Die Rache-Agentur
Schwangerschaft?» Seine Augen glitzerten, und sie lachte. «Kann Ihr Mann nicht einspringen?» Tim beschäftigte sich mit dem Tee, während er Georgie einen kurzen Seitenblick zuwarf.
«Doch. Das heißt, nein. Ich meine, er holt unsere Tochter bei einer Freundin ab, und ich bin auf dem Weg zu Flick.»
«Am Fluss? Das Rachegeschäft muss ganz schön lukrativ sein.»
Georgie nahm den Becher entgegen und bediente sich von dem Teller mit Keksen, den er ihr hingestellt hatte. «O ja, ich hatte ganz vergessen, dass Sie ja Bescheid wissen. Tatsächlich ist das sogar das eigentliche Problem. Wir sind zu weit gegangen, fürchte ich.» Und Georgie erzählte ihm von ihrem Verdacht wegen Jackson und der Situation mit Ben Houghton. Tim hörte ihr konzentriert zu.
«Ich kenne die eine Hälfte der Geschichte, denn ich habe gehört, wie Flick mit Houghtons Frau gesprochen hat. Allerdings hat sie mir gegenüber keine Einzelheiten erwähnt, und ich wusste auch nichts von dem
Pole-Dancing
. Dieser Einsatz ging doch weit über das Übliche hinaus, oder?»
«Ja, das tat er, wenn man es genau nimmt. Und jetzt sieht es gerade nicht so gut aus, aber ich denke, das wird sich wieder einrenken, jetzt, wo sie eine Weile von der Bildfläche verschwunden ist. Aber ich kenne diesen Houghton nicht. Kann sein, dass er genauso schlimm ist wie die anderen.»
«Ich kenne ihn nicht persönlich, aber wiederum Leute, die mit ihm bekannt sind, und mir ist nie etwas Schlechtes zu Ohren gekommen. Geld wie Heu.»
Tim trank seinen Tee und blickte auf seine Armbanduhr. «Wir sollten los, denke ich. Haben Sie alles?»
«Ja. Ich müsste noch schnell zur Toilette, bevor wir fahren.»
«Hat es wieder mit diesem Leck zu tun?» Georgie tat, als wollte sie ihm einen Klaps verpassen, doch Tim wich ihr geschmeidig aus. «Nur zu, Sie kennen sich ja aus. Ich hole währenddessen den Wagen, damit Sie nicht so weit zu laufen haben.»
Kurz darauf schloss Georgie die Haustür ab und drehte sich um, als sie hinter sich einen Motor brummen hörte. Sie konnte nicht anders, als breit zu grinsen. Tim wartete in einem orangefarbenen Käfer-Cabriolet – dem alten Modell – auf sie, einem Wagen, in dem man einfach Spaß haben musste. Sie konnte es kaum erwarten einzusteigen. Tim sprang heraus, öffnete ihr die Tür und stieg wieder ein, dann fuhr er los, und der Fahrtwind blies ihm das dunkle Haar aus dem Gesicht. Er lächelte ihr zu, dann öffnete er das Handschuhfach und holte eine Sonnenbrille heraus, die identisch mit dem Modell war, das er trug. «Vergessen Sie Ihre Frisur», meinte er mit einem Seitenblick, als er sah, wie sie ihr Haar mit einem Zopfgummi zusammenband, das sie aus ihrer Handtasche hervorgekramt hatte. «Aber ein Insekt ins Auge zu kriegen ist kein Vergnügen.»
Georgie ließ sich gemütlich in den Sitz zurücksinken, blickte sich um und genoss die warme Luft und die unerwartete Wendung, die der Abend genommen hatte. Sie verspürte keinen Zwang, Konversation zu machen, das brauchte sie bei Tim nicht. Er faszinierte sie. «Was zieht Sie so oft ins Ausland? Die Arbeit?»
«Teilweise», erwiderte er, blinkte nach links und fuhr langsamer vor einer Kreuzung.
«Ich baue gerade mein Geschäft auf, aber meine Exfrau ist Deutsche, und sie und mein Sohn leben noch dort.»
«Oh, verstehe, das tut mir leid.»
Tim zuckte mit den Schultern. «Das muss es nicht. Die Situationist freundschaftlich, wir verstehen uns so gut wie immer – was heißen soll, dass wir miteinander befreundet sind. Wir kennen uns schon seit der Kindheit, und wahrscheinlich hätten wir gar nicht erst heiraten sollen, da wir nicht ineinander verliebt waren oder dergleichen. Es hatte eines Tages so kommen müssen, nehme ich an.»
«Was hatte so kommen müssen?»
«Dass sich einer von uns Hals über Kopf verliebt.»
«Ach so», meinte Georgie langsam und betrachtete sein Profil. «Also, äh …»
«Tja, sie hat einen Mann bei der Arbeit kennengelernt, und das hat alles geändert. Es war offensichtlich, dass es sie schwer erwischt hatte, und das war überhaupt nicht vergleichbar mit dem, was wir füreinander empfanden. Am Anfang hat sie sehr darunter gelitten. Aber als klar war, dass es ihm nicht anders ging, wollte ich den beiden nicht im Weg stehen.»
«Wie – ungewöhnlich.»
«Finden Sie? Da bin ich mir nicht so sicher. Ich denke, wir haben einfach offen über unsere Gefühle geredet – sie hat nichts vor mir verheimlichen müssen oder so etwas in der Art. Sabine ist auch
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