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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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ihnen konnte er die für Menschen fremde Denkweise der
Götter gut nachvollziehen.
    Was die Priester nicht wussten, war, wie wenig sich die
Götter mit der Welt, die sie angeblich beherrschten, auskannten. Sie
befanden sich auf einer anderen Existenzebene, die so fern war, dass es viel
Energie erforderte, in die materielle Welt einzudringen und noch mehr Energie,
sie zu beeinflussen. Sie erreichten die Welt der Sterblichen nur über die
Menschen, die sie verehrten und so wie die Menschen die göttlichen
Gedankenwege nicht verstanden, so erging es auch den Göttern: Die Menschen
waren ihnen ein Rätsel.
    Oft wurden die Botschaften der Götter von ihren
Anhängern missverstanden, doch das war nicht wichtig. Wichtig war nur,
dass sie auf die eine oder andere Weise gehört wurden und ihre Existenz
somit Bestätigung fand.
    Anthalion fühlte, wie die wirre Gedanken seiner
Geschwister in seinen Geist eindrangen. Sie waren zornig. Anthalions
Trägheit machte sie zornig. Sie hatten seinem sterblichen Körper viel
Energie gegeben, was keine leichte Aufgabe war. Ein Teil von Anthalions
materiellem Wesen war von ihnen an Lebensenergie gebunden worden und doch
nutzte er seine Macht nicht, um die Wächter der Quelle zu zerstören.
    Anthalion erfuhr erneut durch sie, was Alienta ihm
längst verraten hatte: Der Bote der Wächter war durch die
Existenzebenen gereist und auf der Suche nach dem unsterblichen König. Die
Zeit des Planens war vorüber, es wurde Zeit zu handeln. Der Feind wurde stärker,
während Anthalion seine Macht missbrauchte, um sein physisches Leben zu
genießen. So der Vorwurf der Götter, der in seinen Gedanken hallte.
    Anthalion spürte ihren Neid. Jeder von ihnen
hätte alles gegeben, um einmal einen Körper zu haben. Nur widerwillig
halfen sie ihm nun, diesen Körper länger am Leben zu erhalten und mit
magischer Energie zu füttern, weil sie ihn brauchten, um die Quelle von
dieser Welt zu verbannen und ihre göttliche Vorherrschaft zu sichern.
    Laut sprach er die göttliche Botschaft für alle
Menschen unmissverständlich aus:
    „Der Krieg hat begonnen, das Volk der Ketzer und Hexen
hat die Wahrheit nicht erkannt. Beginnen wir mit der Zeremonie.“
    Anthalion wusste, die Priester waren längst bereit
und voller Vorfreude. Alle richteten ihre Gedanken auf ihre Götter und auf
ihn, Anthalion, Gott und Hohepriester aller Götter. Magische Energie
erfüllte die Räume, während die fanatischen Priester ihre
Litaneien sprachen.
    „Anthalion ist eure Stimme und euer Bruder, Todesbringer
und Lebensspender. Keine Gnade dem Feind!“
    Sie wiederholten den Satz, immer und immer wieder.
Anthalion spürte die Energie in sich wachsen. Er spürte, wie die
Götter ihm immer näher kamen. Gekräftigt von dem fanatischen
Glauben der Priester hatten sie genug Macht, um seine magische Energie zu
stärken und zu beflügeln.
    Ein blaues Licht umhüllte seinen Körper mit
solcher Intensität, dass der Tempel nun hell erleuchtet war. Anthalion
versuchte, so viel Energie wie möglich in seinen Geist aufzunehmen, bis
sie kaum noch Platz in seinem Körper fand.
    Zwei Priester näherten sich ihm, doch er nahm sie
nicht mehr wahr. Sie stützten seinen wankenden Körper, während
sein Geist, von den Göttern beflügelt, über den Ebenen,
Wäldern und Bergen seine Opfer suchte und fand.

Kapitel 16
    Der Himmel war klar und Leathan genoss den Ritt durch die
Prärie, während er sich weiterhin mit Ruvin unterhielt. Die Sonne
hatte vorerst die Wolken besiegt und spendete den Reisenden etwas Wärme.
Sie sprachen über den See der Quelle und Leathan erzählte von seinem
wiederkehrenden Traum, den er als Lisa häufig gehabt hatte. Ruvin schien
fasziniert davon.
    „Dass du ohne zu wissen, dass der See überhaupt
existiert, davon geträumt hast, ist unglaublich. Wahrscheinlich hast du in
deinem Leben als Lisa auch schon die Gabe der Visionen gehabt.“
    „Ich weiß nicht… Seltsam ist, dass ich meinen
Träumen, oder Visionen, den See als meine Heimat betrachtet habe. Es war,
als würde ich dorthin zurückkehren, nicht als würde ich etwas
neu entdecken…“
    Ruvin schien an dem Versuch zu scheitern, sich darauf
einen Reim zu machen.
    „Schade, dass du mir nicht früher davon erzählt
hast… Ich hätte dir geraten, das Mehana oder dem Rat vorzutragen. Eine
Vision ist eine wichtige Unterstützung, wenn man Entscheidungen treffen
muss. Manche sind nur etwas unklar, man muss sie zu deuten wissen.“
    „Na, gut. Dann verspreche ich dir, mich

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