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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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letzten Kuss, den ihre Tochter nur etwas widerwillig zuließ, ging Georgie in den Aufführungssaal, der wie erwartet aus allen Nähten platzte. Mit ihrem Blick durchkämmte sie die enggeschlossenen Reihen von Vätern, die sich mit ihren Digitalkameras wie Paparazzi um die besten Plätze drängten. Doch von Ed war keine Spur zu sehen. Also bezog Georgie neben dem Sportbock aus der Turnhalle Position, von wo aus sie sowohl die Bühne als auch die Tür im Auge behalten konnte. Wie ihre Mutter sich gefreut hätte, Libby so zu sehen! Doch Lincoln war ein bisschen zu weit entfernt, um extra für eine Aufführung hierherzufahren, noch dazu, wo ihre Eltern ihre Zeit gerecht auf zehn Enkelkinder aufteilen mussten.
    Das Licht ging aus, und ein einzelner Spot erhellte die Bühne, als die Vorführung begann. Anders als sie erwartet hatte, versank Georgie vollkommen in der etwas holprigen Überlieferung der Weihnachtsgeschichte. Ihr Blick war die ganze Zeit auf Libby geheftet. Sie verfolgte jede Bewegung, jeden Satz ihrer Tochter, und als die ersten Takte von ‹Away in a Manger› ertönten, füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    Schließlich ebbte der Applaus ab. Georgie klatschte, bis ihre Hände heiß waren und schmerzten. Als das Licht wieder anging und die Kinder langsam die Bühne verließen, verlas der Schulleiter dienstbeflissen eine lange Liste von Danksagungen. Georgie blickte zur Tür und sah ihn dort stehen. Ed wirkte zerzaust und machte ein entschuldigendes Gesicht, das sie mit Liebe erfüllte. Sie arbeiteten sich durch die Menge aufeinander zu, vorbei an Menschen, die begonnen hatten, Stühle aufeinanderzustapeln, vorbei an kleinen Gruppenplaudernder Eltern und an Vorschulkindern, die den Augenblick nutzten, um unbeaufsichtigt herumzurennen. Als sie sich umarmten, begannen sie gleichzeitig zu sprechen.
    «Es tut mir leid, Schatz. Dieser dämliche Kundentermin wollte einfach nicht aufhören. Ich konnte nicht früher weg.»
    «Hast du sie gesehen? War sie nicht fabelhaft? Hast du es geschafft, sie aufzunehmen?»
    Ed setzte ein reumütiges Gesicht auf. «Ich bin gerade erst angekommen. Ich habe das letzte Stück mit dem Handy gefilmt – ach, Schatz, bitte sieh mich nicht so an, ich kann doch auch nichts dafür. Ich bin mir sicher, jemand anders hat alles aufgenommen. Warte, ich frage mal nach.»
    Enttäuscht schüttelte Georgie den Kopf. «Das kannst du dir sparen. Hier hat jeder sicher nur sein Kind gefilmt. Ach, Ed.»
    Er zog sie an sich und umarmte sie. «Es tut mir so leid, Süße. Ich habe es einfach nicht früher geschafft. Du weißt doch, dass ich es mir nicht hätte entgehen lassen, wenn ich gekonnt hätte.» Er blickte über ihre Schulter. «Da
bist
du ja, mein Schätzchen. Du warst einfach großartig. Der beste Engel von allen.»
    «Daddy! Du bist hier!» Libby ließ sich in Eds Arme fallen, und er hielt sie fest. Einen Augenblick lang stand Georgie einfach nur daneben und wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte, dass ihre Enttäuschung gerade einer gewissen Gereiztheit wich. War er früher zu den Krippenspielen seiner Söhne gegangen? Und wenn Libby Hockey spielen würde (Gott bewahre!), würde er dann alles in Bewegung setzen, um zu jedem ihrer Spiele zu kommen? Oder war das jetzt zickig?
    Georgies Gedanken wurden unterbrochen, als Libby sich zu ihr umdrehte und sich an sie schmiegte. «Mummy, können wir auf dem Heimweg Pommes kaufen? Das Schauspielen hat mich total hungrig gemacht.»
    Als Ed amüsiert lachend ihren Blick suchte, verrauchteGeorgies Ärger. «Wie wäre es, wenn ihr Mädels schon einmal fahrt?», schlug er vor. «Und ich besorge uns Pommes und treffe euch dann zu Hause, okay?» Damit fuhr er seiner Tochter durchs Haar und gab Georgie einen Kuss auf die Wange.
     
    Nachdem die Schule vorbei war, schien sich Weihnachten in Riesenschritten zu nähern. Zum Glück hatte Georgie lange im Voraus alles für Heiligabend vorbereitet. Sie hatte die Gefriertruhe gefüllt und auf ihrem Beutezug durch die Spielwarengeschäfte Geschenke für Eds Söhne, Libby und ihre Nichten und Neffen besorgt. Irgendwie war ihr diese Aufgabe übertragen worden, obwohl sie nicht das Gefühl hatte, dafür die Richtige zu sein. Ross und Charlie wuchsen langsam zu Teenagern heran, und Georgie hatte zwischen ferngesteuerten Robotern und Baukästen wenig Passendes für die Jungs gefunden. Nachdem sie Libbys Puppenhaus eingepackt und sicher verstaut hatte, durchstreifte sie das ihr unbekannte Terrain der Computer- und

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