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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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ist…“
    „Na, dann… Wir haben ja ohnehin nichts Besseres zu tun,
oder?“
    „Nein, wohl nicht.“, gab Ruvin lächelnd zurück.
„Es wäre allerdings einfacher, wenn du jetzt in meinen Gedanken lesen
würdest. So wurden seit Generationen die Erinnerungen an unsere
Vergangenheit weiter gegeben… so wie das Wissen um unsere Kampfkunst, die du
auf diese Weise aus meinen Gedanken gelernt hast.“
    Leathan konnte einmal mehr diesen befremdenden Wandel in
Ruvins Verhalten beobachten, vom jungen, fast leichtsinnig wirkenden Krieger,
zum erfahrenen, verantwortungsvollen Truppenanführer. Ruvin nickte ihm
ermutigend zu und Leathan betrat vorsichtig Ruvins Gedankenwelt. Dabei achtete
er darauf, möglichst nicht zu tief in seinen Geist einzudringen. Er trug
in sich schon genügend Widersprüche, um nicht auch noch die eines
Anderen übernehmen zu wollen… In Ruvins Erinnerungen entdeckte er die
Landschaft um Ker-Deijas… Nur noch im Hintergrund seiner Wahrnehmung hörte
Leathan das Knistern des Lagerfeuers, das ihn in der Gegenwart hielt. Sein
Blick ruhte auf unzähligen Menschen, die auf ausgedörrten Feldern
arbeiteten. Leathan beobachte die Szenerie, als sei er einer von ihnen... Er
wagte es kaum, den Kopf bei der Arbeit zu heben, um zu seinen Freund zu sehen,
er war voller Furcht und sein Körper fühlte sich erschöpft an…
Leathan zog sich aus Ruvins Gedankenwelt zurück… Ihm fröstelte, trotz
des warmen Lagerfeuers.
    „Ich möchte das nicht erleben Ruvin… Ich möchte
mehr über euch erfahren, aber nicht auf diese Weise.“
    Ruvin sah ihn fragend und einmal mehr etwas
enttäuscht an. Wie sehr Leathan es hasste, ihn zu enttäuschen!
    „Wie willst du dann verstehen, was uns wichtig ist? Nur
wenn wir erfahren, können wir entdecken, was wiederholt werden sollte und
was nicht.“
    „Ich weiß nicht recht… Muss ich erst jemanden
töten, um zu wissen, dass ich das nicht tun möchte? Meine
Vorstellungskraft reicht mir da völlig… Braucht ihr denn keine Distanz zu
euerer Vergangenheit?“
    Ruvin dachte darüber nach. Leathan staunte sogar
darüber, wie lange er still blieb, als habe Leathan ihm eine Frage
gestellt, über die er noch nie zuvor nachgedacht hatte. Nachdem er sich
die Zeit genommen hatte, sorgfältig den Tee zuzubereiten und lange Leathan
beim Trinken zu beobachten, fand er seine Antwort. Leathan war fast
erleichtert, als Ruvin endlich die Stille brach.
    „Möglicherweise finden wir diese Distanz, von der du
sprichst, indem wir zu unseren Gefühlen die nötige Distanz entwickeln
und nicht zu unserer Vergangenheit… Möglicherweise, ist es dir unangenehm
unsere Geschichte auf telepathische Weise zu erfahren, weil du diese Art der
Distanz nie gelernt hast… Es tut mir leid, ich habe nicht daran gedacht… Ich
werde versuchen in Worte zu fassen, was ich dir mitteilen wollte.“
    Leathan nickte Ruvin zu, dankbar für sein
Verständnis, und Ruvin begann zu erzählen.
    „Zum Teil waren wir Sklaven, zum Teil waren wir Herren…
Die Herrschenden stammen von einem telepathischen Volk ab, die Sklaven wurden
aus verschiedenen Völkern ausgesucht, zumeist wurden die kräftigeren
Menschen auserwählt, um die anstrengenden Aufgaben zu verrichten…
Jahrhunderte sind seitdem vergangen. ehemalige Sklaven und ehemalige Herrscher
sind inzwischen so sehr vereint, dass man sie voneinander nicht mehr unterscheiden
kann. Die telepathischen Fähigkeiten sind jetzt bei uns allen vorhanden,
teils Dank des Einflusses der Quelle, teils weil wir zu einem Volk
zusammengewachsen sind. Aber zuvor war Ker-Deijas nicht der friedliche Ort, den
du kennst. Nicht nur die Sklaven haben gelitten, auch die Herrscher waren
damals nicht glücklich gewesen. Natürlich haben sie den Luxus und die
Muße genossen, doch sie hatten ständig Angst davor, das, was sie
hatten, zu verlieren. Sie hatten Angst, im Schlaf von ihren Sklaven
getötet zu werden. Sie hatten Angst, nicht stark genug zu sein, die
Eindringlinge und Diebe fern zu halten. Diese Angst hatte sie bösartig und
unzufrieden gemacht. Sie versuchten, sich dagegen zu wehren, indem sie nach
noch mehr Macht und Reichtum strebten, aber das machte alles nur noch
schlimmer. Unser König Leathan hat nicht nur die Sklaven befreit sondern
auch die Herrscher. Unsere Gesellschaft mag dir unvollkommen erscheinen, doch
ich kann mir keine bessere vorstellen. Die Völker über den Bergen
leben noch in den Strukturen, die wir früher hatten. Wir haben uns von
ihnen distanziert und zwar dank

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