Die Rache-Agentur
angekommen. Ich musste es von der Post abholen. Darin war ein Pullover aus Kaschmir. Ein Hotel hatte ihn geschickt. Sie hatten ihn in dem Zimmer gefunden, in dem du übernachtet hattest.»
«Moment mal», sagte Ed verdutzt. «Ein Päckchen von einem Hotel? Darum geht es? Lass mich mal sehen. Hotels haben eine Menge Gäste, weißt du. Hast du nie daran gedacht, dass es sich vielleicht um eine Verwechslung handeln könnte?»
Georgie zögerte. Er schien wirklich erstaunt zu sein. Doch dann dachte sie an das Restaurant. «Das ist es nicht allein. Es geht um Cardiff. Du warst gar nicht mehr dort, oder? DasProjekt ist bereits seit einer Ewigkeit abgeschlossen. Seit Monaten.»
War da eine Spur von Panik zu bemerken, als Ed lachte? «Woher willst du das wissen?»
«Ed, ich habe bei dir im Büro angerufen und nachgefragt.» Georgie holte tief Luft. «Hör zu, es hat keinen Sinn, es abzustreiten. Ich weiß, dass du eine Affäre hast. Du musst mir die Wahrheit sagen. Das ist das Mindeste, was du mir schuldest.»
Er lehnte sich zurück und starrte sie an. Dann richtete er den Blick nach unten auf seine Hände. Es herrschte längeres Schweigen zwischen ihnen, und Ed wackelte nervös mit einem Bein. «O Gott, Liebling, es tut mir so leid. Ja, da gibt es jemanden. Aber es ist nicht so, wie du denkst.» Flehend sah er sie an. «Ich hasse mich dafür, dass ich es dir nicht gesagt habe.»
Georgie schluckte. «Wer ist sie?»
Ed zuckte mit den Schultern. «Ich habe sie in einer Galerie kennengelernt. Wir waren die einzigen Besucher, also kamen wir ins Gespräch. Als ich ihr erzählte, was ich beruflich mache, bat sie mich um meine Visitenkarte. Danach rief sie mich an, weil sie einen Architekten brauchte. Wie sie sagte, wollte sie ein Objekt in Hammersmith umbauen lassen. Eine alte Kirche. Sie sollte zum Restaurant umfunktioniert werden.»
«Also wollte sie dich engagieren?»
«Das nahm ich zunächst an.» Ed schenkte sich nach. «Im mer wieder rief sie an, verabredete sich mit mir zum Mittag- und schließlich zum Abendessen. Und ich war damit einverstanden, weil ich dachte, wenn ich sie als Auftraggeberin für das Büro gewinnen könnte, wäre das gut, weißt du? Doch sie hielt mich hin, und dann – na ja, das Ganze wurde ziemlich unangenehm – fiel sie regelrecht über mich her.» Ed warf ihr einen kurzen Blick zu. «Ich war dumm und naiv. Und vielleicht ein bisschen geschmeichelt.»
Georgie sagte zunächst nichts. Sie wagte kaum zu fragen. «Wie heißt sie?»
Ed sah zu Boden. «Lynn. Es tut mir leid.»
Georgie betrachtete ihn nachdenklich. Er machte ein derartig reumütiges und beschämtes Gesicht, dass ihr das Herz aufging. «Hast du sie seitdem wiedergesehen?»
«Ich will vollkommen ehrlich mit dir sein, Georgie. Ich habe es neulich beendet. Ich habe ihr gesagt, dass sie sich direkt an mein Büro wenden muss, wenn sie fachliche Unterstützung braucht – allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie verstanden hat, was ich meinte.» Er seufzte schwer. «Trotzdem würde es mich überraschen, wenn ich noch einmal etwas von ihr höre.»
«Ist es wirklich aus, Ed?»
Er streckte sich nach ihr, nahm ihre Hand und sah ihr tief in die Augen. «Wirklich, Liebes. Ich würde dich in so einer Sache niemals belügen. Ich wollte es dir nur nicht erzählen – na ja, weil es mir eben nichts bedeutete. Und weil ich mir so lächerlich vorkam, dass sie mich derartig überrumpelt hatte und alles. Aber ich bin so erleichtert, dass wir jetzt über alles offen sprechen können. Ich möchte nicht, dass es Geheimnisse zwischen uns gibt.»
Georgie spürte, wie sie sich entspannte. Sie wusste, dass sie wütender auf ihn sein müsste, doch in gewisser Hinsicht war die Situation weniger schrecklich, als sie angenommen hatte. Und wenigstens wusste sie jetzt sicher, dass er die Wahrheit sagte, denn er hatte eingestanden, dass er sich mit der anderen zum Abendessen verabredet hatte, ohne dass Georgie es von sich aus erwähnt hatte. Hätte er sie an dieser Stelle angelogen, hätte sie gewusst, dass die Affäre noch andauerte. Das war ein gutes Zeichen. Doch eine andere Sache ließ ihr keine Ruhe.
«Ed, was ich nur nicht verstehe, ist, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Ich meine, sind Libby und ich dir nicht gutgenug? Reicht es nicht aus, dass du uns hast, um glücklich zu sein?»
Er seufzte. «Natürlich seid ihr das. Ihr seid mir beide so wichtig. Vielleicht war ich einfach nur dumm und eitel. Eines führte zum anderen, ich habe das
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