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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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nicht so. Sie würden sie mögen, da bin ich mir sicher.»
    Georgie hatte sich in ihrem Sitz ihm zugewandt und sah Tim an, während er fuhr. Sie war seltsam berührt von seiner Geschichte, die so anders war als ihre eigene. Er lächelte ihr kurz zu, als der Verkehr neben dem Park zum Stocken kam, dann blickte er sich um. «Was für ein schöner Abend, sehen Sie mal, die Vögel, sie fliegen bestimmt zurück in ihre Nester.»
    Über ihnen durchschnitt ein Vogelschwarm in einer geschmeidigen Bewegung den Himmel, und auf dem Rasen spielten die Leute eine Partie Kricket im abendlichen Sonnenschein. Die Türme des Royal Patriotic Buildings ragten überdie Baumspitzen hervor und wirkten fast wie ein Märchenschloss. Georgie fühlte sich rundum wohl.
    «Manchmal ist London wunderschön, nicht wahr?»
    «O ja», stimmte Tim zu. «Das ist eine Sache, die sich definitiv verbessert hat. Sabine wollte in der Nähe ihrer Familie leben, und daher musste ich oft in Stuttgart bleiben. Ich habe meine Familie aber enorm vermisst, und es hat mir immer leidgetan, dass Anton – unser Sohn – nicht mehr Zeit mit seinen Cousins und Cousinen verbringen konnte. Aber wenn er an Weihnachten kommt, fahren wir nach Derbyshire, und es wird sein wie damals, als ich dort aufgewachsen bin. Phantastisch!»
    Georgie spürte plötzlich, wie sie diese unbekannte Sabine um ihren zweiten Ehemann, der sie verehrte, und ihren liebenswerten, hingebungsvollen Ex beneidete. Sie blickte aus dem Fenster. «Ihre Exfrau kann sich glücklich schätzen.»
    «Stimmt.» Tim nickte. «Ich denke, das kann sie. Auf gewisse Weise beneide ich sie. Sie wissen schon, dass sie jemanden getroffen hat, für den sie so viel empfindet. Sich geliebt fühlt. Was wir hatten, würde ich als gegenseitigen Respekt bezeichnen. Wir waren ‹einander zugetan›. Doch mir ist klar geworden, dass Liebe so viel mehr sein kann.»
    Sofort dachte Georgie an ihr Zuhause, an Ed und an die aktuelle Situation. «Und auch so viel weniger.»
    Schweigen breitete sich aus. Georgie blickte Tim an, der sich der Straße zuwandte, als sich die Autos vor ihnen wieder in Bewegung setzten. Sie sprachen nicht, bis Tim vor dem Gebäude aus Glas und Stahl anhielt, in dem Flick zurzeit wohnte. Georgie blickte an der balkonverzierten Fassade hinauf, die in der untergehenden Sonne blitzte, dann sah sie Tim an. «Wow, ganz schön protzig!»
    Auch er sah an dem Gebäude hinauf, und plötzlich fühlte sich Georgie frei und wollte nicht, dass die Zeit mit ihm schon vorbei war. «Kommen Sie mit», platzte es aus ihr heraus,bevor sie es sich anders überlegen konnte. «Bitte, falls es Ihre Zeit erlaubt. Flick wäre begeistert, das weiß ich, und wir hatten eigentlich nur vor, Pizza zu bestellen. Dann ordern wir einfach eine für Sie mit.»
    Er zögerte, doch sie sah seine Augen vergnügt aufleuchten. «Na ja, wenn Sie sich sicher sind, dann sehr gern.» Georgie wartete auf dem Gehsteig und lächelte, als sie zusah, wie er das Verdeck des kleinen orangefarbenen VW schloss.
     
    Flick wandte sich vom Kühlschrank ab, in den sie gerade eine weitere Flasche Wein gestellt hatte, und nahm das ungewöhnliche Bild auf, das sich ihrem Auge bot. Irgendwie war sie aus ihrer ewig gleichen Routine, bestehend aus Arbeit, Ausgehen mit Freundinnen und einsamen Abenden vor dem Fernseher, zu diesem kurzfristigen Zwischenstopp in einem Penthouse mit Blick auf die Themse gekommen und verbrachte einen Abend mit Georgie, die mit ihrem runden Bauch köstlich anzusehen war, einem Mann, der zwar nicht ihr Ehemann war, aber ganz offensichtlich verrückt nach ihr, und Ben Houghton. Aber wie stand er zu ihr?
    Ben hatte im Lauf des Tages angerufen und gefragt, wie es ihr gehe, woraufhin sie ihn spontan gefragt hatte, ob er nicht vorbeikommen wolle. Ein kleiner Entzückensschauder hatte sie überlaufen, als er sagte: «Ja, warum nicht?» Jetzt war er mit den beiden anderen ins Gespräch vertieft, was Flick die Gelegenheit gab, ihn ausgiebig zu betrachten. Sein Profil war kräftig, und während er sprach, gestikulierte er unbewusst mit den Händen oder fuhr sich durchs Haar, was er immer dann tat, wie Flick herausgefunden hatte, wenn er von Herausforderungen sprach. Er trug an diesem Abend eine Brille, die sie vorher nicht an ihm gesehen hatte, aber sie wusste ja nur wenig über ihn. Flick gefiel sein Hemd, das lässig war, aber von guter Qualität und in einer Schattierung von Meeresblau gehalten. Tatsächlich mochte sie alles an ihm, wie sie sich

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