass es ihr
nicht gelungen war.
    „Ich lasse dich sicher nicht alleine mit ihm.“
    Leise Klänge schlichen sich durch Lisas Wesen und
kamen ihr zur Hilfe.
    „Doch, du wirst. Du weißt, dass sie dich braucht
und dass ich alleine sehr gut klarkomme. Jetzt geh einfach.“
    Lisa wusste, dass Veronika diesmal keine andere Wahl
hatte, als ihren von einer leisen Melodie begleiteten Worten zu gehorchen. Sie
beherrschte die Klänge zum Glück bereits gut genug, um den Willen
anderer Menschen zu beeinflussen. Als ihre Großmutter wortlos die Treppen
hinaufging, um ihr zu gehorchen, erschauderte Lisa vor ihrer eigenen Macht und
vor der Art wie sie sie missbrauchte. Um darüber nachzudenken, würde
sie sicherlich noch viel Zeit brauchen, doch nun wollte sie den Augenblick
genießen, da sie zum ersten Mal mit ihrem Vater allein war. Vater und
Tochter musterten sich neugierig.
    Sie ging näher und traute sich jetzt, sein Lächeln
zu erwidern. In seinen Augen entdeckte sie eine seltsame Mischung aus Freude
und Bewunderung, doch auch Spott lag in seinem Blick. Er war offensichtlich nicht
empfänglich für ihre neue Macht… Sie entspannte sich allmählich,
sicher endlich jemanden gefunden zu haben, der ihr ebenbürtig war und ihr
sogar helfen konnte. Daniel blickte kurz um sich und deutete auf die offene
Tür, die zum Wohnzimmer führte.
    „Wollen wir?“
    Die Welle der Autorität, die über sie gekommen
war, als sie ihre Großmutter weggeschickt hatte, verschwand langsam und
nun hatte sie nur noch den Wunsch, ihrem Vater in die Arme zu fallen... doch
sie tat es nicht.
    Sie ließ sich von ihm in das Wohnzimmer begleiten
und ihr war, als fülle sich der so vertraute Raum zum ersten Mal mit
Leben. Wärme und Geborgenheit durchfluteten sie, als Daniel sich neben sie
auf das weiche, plüschige Sofa setzte. Beim Versuch wieder zu klaren
Gedanken zu kommen, fiel ihr nichts weiter als den Namen Giorgio ein…
    Giorgio... Wie konnte sie Daniel nun befragen, ohne dass
er sie sofort für eine Verrückte hielt? Als er die Initiative
ergriff, konnte sie nicht anders, als ihn dankbar anzusehen und so einen Teil
ihrer Gefühle zu verraten.
    „Es tut mir unendlich leid, dass ich es nie geschafft
habe, deine Mutter zu finden. Dadurch habe ich all die Jahre nicht für
dich da sein können, das werde ich mir nie verzeihen können.“
    Ihre Gefühle drohten mit Tränen, doch Lisa
kämpfte erfolgreich dagegen an, Schwäche zu zeigen. Erst als Daniel
zärtlich einen Arm um ihre Schultern legte, wusste sie, dass sie nicht zu
kämpfen brauchte… In seiner Nähe musste sie nichts beweisen.
Erleichtert lehnte sie sich an ihn und im selben Augenblick verstummten die
Klänge, die sie seit Tagen verfolgten, wenn auch nur für einen kurzen
Augenblick... Lisa war dermaßen begierig darauf, Daniels Gedanken zu
erforschen, dass sie, anstatt die Stille zu genießen, der Versuchung
nicht widerstand, die Klänge absichtlich

Weitere Kostenlose Bücher