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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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ausgeklügelter Designtempel würde nichts offenbaren, und doch konnte sie nicht aufhören. Mit einem Klick öffnete sie eine weitere Tür. Und holte zischend Luft.
    Der Schrank war voll mit   … allem Möglichen. Jedes einzelne Regal war zum Bersten vollgestopft. Fast hätte sie gelacht.
    Hier versteckte er also, was andere Leute offen herumstehen hatten – allen möglichen Plunder. Papiere, Schuhschachteln, Kartons mit transparenten Seitenwänden, vollgestopft mit Klamotten, Mappen und einzelnen Fotografien. Es war, als hätte sie den Anti-Ed gefunden. Sie zog einen beliebigen Schuhkarton hervor. Briefe und Postkarten, Zeugnisse der Jungen, Rechnungen und Empfangsbestätigungen, Infozettel über Kurse und Sonderangebote. Sogar zerfledderte Ferienromane, von denen sie geglaubt hatte, dass sie längst in derMülltonne gelandet waren. In einer Schuhschachtel von Hackett befanden sich alte Kassetten und Handyladegeräte, die mittlerweile technisch überholt waren, und CDs ohne Hüllen. Sie entdeckte sogar Schuhe für Barbiepuppen – einzelne, die vom Fußboden geklaubt worden waren – und Gummibänder mit Flusen daran.
    Fasziniert von ihrer Entdeckung, zog sie eine weitere Schachtel mit Zetteln hervor. Noch mehr Belege, dieses Mal Quittungen für Kleidung und Kunstwerke. Schuhe, wie sie sie bislang lediglich bewundert hatte. Handgefertigt in der Jermyn Street zu mehreren hundert Pfund das Paar. Sie schluckte schwer – deshalb waren sie also knapp bei Kasse.
    Sie ließ sich auf einen Sessel in der Ecke des Zimmers fallen. Was war ihr Ehemann nun – etwa ein Hochstapler? Plötzlich kam er ihr wie eines dieser Gebäude vor, die er so bewunderte. Von außen alles aus Glas und Stahl im zeitgenössischen Megadesign, ganz auf die Erwartungen der Menschen ausgerichtet, doch dahinter befand sich das normale Chaos des Alltags. Ed war allerdings, wie es schien, nicht an einem normalen Leben interessiert. Er hatte sie gar nicht mit der Frau betrogen, die dieses würzig-süße Parfüm benutzte. Er hatte Georgie eigentlich überhaupt nicht betrogen, weil er niemals wirklich ehrlich gewesen war und sein wahres Ich hinter Schranktüren aus Ahornholz verbarg.
    Von ihrer Position aus konnte sie bis ans hintere Ende des untersten Regals sehen, und dort, hinter einem alten Paar Joggingschuhe, lag die abgenutzte kleine Reisetasche, die sie sofort wiedererkannte, wenn sie sich auch nicht mehr daran erinnern konnte, wann sie sie zuletzt gesehen hatte. Langsam öffnete sie den Reißverschluss und wusste bereits ganz genau, was sich darin befand. Pastellfarbene Frottéstrampler in Pink- und Gelbtönen mit Gänseblümchen, Enten, Teddybären und Hummeln verziert. Winzige Söckchen und Musselintücher. Der Duft von Fairy Non-Bio, dem Pflegewaschmittel, stiegGeorgie in die Nase, und sie verlor die Fassung. Schluchzer entrangen sich ihrer Kehle. Libbys Babysachen, die sie so sorgfältig zusammengefaltet und in die Tasche gelegt hatte, die damals ihre Krankenhaustasche gewesen war. Für das nächste Mal, wenn sie sie wieder brauchen würde. Und hier waren sie, lieblos in die hinterste Ecke eines Schranks voller Lügen und Geheimnisse gestopft, statt sie wertzuschätzen, wie es sich gehörte. Aus Georgies Blickfeld entfernt, um sie von dem Gedanken an ein weiteres Baby abzubringen.
    Georgie fing an, unkontrolliert zu zittern. Was fühlte sie? Eine Riesenwelle aus Trauer und Reue. Sie hatte sich vorgemacht, dass alles wieder gut werden würde, und doch hatte er sie wieder hintergangen. Er verdiente die Liebe nicht, die sie an ihn verschwendet hatte. Und er hatte auch ihre wunderbare kleine Tochter nicht verdient. Oder das Baby, das schließlich noch immer in ihr heranwuchs.

Kapitel 21
    Flick sah durch die Dunkelheit zur Uhr. Zwanzig Minuten waren vergangen. Sie seufzte. Es war sinnlos. Die Laken waren zerwühlt, und sie fand in keine bequeme Schlafposition.
    Vielleicht sollte sie es einfach aufgeben und noch einmal versuchen, in die Handlung ihres Buchs einzusteigen – das ziemlich heftige Gerichtsdrama einer verarmten irischen Familie   –, aber sie war sich nicht sicher, ob sie von der Schuld und dem Elend anderer lesen wollte. Sie hatte selbst genug am Hals.
    Zehn Minuten später, in denen sie sich gezwungen hatte, die Buchungskonten der Agentur einzeln im Kopf durchzugehen, um vor lauter Langeweile einzuschlafen, gab sie sich geschlagen und stieg aus dem Bett. Ihre Fußsohlen jubelten bei dem Kontakt mit dem wunderbar kühlen

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