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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Geschlecht geboren… Ein anmaßender Gedanke! Wie konnten
diese primitive Menschen von sich behaupten, sie seien seine oder Balderias
Nachkommen? Natürlich gab es unzählige Varianten zu dieser
Geschichte… Priester Kegalsiks behaupteten, Anthalion sei erst geboren, als
Kegalsik den Krieg entfacht hatte… doch was spielte es schon für eine
Rolle, was die Menschen glaubten? Wichtig war nur, dass sie glaubten und
beteten!
    Nur langsam ging Anthalion an den überfüllten
Bänken vorbei. Er betrachtete die Schönheit seines Tempels, um nicht
zu den Menschen sehen zu müssen. Er musste seine Verachtung für sie
beherrschen, das konnte er nur, wenn er sie ignorierte…
    Fackeln brannten an den Mauern des Tempels und lieferten
dem dunklen Saal ein unheilvolles, flackerndes Licht. Auf dem Altar vor seiner
Statue lagen die Symbole aller anderen Götter des Pantheons und warteten,
dass ihr Hohepriester Anthalion sie ins Leben rief.
    Die Ränge waren von Priestern aller Götter
besetzt. Alle neigten den Kopf, als Anthalion die Stufen zum Altar hinauf ging
und herrisch seinen Blick über den Saal schweifen ließ. Die
brennenden Fackeln verqualmten seit einigen Stunden den Saal. Die Zusatzstoffe,
die sie enthielten, hatten die gesamte Priesterschaft in einen Trance
ähnlichen Zustand versetzt.
    Anthalion atmete tief die mit Drogen versetzte Luft ein,
bis sein Körper sich anfühlte, als würde er schweben. Seine
Sinne waren schwächer geworden, der Gestank des Qualms und der vielen
ungewaschenen Menschen trat in den Hintergrund, dafür wurde sein Geist
klarer und stärker.
    ‚Der göttliche Einfluss’, dachten die Priester,
    ‚Grundbausteine der Chemie’, wusste Anthalion.
    Er hatte selbst diese Mischung kreiert, als er noch nicht
Anthalia errichtet hatte und sein sterblicher Körper ihm noch mehr zu
schaffen gemacht hatte. Nun griff er nur noch selten auf die Drogen zurück,
er wollte seine Sinne nicht länger unterdrücken. Seine Zeit als
Sterblicher war begrenzt, er würde jedes Detail dieser Art der Existenz auskosten,
denn obwohl seine Empfindungen ihn folterten, so waren sie dennoch ein
berauschendes Erlebnis.
    In seinen Tempeln war die Droge jedoch nützlich, um
ihn vor Fehltritten zu schützen, doch auch als Machtbeweis gegenüber
seinen Anhängern. Von Drogen wussten sie nichts, sie glaubten fest an den
göttlichen Einfluss seiner allgegenwärtigen Aura. Hinzu kam, dass die
Augen der Priester von den Drogen geschwächt waren, sie konnten ihn daher nur
wie durch einen Schleier als Silhouette erkennen, was ihn noch göttlicher
erscheinen ließ.
    Anthalions Stimme erhob sich laut durch die stillen
Ränge. Ehrfurcht erfasste die Priester, während Anthalion ein Symbol
nach dem anderen in die Hand nahm und die rituellen Worte sprach.
    „Gehüllt in den Schleier der Macht, rufe ich Euch,
meine göttlichen Geschwister: Selimka, Göttin der Meere, Kegalsik,
Gott des Krieges und der Jagd, Balderia, Göttin der Liebe und der
Schönheit, Iridien, Gott der Erde, Asildia, Gott der Sonne und des
Himmels, kommt zu mir! Ich Anthalion, Gott des Lebens und des Todes, wurde erwählt
um unseren Zorn zu tragen. Möge Dürre unsere Feinde plagen und
Kegalsiks Armee den Weg zur Rache ebnen.“
    Die Symbole aller Götter lagen nun wieder auf dem
Altar und Anthalion sprach weiter bedeutungslose Sätze, um die Priester zu
beeindrucken.
    Was den Göttern die Kraft gab, in Kontakt mit der
materiellen Welt zu treten, waren nicht die Worte, sondern die Kraft und
Intensität des Glaubens ihrer Anhänger. Es galt nicht die
Götter, sondern die Priester zu beeindrucken.
    Einige von ihnen näherten sich nun dem Altar, um
ihren Göttern Opfergaben darzubringen. Auf dem Altar standen
Gefäße mit verschiedenen Inhalten wie Meereswasser, Nahrungsmittel,
Schmuck, Salben. Einige schnitten tiefe Wunden in ihr Fleisch und ließen
Blut über Kegalsiks Symbol fließen.
    Anthalion konnte genau beobachten, dass die
schmerzstillende Droge sie dazu gebracht hatte, viel zu tief zu schneiden.
Dumme Menschen… Erleuchtung wurde zu Fanatismus, die Geister der Priester waren
gedanklich nur noch auf den Segen ihrer Götter gerichtet… Die Energie ihres
Glaubens erfüllte endlich ihr Soll.
    Anthalion spürte die Energie der Götter um
sich. Mit ihnen zu kommunizieren war keine leichte Aufgabe. Kaum ein Priester
schaffte es, ihre Botschaften zu verstehen. Nur Anthalion vermochte die
unvollständigen telepathischen Botschaften der Götter zu deuten. Als
einer von

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