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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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geschäftlich in Cardiff übernachten muss», unterbrach Georgie sie, während sie sorgfältig ihren Tee umrührte, als wäre sie zu einem Plauderstündchen beim Pfarrer eingeladen. Ihre Stimme war voller Tränen, als sie sagte: «Aber ich habe gerade herausbekommen, dass das Projekt in Cardiff bereits vor Monaten abgeschlossen wurde. Und jetzt rate mal.»
    Sie reichte Flick einen Becher mit Tee, der schrecklich schwach war, doch Flick wagte nicht, sich zu beschweren. «Äh, du hast beschlossen, sein Handy zu kontrollieren?»
    «Nein, ulkigerweise nicht, aber vielleicht tue ich das noch. Aber wo du es gerade sagst: Er hängt schon seit längerem Tag und Nacht an seinem Handy, vielleicht hätte mich das schon früher skeptisch machen sollen. Wie dumm von mir», fügte sie sarkastisch hinzu, während sie aus demFenster blickte. «Und ich dachte, ich könne ihm vertrauen. Nein, wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich fast darüber lachen, ich habe ein Päckchen bei der Post abgeholt, das an mich adressiert war. Darin lag der Pullover einer anderen Frau, der im Hotel liegen geblieben war, in dem die beiden übernachtet hatten. Offenbar hatten sie sich als Ehepaar ausgegeben.» Als sie das sagte, verzerrte sich ihr Gesicht, und Flick stellte ihren Teebecher ab und setzte sich neben Georgie, die sich in ihre Arme fallen ließ und losheulte. Ihr Körper bebte mit jedem Schluchzen. Flick hielt sie im Arm wie ein Kind und ließ sie weinen, bis die Vorderseite ihres T-Shirts tränendurchnässt war. Erschöpft blickte Georgie irgendwann auf und wischte sich Gesicht und Nase mit ihrem Ärmel ab.
    «Tut mir leid   …», schniefte sie.
    «Keine Ursache. Ein bisschen Rotz erhält die Freundschaft, nicht wahr?» Flick fischte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und reichte es Georgie. «Ich nehme mal nicht an, dass es dir hilft, wenn du ihn als Idiot, Arschloch und Volltrottel beschimpfst?»
    «Ein bisschen.» Georgie schnäuzte sich geräuschvoll. «Ich glaube nicht einmal, dass ich wütend auf ihn bin. Es fühlt sich nur so an, als hätte mir jemand die Organe aus dem Leib gerissen. Es sind die Lügen, mit denen ich nicht umgehen kann, Flick. Sie machen alles kaputt. Was für eine Riesenlüge! All unsere gemeinsamen Familienunternehmungen, all seine Anrufe, die er in Wirklichkeit von einem ganz anderen Ort aus geführt hat.» Georgie liefen erneut die Tränen über die Wangen, und sie wiegte den Oberkörper vor und zurück. «Und dann hat er sich einfach so neben mich ins Bett gelegt, nachdem er wahrscheinlich mit   …»
    «Halt, halt, halt», unterbrach Flick sie und legte eine Hand auf Georgies Knie. Ihr wurde ganz anders zumute, wenn sie daran dachte, wie John nach seinen Besuchen in London zuseiner Frau nach Hause kam. «Daran darfst du nicht denken.»
    Georgie blickte auf. «Aber ich kann nicht anders. Wie soll ich diesen Gedanken nur aus dem Kopf bekommen? Weißt du, wir haben nie richtig verstanden, was in den Frauen vorging, die zu uns kamen. Doch jetzt glaube ich, verstehe ich sie sehr gut.»
    Einen Augenblick lang schwieg Flick. Sie lehnte sich in das harte, kalte Sofa zurück. Ihr gegenüber stand ein Bücherregal. Doch anstelle der zerlesenen Taschenbücher aus dem Urlaub, die sie zu Hause in ihr Regal gestopft hatte, stand hier eine Auswahl großer Bildbände über Designer und Architekten. Dazwischen war eine Glasskulptur in umwerfenden Rot- und Grüntönen aufgestellt worden, die, wie Flick feststellte, mit der farblichen Gestaltung des Buchs daneben harmonierte. Alles hier war so gestylt, so durchdacht. Ed war regelrecht zwanghaft, wenn es um Äußerlichkeiten ging, und vielleicht waren ihm Georgies Unkompliziertheit, ihre Geradlinigkeit und ihre Gutherzigkeit nicht genug. Er brauchte Glanz und Gloria, um jemand zu sein. Was für ein Vollidiot!
    «Was willst du jetzt machen?», fragte Flick vorsichtig.
    «Keine Ahnung. Es ist alles noch zu frisch. Ich kann es noch gar nicht verstehen. Die ganze Zeit frage ich mich, ob es einen Grund gibt und ob ich irgendwie etwas falsch gemacht habe. Weißt du, vielleicht ist ja alles nur ein schreckliches Missverständnis.» Georgie sah zu Flick auf, die es nicht schaffte, ihren Gesichtsausdruck rechtzeitig zu verbergen. «Nein. Ich täusche mich nicht, oder?»
    «Es klingt nicht danach. Aber du könntest ihn auf die Probe stellen.»
    «Ja, das muss ich.» Georgie blickte auf die Uhr und seufzte. «Ich gehe jetzt lieber und mache mich etwas frisch. Ich muss Libby

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