Die Rache-Agentur
für das Krippenspiel.» Joanna zog eine Grimasse. «Offenbar spielt Libby einen Engel. Klingt anstrengend.»
«Finde ich auch. Bis später.» Flick ging nach draußen und lief die Straße hinunter. Sie würde sich die Reinigung für zuletzt aufheben. Sie musste Vorhänge abholen (wer in aller Welt brauchte saubere Vorhänge zum Weihnachtsfest?), und sie hatte nicht vor, diese länger als absolut notwendig mit sich herumzuschleppen. Obwohl es erst kurz nach drei Uhr war, begann es bereits zu dämmern, und die Lichter der Geschäfte tauchten die Straße in ein sanftes Licht. Flick betrachtete die glitzernden und funkelnden Auslagen. Selbst das Schaufenster der Schlachterei, in dem gerupfte Gänse kopfüber an den Füßen baumelten, verbreitete eine Atmosphäre wie in Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte. Das wäre doch eine schöne Abwechslung. Es war Jahre her, dass Flick ein richtiges Weihnachtsessen bekommen hatte. Eines ganz ohne Sojasprossen, versteht sich.
Als sie D’Altons betrat, schlug ihr die Wärme des Ladens entgegen. Es war mit Abstand das wundervollste Geschäftder ganzen Straße und ein Ort, an dem sie und Georgie sich regelmäßig zur Aufmunterung trafen. D’Altons führte alles, worauf man bestens verzichten konnte, aber keineswegs sollte. Halsketten und Armbänder in Konfektfarben hingen auf Ständern und in ornamental verzierten Glasvitrinen voller glitzernder Ohrringe. In den Regalen reihten sich Handtaschen neben wundervoll geformten Vasen, Kaffeebechern mit hübschen Mustern und Schals in allen Farben, die man sich nur vorstellen konnte. Dank der sanften Hintergrundmusik herrschte bei D’Altons eine angenehm entspannte Atmosphäre, die bei Flick eine derart heftige Kauflust auslöste, dass sie sich kaum zusammenreißen konnte und ihr förmlich das Wasser im Mund zusammenlief.
«Hi, Sally», begrüßte Flick die Besitzerin des Ladens, die gerade einen Kunden verabschiedet hatte. Der Laden war voller Leute. «Ganz schön viel los, was?»
«Himmel, das geht hier von morgens bis abends so. Dafür kann ich mir einen kleinen Skiurlaub im Februar leisten», antwortete sie leise.
«Ich soll etwas für George Fisher abholen.» Sally sah unter die Theke und kam mit einem Päckchen zurück, das in D’Al tons-Geschenkpapier mit passender Schleife eingewickelt war. «Ich hoffe, er hat es schon bezahlt?»
«Ja, alles erledigt.»
«Prima, bis bald dann. Ich schaffe es ohnehin nicht, mich lange von hier fernzuhalten.» Flick lachte und ging zum Ausgang. Sie wollte gerade die Tür öffnen, als sie eine vertraute Gestalt hinter dem Ständer zu ihrer Linken entdeckte. «Hi, Ed, wie geht’s?»
Ed war offenbar ganz vertieft gewesen, denn als er aufblickte, wirkte er ziemlich erschrocken. Doch dann lächelte er breit und gab Flick zur Begrüßung ein Küsschen auf beide Wangen. Er roch nach teurem Aftershave. «Flick, wie schön, dich zu sehen.» Gemeinsam blickten sie auf die Halskette,die er in der Hand hielt und die er betrachtete, als hätte er sie noch nie gesehen. Sie wirkte klotzig und schrill, sogar für D’Altons etwas zu modisch, mit abstrakten Formen in braunem und orangefarbenem Plastik.
«Ist die für Georgie?», wollte Flick wissen.
«Ja, genau», erwiderte Ed strahlend. «Ich dachte, ich schenke sie ihr zu Weihnachten. Was meinst du?»
Flick schwieg. «Ganz ehrlich?», fragte sie schließlich.
«Kann ich etwas anderes von dir erwarten?» Ed lachte.
«Die Kette ist nicht so ganz ihr Ding. Georgie trägt doch mehr Grün- und Pinktöne, stimmt’s? Sie würde etwas Feminineres vorziehen.» Flick blickte zu dem Schmuckständer hinüber und nahm ein Armband in die Hand, das mit zarten Lackblumen verziert war. Es gab die passende Halskette dazu, und Flick hielt beides nebeneinander hoch und legte den Kopf zur Seite. «Ja, das passt definitiv besser zu ihr.» Dann fiel ihr etwas ein. «Oh, jetzt erinnere ich mich wieder. Neulich erzählte sie mir von einem Schal, den sie gesehen hatte und der ihr so gut gefiel. Sie hat ihn mir gezeigt, als wir das letzte Mal hier waren. Lass uns mal sehen, ob es ihn noch gibt.» Sie drückte Ed den Schmuck in die Hand und ging die Schals durch, die Sally über ein Leitergestell gehängt hatte. Da war er. Das sanft schimmernde Perlrosa würde hervorragend zu Georgies hellem Teint und ihrem dunklen Haar passen.
«Hier ist er.» Glücklich, dass er noch nicht verkauft worden war, zeigte sie ihm den Schal. Georgie würde sich so freuen. «Ich hoffe, das
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