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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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geahnt.
Alienta hatte die Gedanken vieler verpestet und sehr viel Zeit mit Loodera
verbracht. Warum hätte er ausgerechnet ihre Tochter verschonen sollen? Die
Regentin bewahrte Ruhe, obwohl sie trauerte, ihre Tochter zu verlieren.
    „Du kennst den Weg zu den Kerkern, nicht wahr?“
    Loodera nickte und warf einen letzten, fast
zärtlichen Blick zu Leathan, ehe sie den Saal verließ.
    Während Leathan Loodera hinterher sah, spürte
er Mehanas Aufmerksamkeit auf ihn lasten. Erneut betrat er die Gedankenwelt der
Regentin, als suche er Halt in ihr. Er entdeckte, wie sie es bedauerte, ihm am
ersten Tag schon so vieles zumuten zu müssen. Sie hätte ihm gerne
ihre Stadt und ihr Volk gezeigt, ehe die ersten Wunden sie verunstaltetet
hatten. Leathan konnte nicht anders, als diese Frau zu respektieren.
    „Ich habe die Schönheit deiner Stadt gesehen und
bewundert, Mehana. Loodera zeigte sie mir…“
    „Es tut mir Leid, dass ich dir die Person nehmen musste,
die dich bislang so gut begleitet hat. Ich musste es tun und ich hoffe, du
wirst es bald verstehen können. Ich habe ein Volk zu beschützen und
kann es mir nicht erlauben, Rücksicht auf eine einzelne Person zu nehmen,
auch dann nicht, wenn ich es mir wünschen würde.“
    So einfühlsam war diese Frau, die ihre eigene
Gefühlswelt kaum zuließ. Leathan konnte nicht anders, als ihre
Entscheidung zu akzeptieren, auch wenn er noch nicht verstand, was überhaupt
vor sich ging und was genau Loodera verbrochen hatte. Er wusste nur eines:
Mehanas Entscheidungen waren richtig. Er wusste es einfach, ohne irgendeine
Erklärung zu brauchen... Plötzlich flackerte vor seinem inneren Auge
wirre Bilder auf... er sah Loodera, er sah Alienta, obwohl er den alten Mann
noch nicht kannte... Er wusste plötzlich, beide würden in seiner
Zukunft eine Rolle spielen… Als würde jemand anderes aus ihm sprechen, ergriff
er das Wort.
    „Ich würde gerne morgen alles über den Verrat
und Alienta erfahren… Ich muss mehr über ihn wissen.“.
    Sein Satz erstaunte ihn selbst und er runzelte über
seine eigenen Worte zweifelnd die Stirn. Mehana musste über seine
Verwirrung lächeln.
    „Du hast die Gabe der Seher, so wie ich. Mit ein wenig
Übung könntest du sicherlich präzise Visionen herbeirufen. Zweifle
nicht an dich. Wenn man diese Fähigkeit hat, weiß man oft nicht,
weshalb man etwas sagt. Ich kenne das Gefühl, man gewöhnt sich daran.
Sicher ist, dass man auf seinen Intuitionen hören sollte. Morgen
erzähle ich dir, was ich weiß, und bis dahin noch von Alienta
erfahren konnte.“

Kapitel 13
    Ruvin hatte die Aufgabe übernommen, Leathan zu
seinem Quartier zurückzubegeleiten. Beide schwiegen fast während des
gesamten Weges, offensichtlich in ihren eigenen Gedanken versunken.
    Die untergehende Sonne, die langsam hinter den steinigen
Bergen verschwand, tauchte Ker-Deijas in ein sanftes Rosa. Die Gärten
strömten die süßesten Blumengerüche aus, doch all das
reichte nicht, um beide zur Ruhe kommen zu lassen.
    Ruvin war es, der als erster das Schweigen brach.
Sicherlich fiel es ihm schwer, ein persönliches Gespräch mit diesem
Fremden zu suchen, doch es war offensichtlich, dass er über das, was ihn
belastete, sprechen musste, um wieder zu Ruhe zu kommen.
    „Du wusstest es, nicht wahr?“, fragte er in vorwurfsvollem
Tonfall.
    Leathan hätte in seinen Gedanken lesen können,
um seine Frage zu verstehen, doch dazu war er zu müde. Auch wenn für
das Volk der Wächter Telepathie eine normale Kommunikationsweise
darstellte, so war es für Leathan noch immer etwas Fremdes. Zu intensiv
war für ihn diese Art, an Informationen zu kommen.
    „Was meinst du?“
    Auch Ruvin war müde und er konnte allem Anschein
nach, trotz jahrelanger Übung im Beherrschen von Gefühlen, nur schwer
seinen Ärger verbergen.
    „Looderas Verrat! Du wusstest es und du hast absichtlich ihren
Geist beschützt. Warum?“
    Leathan zögerte nicht, zu antworten.
    „Das hättest du doch auch getan, wenn du es gekonnt
hättest!“
    Ruvin wirkte, als hätte aufschreien mögen, um
es zu verneinen, doch plötzlich hielt er inne, als müsse er sich
selbst klar darüber werden, wie die richtige Antwort lautete. Leathan
erlaubte es sich, kurz in den Gedanken des jungen Kriegers zu spähen.
    Nein, das konnte nicht sein, dachte Ruvin… Nein, er
hätte es nicht getan. Er hatte sich tatsächlich gefreut, als der Rat
entschieden hatte, dass er der Erzeuger von Looderas Kindern werden sollte,
sobald sie sich bereit fühlen

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