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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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es so viel zu tun gab. „...Wie du weißt, ist
Loodera Mehanas Tochter, ich hielt es daher für besser, unsere Regentin
nicht auch noch mit dieser Belastung alleine zu lassen...“ Esseldans Tonfall
verriet, wie viel Respekt er Mehana entgegenbrachte.
    Es entstand erneut einen kurzen Augenblick der Stille
zwischen beiden, doch obwohl noch immer viele Fragen Leathan quälten,
wusste er nicht, wie er diese stellen sollte. Esseldan war es, der die
richtigen Worte fand.
    „Um Anführer der Armee zu werden, muss man einige
Jahre im Exil verbringen und dort die Denkweise anderer Völker kennen
lernen. Es ist lange her, da ich in Kaluwik bei einem Volk von Nicht-Telepathen
gelebt habe. Da ich die Macht der Quelle hätte aufrufen müssen, um
deren Gedanken zu lesen, habe ich meistens darauf verzichtet. Im Laufe der Jahre
habe ich gelernt Gesichter zu lesen. Auf deinem sehe ich Neugierde,
Unsicherheit und sogar ein wenig Furcht. Du bist hier unter Freunden, Leathan. Jeder
von uns würde alles tun, um dir zu helfen, unsere Welt zu verstehen. Stell
deine Fragen, sag mir was dich beschäftigt.“
    Esseldan war nur ein Fremder und Leathan zögerte
noch, ihm etwas anzuvertrauen. Dieser starke Krieger wirkte, als hätte er
mit recht großem Erfolg seine Gefühlte verbannt, wie konnte er ihm
dann helfen, sein eigenes Chaos zu sortieren? Vielleicht war er jedoch gerade
wegen seine so sachliche Art genau der Richtige für diese Aufgabe. Esseldan
wirkte so ausgeglichen, als könne ihn nichts, was man ihm hätte
erzählen können, aus der Bahn werfen. Die Entscheidung sich ihm
anzuvertrauen fiel Leathan am Ende leicht…
    „Es gehen mir viele wirre Gedanken durch den Kopf, doch
ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, ich weiß nicht mal
wo ich anfangen soll…“
    „Was du gerade durchmachst, kann sich wohl keiner
vorstellen, der nicht Ähnliches erlebt hat. Es ist mit Sicherheit sehr
verwirrend. Doch wir beide sitzen hier und haben eines gemeinsam: Wir haben
sehr viel Zeit. Erzähle mir doch erst, wer du bist und wie deine Welt
aussieht. Dann werde ich auch besser verstehen können, was dich
beschäftigt und vielleicht sogar Fragen beantworten können, an die du
noch nicht gedacht hast.“
     
    Die Nacht wurde lang und mehrfach musste einer von beiden
aufstehen, um den Bergkristall mit frischer Energie aufzuladen, damit sie nicht
im Dunkeln sitzen mussten. Es war eine fast unmögliche Aufgabe, Lisas Welt
zu beschreiben, doch Leathans Gedanken blieben für Telepathie
verschlossen, auch wenn er sich bemühte, seine Gedanken mit Esseldan zu
teilen. Schließlich schaffte es der Armeeanführer Leathan beizubringen,
einzelne Bilder in die Gedanken des Gegenübers zu projizieren. Leathan
hatte in dieser Nacht schnell gelernt, sich die Vorteile dieser Art der
Kommunikation zu nutze zu machen. Er erzählte von Elenas Leben, von Lisas
Leben, davon, wie Lisa gerade ihren Vater wieder gefunden und sich mit ihrer
Mutter versöhnt hatte, ehe sie weggerufen wurde.
     
    Die Bilder und Gefühle, die Esseldan von ihm
empfing, ließen ihn nicht unberührt. Er war zwar fähig,
Gefühle zu unterdrücken, dennoch trug er sie in sich und war auch
fähig, sie zu verstehen. Er konnte nun nachvollziehen, wie befremdend es
für jemanden wie Lisa war, plötzlich Leathan sein zu müssen. Er
verstand auch, wie beängstigend es für sie gewesen war, Ansätze
von Magie verspürt zu haben, in einer Welt, in der man nicht einmal mehr
an der Existenz von Magie glaubte. Die Angst davor, Serfajs Erinnerungen nicht
länger in sich behalten zu können, obwohl diese hier gebraucht
wurden, konnte er auch verstehen. Verständnis allein war jedoch nicht
alles, was Esseldan zu bieten hatte. Er hatte nun auch Antworten und
Lösungen parat.
    Esseldan hatte die halbe Nacht nur zugehört, dennoch
hatte er nicht die geringsten Anzeichen von Müdigkeit oder
Unaufmerksamkeit gezeigt. Leathans Bedenken, er müsste sich vielleicht
ausruhen, um sich zu schonen, hatte er nur belächelt, doch inzwischen
wurden Leathans Bilder unpräziser. Bald würde auch er schlafen
müssen.
    „Für viele deiner Fragen und Zweifel könnte ich
Antworten für dich haben, doch für das meiste ist morgen noch Zeit.
Das einzige, was wir sofort besprechen sollten, ist deine Angst, Serfajs oder
gar deine Erinnerungen zu verlieren. Seine Erinnerungen sind unwesentlich. Wenn
du Serfajs Wissen verlierst, dann trauere dem nicht nach. Sein Wissen kannst du
in fast jedem von uns wieder finden. Du musst es nur

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