Die Rache-Agentur
lächelte.
Georgie machte sich gerade einen Tee, als Ed gähnend von oben herunterkam und verkündete, dass der Tag nun für ihnzu Ende sei, da er morgen früh aufstehen müsse. Er küsste sie auf den Mund und ging wieder nach oben. Georgie tappte mit der dampfenden Tasse in der Hand ins Arbeitszimmer, wo der Computer noch an war, wenn auch im Ruhezustand. Zufrieden, dass sie einmal fünf Minuten ungestört an den Rechner konnte – Libby neigte dazu, ihn komplett in Beschlag zu nehmen, wenn sie zu Hause war –, loggte sich Georgie ein und rief YouTube auf. Sie hatte sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr Flicks Tanzvideo angesehen. Beim letzten Mal hatte es mehrere tausend Klicks und diverse Kommentare gegeben, hauptsächlich von Jacksons Freunden und Kollegen, die vermutlich über den Link auf die Seite gekommen waren, den sie zugeschickt bekommen hatten. Sie machten sich gnadenlos über ihn lustig, manchmal sogar recht deftig, und einer oder zwei meinten, dass er dem Mädchen in dem Bikini auf jeden Fall zu wenig gezahlt habe. Von seiner Ehefrau Sara hatten sie keine Rückmeldung erhalten, was aber daran lag, dass sie nicht im Büro gewesen waren, als sie das Geld vorbeigebracht hatte. War sie zufrieden mit dem, was Flick und Georgie erreicht hatten? Wie mochte sie sich gefühlt haben, als sie sah, wie ihr Mann seine Nase in den Ausschnitt einer fremden Frau steckte? Georgie war sich nicht so sicher gewesen, ob der Streich den gewünschten Effekt erzielt hatte. Keiner der Leute, die einen Kommentar abgegeben hatten, hatten wirklich schlecht von Mike Jackson gesprochen. Vielmehr schienen sie ihn als tollen Hecht zu sehen – als einen von ihnen. Vielleicht hatten sie ihm sogar einen Gefallen getan? Die Seite baute sich auf, dann wurde das Video abgespielt. Flick ließ die Hüften kreisen, und Jackson fing förmlich an zu sabbern. Georgie war immer noch unwohl an der Stelle, an der Flicks Gesicht deutlich zu sehen war. Sie hatte sich so angestrengt, das zu vermeiden, aber bei all der Bewegung war das nicht so einfach gewesen, und ein paar Mal wurde sie auch am Ellenbogen angestoßen. Vermutlichwar es nicht weiter schlimm. Es gab Tausende, Millionen von Videos auf YouTube.
Dann scrollte sie die Seite hinab und erstarrte. Über zehntausend Personen hatten sich das Video angesehen. Und über hundert Kommentare abgegeben. Sie scrollte weiter.
«Ich würd’s der echt gern besorgen. Wo ist dieser Club? Kennt den jemand?»
«Seht euch diesen Waschlappen an, der weiß ja gar nicht, was er mit ihr anstellen soll.»
«Sie ist aber nicht gerade toll. Die andere war besser.»
Dann: «Sie kriegt, was sie verdient. Schlampe.»
Georgie runzelte die Stirn und starrte auf die Bemerkung. Der Benutzername «hardman127» war nicht sehr aufschlussreich. Sie scrollte weiter. Da war er wieder. «Schlampen kriegen, was Schlampen verdienen. Diese hier ist keine Ausnahme.»
Georgie schluckte, ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. Dieser Kommentar unterschied sich von den anderen. Auf der nächsten Seite meldete er sich wieder zu Wort. «Drecks schlampe . Dreckige Hure. Die sollte lieber aufpassen, dass sie sich nicht jede Menge Ärger einhandelt.»
Konnte sie die Kommentare löschen? Sollte sie Kontakt zu YouTube aufnehmen? Georgie war sich ziemlich sicher, dass Flick es noch nicht gesehen hatte. Bestimmt nicht, aber sie sollte Bescheid wissen. Sie rieb sich über die Stirn und fühlte sich unbehaglich. Es gab niemanden, den sie um Rat fragen konnte – Ed ganz bestimmt nicht. Wahrscheinlich war es nur ein pickliger Teenager, der den starken Mann markierte. Sie würde Flick morgen Bescheid sagen. Aber trotzdem.
Gähnend blickte Georgie zur Uhr und schloss das Browserfenster. Die Desktopoberfläche mit dem Menü zum Ausloggen erschien. Ed war noch angemeldet, er hatte offensichtlich vergessen, sich auszuloggen, bevor er Lib etwas vorlesen gegangen war. Georgie klickte auf sein Icon, um ihn abzumelden,als sie sah, dass sein E-Mail -Account noch geöffnet war. Sie fuhr mit der Maus zu dem Kreuzchen oben in der Ecke, dann hielt sie inne. Die Nachrichten tauchten auf der Seite auf, und weitere kamen hinzu, als sie hinunterscrollte. Geschäftliche Mails von Leuten, von denen sie noch nie gehört hatte. Terminliche Absprachen und Änderungen. Doch da, fast auf einer ganzen Seite, waren Nachrichten von Lynn, die wieder und immer wieder beantwortet worden waren. Alle innerhalb der letzten Wochen gesendet und empfangen. Und dabei
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