Die Rache
Leibwächter hockte zusammengekauert auf dem Sofa, die Ellbogen auf den Knien. »Sie können sich bei mir bedanken, indem Sie einen Raum bauen, in dem ich aufrecht stehen kann.«
»Tut mir Leid«, sagte Foaly entschuldigend. »Wir sind nicht auf Leute von Ihrer Größe vorbereitet. Sool will Sie alle hier behalten, bis es Beweise für Ihre Geschichte gibt.«
»Wie sieht's denn aus?«, fragte Holly.
Foaly zog einen Ordner aus seinem Hemd. »Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein, aber ich dachte, Ihr wärt vielleicht gern auf dem neuesten Stand.«
Sie setzten sich um einen Tisch, während Foaly die Berichte ausbreitete.
»Die Brill-Brüder haben wir an der Schachtwand gefunden. Sie singen wie Stinkwürmer, so viel zum Thema Loyalität gegenüber ihrer Chefin. Die Spurensicherung hat genügend Überreste von dem Tarnshuttle gefunden, um seine Existenz beweisen zu können.«
Holly klatschte in die Hände. »Na, dann ist doch alles klar.«
»Nicht ganz«, korrigierte Artemis. »Solange sie Opal nicht haben, könnten immer noch wir für alles verantwortlich sein. Die Brill-Brüder könnten lügen, um uns zu decken. Haben Sie Opal gefunden?«
Foaly ballte die Fäuste. »Ja und nein. Ihre Rettungskapsel hat durch die Explosion einen Riss bekommen, daher konnten wir sie aufspüren. Aber als wir die beschädigte Kapsel an der Oberfläche geortet hatten, war Opal verschwunden. Wir haben die Gegend mit einem Thermoscan überprüft und ihre Fußspuren gefunden. Sie führen zu einem kleinen Bauernhaus in den Weinbergen bei Bari. Über Satellit können wir sie sogar sehen. Aber es braucht Zeit, die Bergung zu organisieren. Opal gehört uns, und wir holen sie, aber es kann noch eine Woche dauern.«
Hollys Gesicht war dunkelrot vor Zorn. »Dann hoffe ich, sie genießt die Woche, denn es wird die beste ihres ganzen restlichen Lebens sein.«
In der Nähe von Bari.
Opal Kobois Rettungskapsel trudelte an die Oberfläche. Aus dem angeschlagenen Generator leckte Plasma. Opal war klar, dass diese Plasmatropfen Foaly eine erstklassige Spur boten. Sie musste die Kapsel so schnell wie möglich loswerden und einen Ort finden, wo sie untertauchen konnte, bis sie an einen Teil ihres Vermögens herankam.
Sie verließ den Shuttlehafen und schaffte noch knapp zwanzig Kilometer, bevor der Motor den Geist aufgab und sie zwang, in einem Weinberg notzulanden. Als sie aus der Kapsel kletterte, erblickte sie vor sich eine große, braun gebrannte Frau von etwa vierzig Jahren, die mit einer Schrotflinte auf sie zielte.
»Das hier sind meine Weinstöcke«, sagte die Frau auf Italienisch. »Die Weinstöcke sind mein Leben. Wie kommst du dazu, mit deinem komischen Flugzeug hier zu landen und mein Leben zu zerstören?«
Opal überlegte schnell. »Wo ist Ihre Familie?«, fragte sie. »Wo ist Ihr Mann?«
Die Frau pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich habe keine Familie und keinen Mann. Ich arbeite allein in diesem Weinberg. Ich bin die Letzte in der Linie. Diese Weinstöcke bedeuten mir mehr als mein Leben und ganz sicher mehr als deins.«
»Du bist nicht allein«, sagte Opal und aktivierte den hypnotischen Blick. »Jetzt hast du mich. Ich bin deine Tochter, Belinda.« Warum nicht? , dachte sie. Wenn es einmal funktioniert hat...
»Be-lin-da«, sagte die Frau langsam. »Ich habe eine Tochter?«
»Genau«, bestätigte Opal. »Belinda. Erinnere dich. Wir arbeiten zusammen im Weinberg. Ich helfe dir, den Wein zu keltern.«
»Du hilfst mir?«
Opal runzelte die Stirn. Diese Menschen begriffen nie irgendwas auf Anhieb. »Ja«, sagte sie mit kaum verhohlener Ungeduld. »Ich helfe dir. Ich arbeite an deiner Seite.«
Plötzlich klärte sich der Blick der Frau. »Belinda. Was stehst du hier so faul herum? Hol eine Schaufel und sieh zu, dass du an die Arbeit kommst. Es ist spät, wenn du hier fertig bist, musst du das Abendessen vorbereiten.«
Opals Herz setzte einen Schlag aus. Körperliche Arbeit? Kam gar nicht in Frage. Dafür waren andere da.
»Äh, Moment mal«, sagte sie und verstärkte den Blick bis zum Anschlag. »Ich bin deine verwöhnte Tochter Belinda. Du erlaubst mir nie zu arbeiten, damit ich keine rauen Hände bekomme. Du sparst mich für einen reichen Mann auf.« Das dürfte genügen. Sie würde sich ein paar Stunden bei dieser Frau verstecken und dann in die Stadt flüchten.
Doch Opal hatte sich zu früh gefreut.
»Das ist mal wieder typisch Belinda«, sagte die Frau und senkte die Schrotflinte. »Immer
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