Die Rache
seinem Kopf.
Er war erst ein einziges Mal hier gewesen, an dem Tag, an dem ihn Teeth das Graffiti hatte säubern lassen. Hinter der Tür am Ende des Ganges lag eine Metalltreppe, die in den überwachten Parkbereich unter den Marina-View -Appartements führte, in denen Julian wohnte.
Jeder Parkplatz gehörte zu einem bestimmten Appartement, daher stieà James recht schnell auf Julians roten Fiat, der neben dem Jaguar XF seines Vaters stand. James wusste, dass die gesamte Marina-Heights- Anlage von einem einzigen Wachmann im Auge behalten wurde, daher hatte er mehr Angst, von einem der Anwohner entdeckt zu werden, als vor den Ãberwachungskameras am Ende jeder Parkreihe.
James zog die kleine schwarze Schachtel aus seiner Hosentasche und drückte auf einen der beiden Knöpfe. Chloe hatte das Gerät vorprogrammiert, sodass es eine Masterfrequenz aussendete und Julians Auto aufschloss, wie das Aufblitzen der Blinker anzeigte.
James öffnete die Tür und setzte sich auf den Fahrersitz. Mit dem tackerartigen Gerät schoss er drei stecknadelgroÃe Abhörsender in die Stoffverkleidung des Daches. Dann stieg er aus, warf einen wachsamen Blick über die Schulter und schloss den Wagen per Funksteuerung wieder ab.
Danach hockte er sich hin, griff unter den Kotflügel und brachte die magnetische graue Kiste an. Dabei handelte es sich um einen ferngesteuerten GPS-Tracker, der gleichzeitig als Verstärker für die winzigen Wanzen im Inneren diente.
Jamesâ² letzte Aufgabe war die schmutzigste. Er schraubte das Glas mit der Eier-Matsch-Mischung auf, tauchte zwei Finger hinein und verschmierte damit das Nummernschild, sodass drei Buchstaben unleserlich wurden. Da er mit der StoÃstange an der Wand stand, würde es Julian nicht auffallen, wenn er losfuhr.
James wischte sich die Finger an einer Crêperie-Serviette ab und lieà diese in die Papiertüte fallen, bevor er aufstand und wieder zur Treppe ging. Im Gang grüÃte er ein Mitglied der Putztruppe und marschierte dann in die Personalumkleide, um sich seinen Helm und seine Schutzkleidung zu holen.
Bevor er sich den ReiÃverschluss der Jacke zuzog, nahm er das Handy heraus und schickte Chloe eine SMS: ERLEDIGT!
27
Freitag
Um halb acht Uhr morgens steuerten Julian und Nigel aus der Garage von Marina-View , ohne zu ahnen, dass ihnen mit einem Kilometer Abstand zwei Autos folgten.
Das eine war ein Polizeifahrzeug aus Devon mit zwei uniformierten Beamten. Das zweite war ein Zivilfahrzeug. Darin saÃen Neil Gauche von der Biker-Sondereinheit und Jake McEwen von CHERUB und hörten jedes Wort mit, das Julian und Nigel sagten.
Momentan war diese Unterhaltung allerdings wenig ergiebig und reichte von Ãbernachtungspartys und Geburtstagen bis hin zu Pfadfindern und Computerspielen. Zwar stritten die beiden Siebzehnjährigen regelmäÃig miteinander aufgrund der Schulden, die Julian als Nigels Kunde hatte, aber das Band der Freundschaft, das bereits in der Grundschule geknüpft worden war, bestand immer noch.
Auf der A38 herrschte viel Verkehr, allerdings ohne Stau. Sie brauchten achtzig Minuten bis Exeter zur M5. Julian blieb mit seinem Fiat auf der mittleren Spur, und die Tachonadel zeigte konstant hundertzwanzig Stundenkilometer.
»Wie läuftâ²s mit Caitlyn?«, wollte Julian wissen, als er einen Laster überholte. Es war ein schöner Tag. Aus dem Radio erklang How Soon is Now von den Smiths, doch der Song ging fast im Motorengeräusch unter.
»Caitlyn ist echt heftig«, lächelte Nigel. »Sie raucht fast meinen ganzen Gewinn auf, aber ich werde auf andere Weise entschädigt, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Triffst du James Raven eigentlich oft?«, fragte Julian.
»Die meiste Zeit verbringe ich mit Caitlyn, aber gelegentlich sehen wir uns. Er ist verdammt clever, wusstest
du das? Er hat sich ein paar Stunden lang mit dem Mathekram beschäftigt, den ich überhaupt nicht verstanden habe.«
»Das mit Ashley hab ich total versaut«, gab Julian zu.
Nigel nickte. »Wenn man den Macho bei jemandem raushängen lässt, der seine Freundin angräbt, sollte man vorher sicher sein, dass der andere nicht den schwarzen Gürtel in Karate hat und ein Kickbox-Ass ist.«
»Echt jetzt?«, fragte Julian entgeistert.
»Na, zumindest behauptet er das, und er sieht auch ganz danach aus«, grinste Nigel. »Aber ich habe nicht die Absicht, es
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