Die Rache-Agentur
bei ihm den Auftrag zu überprüfen, was er ‹so trieb›?»
Flick wollte ihm sagen, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, doch wieder sah er ihr direkt in die Augen, und sie schaffte es nicht, den Blick von ihm zu lösen. Was
hatte
dieser Kerl bloß an sich? Er brachte es fertig, sie komplett zu verwirren, und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Hatte Alison das gemeint, als sie sagte, er sei sehr gerissen?
«Es geht Sie zwar nichts an, aber seine Frau weiß, dass er ein Schürzenjäger ist, und sie hat uns damit beauftragt, ihn bloßzustellen.»
Ben warf lachend den Kopf zurück. «Ich verstehe! Sie betreiben so eine Art Geschäft mit der Rache, nicht wahr? Und machen ‹Schürzenjägern› das Leben schwer.»
Flick spielte an ihrem Ärmel herum. «Vielleicht. Schon möglich.»
«Schürzenjäger.» Ben schüttelte amüsiert den Kopf. «Wie wunderbar altmodisch Sie sind, Felicity.»
«Flick», korrigierte sie ihn.
«Flick», sagte er sanft. «Also, im Fall von Mike Jackson haben Sie das wunderbar hinbekommen. Jeder, der im Südosten dieses Landes mit Immobilien zu tun hat, konnte Ihren Ausschnitt auf dem Bildschirm bewundern. Und sollte sich Ihr Rachegeschäft eines Tages nicht mehr lohnen, bekommen Sie jederzeit einen Job als Tänzerin. Aus eigener Erfahrung muss ich allerdings sagen, dass Sie nicht so auf Tuchfühlung mit den Kunden gehen dürfen. Das wäre dann nämlich
lap dance
.»
Flick hatte einen hochroten Kopf. «Ich weiß, aber irgendwie musste ich ihn ja aufs Bild bekommen.» Warum erzählte sie ihm das?
«Er ist sowieso ein widerlicher Typ», antwortete Ben überraschend. «Ich denke nicht, dass irgendjemand ihn bedauert hat.»
«Er hatte es verdient», bestätigte Flick. «Er
ist
ein widerlicher Typ, und jeder Mann, der sich so verhält und seine Frau derartig verletzt, hat es verdient, bloßgestellt zu werden!»
«Mag sein. Aber Sie schwingen sich zur Richterin auf. Die Sache ist nur: Was passiert, wenn Sie sich täuschen?»
«Ich glaube nicht, dass uns das bislang passiert ist.»
«Doch, das ist es.» Ben spielte mit dem Kaffeelöffel herum. Flicks Tee wurde langsam kalt. Sie mochte Darjeeling ohnehin nicht. «Ich befürchte, Sie haben etwas total missverstanden. Die Frau, mit der Sie mich beobachtet haben – ihr Name ist Nadin – ja, sie ist ausgesprochen gut aussehend. Aber sie ist auch ausgesprochen verheiratet und zwar mit einem guten Freund von mir.»
«Das mag ein Grund, aber kein Hindernis sein!» Flick lachte ein wenig zu laut.
«Richtig. Aber ich bin kein Mann, der so etwas macht. Viel wichtiger ist allerdings der Umstand, dass ihr das Westborough Hotel gehört. Oder vielmehr gehörte. Es ist mittlerweile in meinem Besitz.»
«Das weiß ich.» In Zeitlupe fiel bei Flick der Groschen. «Ich habe es in der Wochenendausgabe gelesen.»
«Tja, Fräulein Spürnase, anstatt mich als
Schürzenjäger
mit ihr zum Mittagessen zu verabreden, haben wir die Details des Kaufvertrags besprochen. Und dann habe ich mit ihr den Aufzug bestiegen, nicht etwa, um ihr die Kleider vom Leib zu reißen, sondern um in ihr Büro im vierten Stock zu fahren. Wenn Sie das überprüfen wollen, können Sie bei ihrem Ehemann nachfragen, der etwa zehn Minuten später zu uns stieß. Sind Sie jetzt zufrieden?»
Flick wusste nicht, was sie sagen sollte.
«Und heute Abend hatte ich eine Verabredung mit einem Architekten, der eines meiner Projekte außerhalb von St. Albans betreut. Sein Name ist Charlie, und er gehört definitiv nicht dem weiblichen Geschlecht an.» Bens Augen funkelten.
«Na gut, na gut, aber ich habe nur getan, worum Alison mich gebeten hat.» Ein Gedanke schoss Flick durch den Kopf. «Allerdings muss sie schließlich ihre Gründe haben, weshalb sie annimmt, dass Sie fremdgehen, oder? Es muss doch einen Anlass für ihren Verdacht geben? Warum sollte sie sich sonst die Mühe machen, uns zu beauftragen? Und die Tatsache, dass Sie mir gefolgt sind, gibt mir zu denken.»
Ben hielt ihrem Blick stand. «Ich habe Nachforschungen über Sie angestellt, weil ich wissen wollte, wer da im Dunklen vor meinem Haus parkt.»
«Und woher wissen Sie, wo ich wohne?»
«Ich habe Mittel und Wege, das in Erfahrung zu bringen – ohne Ihnen persönlich nachzuspionieren. Und ich verlassemich nicht auf das, was in den Zeitungen steht», fügte er demonstrativ hinzu. «Dann sind Sie im Westborough aufgetaucht, und ich wollte gern wissen, weshalb sich zwei Frauen so sehr für mein
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