Die Rache
aufgepasst hätte, wäre er heute vielleicht noch bei uns.«
»Vielleicht, aber ich glaube es nicht. Ich habe darüber nachgedacht, und es gab keinen Weg aus dem Schacht. Nicht ohne zu wissen, was gespielt wurde.«
Holly ließ die Hände sinken. »Danke, Artemis. Das ist nett von dir. Du wirst doch nicht plötzlich sentimental, oder?«
Artemis war ehrlich verwirrt. »Ich weiß es selbst nicht. Ein Teil in mir will ein Verbrecher sein, und der andere will ein ganz normales Teenagerdasein führen. Ich habe zwei widersprüchliche Persönlichkeiten in mir und einen Kopf voller Erinnerungen, die mir immer noch nicht wieder ganz gehören. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, nicht so recht zu wissen, wer man ist.«
»Keine Sorge, Menschenjunge«, sagte Holly. »Ich halte ein wachsames Auge auf dich, damit du auf dem rechten Weg bleibst.«
»Nicht nötig, ich habe zwei Eltern und einen Leibwächter, die das auch schon versuchen.«
»Nun, dann ist es vielleicht an der Zeit, sie zu lassen.«
Die Türen der VIP-Lounge glitten auf, und Foaly kam aufgeregt hereingetrabt, gefolgt von Commander Sool und ein paar seiner Lakaien. Offensichtlich war Sool nicht so gut aufgelegt wie der Zentaur und hatte seine Officer für den Fall mitgebracht, dass Butler Ärger machte.
Foaly packte Holly bei den Schultern. »Du bist frei«, verkündete er strahlend. »Der Rat hat sieben zu eins für dich gestimmt.«
Holly warf Sool einen finsteren Blick zu. »Und ich habe so eine Ahnung, von wem die eine Gegenstimme kam.«
Sool plusterte sich auf. »Ich bin immer noch Ihr Vorgesetzter, Short, und ich wünsche, dass Sie sich mir gegenüber entsprechend verhalten. Sie mögen in diesem Fall freigesprochen worden sein, aber ich werde Sie von jetzt an mit Argusaugen beobachten.«
Mulch schnippte mit den Fingern vor Foalys Nase. »He, Ponyboy, hallo. Was ist mit mir? Bin ich ein freier Zwerg?«
»Tja, der Rat hat beschlossen, Sie wegen des Shuttlediebstahls zu verurteilen.«
»Was?«, rief Mulch fassungslos. »Nachdem ich die ganze Stadt gerettet habe?«
»Aber«, fuhr Foaly fort, »in Anbetracht der Jahre, die Sie bereits wegen einer illegalen Durchsuchung abgesessen haben, ist der Rat bereit, die Sache fallen zu lassen. Einen Orden gibt es allerdings nicht.«
Mulch versetzte dem Zentauren einen Schlag auf die Kruppe. »Hätten Sie das nicht direkt sagen können, verdammt noch mal? Anstatt mich so auf die Folter zu spannen.«
Holly musterte Sool noch immer mit finsterer Miene. »Wissen Sie, was Commander Root kurz vor seinem Tod zu mir gesagt hat?«
»Nein, aber ich lausche gebannt«, erwiderte Sool mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Ich finde alles, was Sie sagen, faszinierend.«
»Er hat mehr oder weniger gesagt, es sei mein Job, dem Erdvolk zu dienen, so gut ich kann.«
»Kluge Worte. Ich hoffe, Sie werden sie beherzigen.«
Holly riss sich das ZUP-Abzeichen vom Revers. »Das tue ich. Solange Sie mir bei jeder Schicht über die Schulter blicken, werde ich niemandem helfen können. Deshalb habe ich beschlossen, es im Alleingang zu versuchen.« Sie warf das Abzeichen auf den Tisch. »Ich kündige.«
Sool lachte leise. »Falls das ein Bluff sein soll, funktioniert er nicht. Ich würde mich sogar freuen, Sie loszuwerden.«
»Holly, tu das nicht«, flehte Foaly. »Die Truppe braucht dich. Ich brauche dich.«
Holly klopfte seine Flanke. »Die ZUP hat mich beschuldigt, Julius ermordet zu haben. Wie kann ich da bleiben? Aber keine Sorge, alter Freund, ich gehe nicht weit.« Sie nickte Mulch zu. »Kommen Sie mit?«
»Wer, ich?«
Holly grinste. »Sie sind jetzt ein freier Zwerg, und jeder Privatdetektiv braucht einen Partner. Jemanden mit Verbindungen in die Unterwelt.«
Mulch warf sich in die Brust. »Mulch Diggums, Privatdetektiv. Das gefällt mir. He, aber ich bin kein Assistent, oder? Der Assistent kriegt nämlich immer alles ab.«
»Nein. Sie sind ein gleichwertiger Partner. Alles, was wir einnehmen, wird geteilt.«
Dann wandte Holly sich Artemis zu. »Wir haben es wieder einmal geschafft, Menschenjunge. Wir haben die Welt gerettet, oder zumindest verhindert, dass zwei Welten aufeinander prallen.«
Artemis nickte. »Und es wird nicht einfacher. Vielleicht sollte das mal jemand anders übernehmen.«
Holly umarmte ihn. »Niemand hat so viel Stil wie wir.« Leise flüsterte sie ihm ins Ohr: »Ich melde mich. Vielleicht hast du ja Interesse an einer Beratertätigkeit?«
Artemis drückte ihren Arm. Das genügte ihr als
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